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Tausend Worte der Liebe

Tausend Worte der Liebe

Titel: Tausend Worte der Liebe
Autoren: Linda Lael Miller
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überhörte die Aufforderung zum Sitzen. Er hatte im Flugzeug lange genug gesessen. Ruhelos wanderte er durch den großen Raum und blieb am Fenster stehen, um auf die Fifth Avenue hinunterzusehen. Er dachte an Shay, die zu Hause in Skyler Beach wahrscheinlich alle Hände voll zu tun hatte mit den Käsebällchen, und er lächelte. »Ich bin die dreitausend Meilen geflogen, Ivan, um Ihnen persönlich zu sagen, dass sie sich einen neuen Indiana Jones suchen sollen.«
    »Sie sind älter geworden, Mitch, zugegeben. Die Recherchen, wie sie ihre Bücher bisher erforderten, mögen nicht mehr Ihr Fall sein. Aber durch die Biografien von Rosamond Dallas und Alan Roget hat Ihre Karriere doch sowieso eine andere Richtung genommen. Also, wo liegt das Problem wirklich, Mitch?«
    »Bei einer Frau.«
    Ivan seufzte. »Dachte ich es mir. Sagen Sie nichts, lassen Sie mich raten. Die Lady verlangt, dass Sie häuslich werden und nicht andauernd in der Welt herumsausen, um Mörder oder Kriminelle zu interviewen. Stimmt’s?«
    Mitch stand am Fenster, immer noch versunken in die vorweihnachtliche Pracht der Fifth Avenue. »Nein, Ivan, völlig falsch. Ohne Shay gäbe es nicht einmal das Buch über Alan Roget.«
    »So unterstützt sie Ihre Arbeit sogar. Bravo. Dann verstehe ich Sie aber erst recht nicht. Warum verleugnet ein Autor plötzlich sein Talent? Lässt seine Leser im Stich, seinen Verleger …«
    »Halbe Sachen hat es nie für mich gegeben, Ivan«, unterbrach ihn Mitch geduldig. »Und im Augenblick brauchte ich meine ganze Kraft, um diese Beziehung aufrechtzuerhalten.«
    »Wenn das so mühsam ist, lohnt sich die Sache vielleicht gar nicht.«
    »Sie lohnt sich, Ivan.«
    Ivan lehnte sich in seinem Drehstuhl zurück und nahm das Manuskript aus der Verpackung. »Fast fürchte ich, das hier zu lesen«, meinte er. »Ich setze voraus, dass es genauso gut ist, wie Ihre anderen Arbeiten.«
    »Besser«, sagte Mitch eher resigniert als stolz.
    Trotz seiner professionellen Beharrlichkeit war Ivan von Grund aus fair und außerdem ein guter Freund. »Ihre Lady muss wirklich etwas ganz Besonderes sein. Sollten Sie jemals wieder Lust zum Schreiben haben, dann rufen Sie mich an.«
    Mitch lächelte breit, stand bereits an der Tür, im Begriff zu gehen. »Ich erwarte ihren Heiratsantrag in allernächster Zeit«, sagte er und genoss das verblüffte Gesicht seines Agenten. »Machen Sie es gut, Ivan, und schöne Weihnachten!«
    »Brät sich denn niemand mehr selbst einen Truthahn?«, murmelte Shay, als sie die Auftragsliste durchsah, die Barbara hereingebracht hatte. Die sah, in ihrer rot-weißen Schürze mit Tannenzweigen drauf, wie ein halber Weihnachtsengel aus. Shay konnte es nicht ändern, aber sie fand die allgemeine Festtagsaufregung reichlich übertrieben.
    »Nehmen Sie es mir nicht übel, Miss Kendall, aber die meisten Leute würden sich freuen, wenn das Geschäft so gut liefe.«
    Shay seufzte. »Wahrscheinlich haben Sie recht.«
    »Sie machen sich nicht mehr viel aus Ihrer Firma, oder?«
    Diese direkte Frage schreckte Shay auf. »Jahrelang ist es mein Traum gewesen, einen Partyservice zu organisieren.«
    »Manchmal träumen wir, schuften, schwitzen und wünschen – und wenn’s so weit ist, sind wir enttäuscht. Ich glaube, Sie sehnen sich nach etwas ganz anderem, Miss Kendall.«
    Shay errötete. Verdammt, diese Frau mit ihrem treffsicheren Wahrnehmungsvermögen traf den Nagel auf den Kopf. »Es fällt mir nicht leicht, aber ich muss zugeben, dass ich viel lieber verheiratet wäre und Kinder hätte. Immer stark sein, sich keine schwache Minute erlauben können, das ist ziemlich anstrengend und stressig. Mal zu Hause sein, wenn Hank aus der Schule kommt, mal ein albernes Fernsehstück in Ruhe ansehen …« Shay fing sich wieder. Barbara musste entsetzt sein. Jede Frau würde entsetzt sein. »Tut es Ihnen nun leid, dass sie mich gefragt haben?«
    Barbara lachte in sich hinein. »Ich bin sehr lange verheiratet gewesen, Miss Kendall. Ich weiß genau, was Sie meinen.«
    »Sie sind nicht schockiert?«
    »Natürlich nicht. Sie sind noch jung, da ist es nur natürlich, dass Sie sich ein Zuhause mit einem Mann und Kindern wünschen.«
    Shay sah aus dem Fenster. Es gab noch keinen Schnee, und sie hätte sehr gerne Schnee. Sie wollte mit Mitch allein sein in den Bergen. Als sie sich umdrehte, war Barbara bereits aus dem Zimmer gegangen.
    Was mir fehlt, dachte Shay, ist ein bisschen Mut. Mitch will, dass ich ihm einen Antrag mache, also soll er seinen
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