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Tausche Glückskeks gegen Weihnachtswunder (German Edition)

Tausche Glückskeks gegen Weihnachtswunder (German Edition)

Titel: Tausche Glückskeks gegen Weihnachtswunder (German Edition)
Autoren: Annette Langen
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Schmuggelns verhaftet und ins Gefängnis gebracht worden.«
    Schlagartig wurde mir klar, warum es bei Mama keine weihnachtlich geschmückte Wohnung gab und bei Opa und Oma auch nicht. Das alles hätte sie zu sehr an jenen Weihnachtsabend mit Polizeibesuch erinnert.
    »Ich verstehe«, sagte Michel leise, »das muss furchtbar für Sie gewesen sein.«
    Opa richtete sich in seinem Sessel auf. »Der Junge ist für mehrere Jahre ins Gefängnis gekommen und immer mehr auf die schiefe Bahn geraten. Darum hat es uns gestern so berührt, als sein Baum umgeknickt war.«
    Wieder war es einen Moment im Wohnzimmer ganz still. Oma stand auf. Sie öffnete die Tür und ging in die Küche, um den Wasserkessel auf den Herd zu setzen. Die vier roten Kerzen auf der Fensterbank flackerten. Mama hatte die Arme um die Knie geschlungen und blickte still in das Kaminfeuer. Aber ich musste etwas wissen: »Warum habt ihr das denn nie gesagt?«, fragte ich. Opa und Mama zuckten die Schultern. »Die Wahrheit hat so wehgetan«, sagten sie, und die Trauer schwang in ihren Stimmen mit.
    Oma kam mit dem Tablett, auf dem Teetassen und die Teekanne standen, zurück ins Wohnzimmer. Sie stellte es auf dem Sofatischchen ab und richtete sich auf: »Hajo«, sagte sie entschieden, »ich finde, die Mädchen sollten das Haus weihnachtlich schmücken.«
    Opa zögerte erst und dann nickte er. »Weihnachtsschmuck haben wir keinen mehr, ihr müsst euch etwas einfallen lassen.«
    Das machten wir an diesem Abend vor Weihnachten. Im Schein der Außenlampe hatte Opa einen großen Ast von dem umgestürzten Baum absägt und am Balken im Wohnzimmer aufgehängt. Sina bastelte kleine Engelchen und Herzen aus Schafwolle, die wir in die Zweige des Astes hängten.
    »Morgen ist Weihnachten«, flüsterte ich Sina zu, während wir die Treppe zur Dachkammer hinaufstiegen. »Ob die Glückskekse recht behalten werden?«

Am vierundzwanzigsten Dezember schien morgens eine blasse Wintersonne in die Dachkammer. Ich blinzelte ins Sonnenlicht und drehte mich genüsslich im Bett um. Ich liebte an den Ferien ganz besonders, dass ich einfach ausschlafen konnte. Doch im Erdgeschoss jaulte der Staubsauger auf, an Schlafen war nicht mehr zu denken. Wie jedes Jahr startete meine Oma ihren Weihnachtsputz. Ich drückte mir das Kopfkissen auf die Ohren, aber der Staubsauger war lauter. Und damit nicht genug, nun klopfte Opa draußen vor dem Haus die Teppiche aus.
    »Was ist los?« Sina schaute verschlafen aus ihrem Kissen auf.
    »Oma zieht’s durch«, sagte ich und seufzte, »ihren alljährlichen Weihnachtsputz.«
    Als wir wenig später in die Küche hinunterkamen, standen alle Töpfe und Pfannen auf dem Küchentisch. Oma hatte sich ein Tuch um die Haare gewickelt und wischte die Schränke aus. Mama stand am Fenster und hielt sich an einer Tasse Kaffee fest. Sie zeigte nach draußen. »Das Wetter ist so schön heute und ihr wart noch gar nicht am Strand«, sagte sie. Aber ich wusste genau, was das hieß: Seht mal zu, dass ihr aus dem Haus kommt.
    Oma tauchte aus dem Schrank auf und wusch ihren Putzlappen aus. »Lasst euch Zeit, Kinders«, erklärte sie, bevor sie das nächste Fach auswischte.
    Opa trug die ausgeschlagenen Teppiche wieder ins Haus. McSniff begrüßte ihn stürmisch. »Geht mal eine Runde mit dem Hund«, sagte er. Da wussten wir es: Wir waren im Weg!
    »Zieh dir am besten zwei Pullover übereinander an«, sagte ich wenig später zu Sina und zog mir freiwillig meine lange Unterhose an. Denn ich wusste, es würde eiskalt werden und wir würden längere Zeit draußen sein, bis Omas Weihnachtsputz beendet war.
    Als wir beide angezogen waren, zogen wir vor der Haustür unsere Schuhe an und liefen mit McSniff durch die Dünen ans Meer. Der Strand war menschenleer und wirkte endlos lang. Wuchtige grüne Wellen rollten heran, brachen am Strand und immer neue Wellen bauten sich auf. McSniff rannte in die Wellen und versuchte sie zu schnappen, und das sah so komisch aus, dass wir lachten. Aber zum Stehenbleiben war es viel zu kalt. Die Kapuzen tief ins Gesicht gezogen, liefen Sina und ich über den Strand zum Inselende. Wir hatten den Wind im Rücken, und es fühlte sich so an, als ob eine unsichtbare Hand uns schieben würde. Der Wind zersauste McSniffs langes Fell, während er hinter Möwen herrannte, ohne sie zu erwischen. Dann trug er angespülte Holzstücke stolz im Maul und grub tiefe Löcher in den Sand. Wir liefen und liefen, bis wir zur Domäne Bill kamen. Einem Bauernhaus, in dem
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