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Tausche Glückskeks gegen Weihnachtswunder (German Edition)

Tausche Glückskeks gegen Weihnachtswunder (German Edition)

Titel: Tausche Glückskeks gegen Weihnachtswunder (German Edition)
Autoren: Annette Langen
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die Tür öffnete und die Kerzen flackerten. Sina und ich schauten aus dem Wohnzimmerfenster. Der Sturm peitschte durch die Büsche und der Himmel war ganz grau. Selbst die Schafe waren hinter der Scheune in Deckung gegangen.
    »Bei so einem Sturm fühlt man sich so klein wie eine Mücke«, sagte Sina, und damit hatte sie wirklich recht.
    Kurz darauf kam Opa ins Haus zurück. Er sah angespannt aus, sein Mund war nur ein dünner Strich. Oma bemerkte das sofort. »Hajo«, sagte sie, »was ist passiert?«
    Opa räusperte sich. »Die Stromleitung ist bei dem Sturm umgeknickt, deshalb haben wir keinen Strom mehr. «
    Mama sah auf. So als ob sie genau wusste, dass das nur ein Teil des Schadens war. Aber sie sagte nichts. Oma warf ihrem Mann einen Blick zu, der besagte: Sag mir die ganze Wahrheit.
    »Leider ist das noch nicht alles«, sagte Opa, und seine Stimme klang rau. Er räusperte sich.
    Oma sagte nur eines: »Sag es mir.«
    Opa stand auf und er ging unruhig in der Küche umher. Er sah so aus, als ob er lieber nichts gesagt hätte, aber Oma ließ nicht locker. »Sag es mir«, wiederholte sie.
    Da verschränkte Opa seine Hände so fest, dass die Knöchel weiß hervortraten. »Es ist leider so, dass der Sturm einen unserer beiden Apfelbäume umgeknickt hat.«
    »Oh nein.« Oma schlug sich die Hand vor den Mund und sie lief zu dem Küchenfenster und sah in den dämmrigen Morgen hinaus. Ich ging ihr nach. Der umgeknickte Apfelbaum lag da wie ein gestrandeter Wal. Seine Wurzeln ragten in die Luft und fanden keinen Halt im Erdreich mehr.
    Oma schlug sich die Hand vor den Mund. Ihre Schultern zuckten. Opa trat neben sie und sagte leise: »Das heißt doch nichts, Hanne«, aber Omas Schultern zuckten weiter. Sie schluchzte leise. Opa legte seinen Arm um ihre Schultern.
    Ich wusste nicht, was das zu bedeuten hatte. Natürlich war es schade um den Baum, aber meine Oma reagierte so, als ob ein Verwandter oder Freund gestorben war. Schließlich trat Mama zu ihr ans Küchenfenster. »Wir könnten ihn anrufen«, sagte sie kaum hörbar. »Dann weißt du, dass ihm nichts Schlimmes passiert ist.«
    Aber Oma schüttelte nur den Kopf, wischte sich die Augen und dann begann sie still den Frühstückstisch abzuräumen. Sina und ich halfen ihr und trugen das Geschirr zur Spüle. Oma räumte die Lebensmittel zurück in den Küchenschrank. Noch immer sagte sie nichts, aber ich wusste, dass etwas sie sehr, sehr traurig machte. Was konnte es nur gewesen sein? Warum wollte sie darüber nicht sprechen? Und das Wichtigste: Um wen ging es dabei?
    Sina und ich warfen uns einen Blick zu. Der besagte: Los, lass uns in unser Zimmer gehen und mal in Ruhe darüber reden. Aber Michel fasste ihre Hand und sagte: »Sina, bitte pack deine Sachen, wir fahren heute Nachmittag zurück. Wir müssen noch einen Weihnachtsaum besorgen und alles für das Fest vorbereiten.«
    Ich weiß nicht, wer mehr erschrak: Sina oder ich. Denn wir wollten uns jetzt nicht trennen und auch unsere Eltern sollten sich nicht trennen.
    »Paps, können wir nicht morgen nach Hause fahren?«, fing Sina an. Sie zeigte aus dem Wohnzimmerfenster und auf die sturmgepeitschten Büsche. »Bei dem Sturm schaukelt die Fähre bestimmt so stark, dass wir seekrank werden.«
    »Bei dem Wetter könnte tatsächlich ein heftiger Seegang herrschen«, gab Mama zu bedenken, die sich eine Tasse Tee eingoss.
    Mein Herz schlug schneller, das musste Michel doch überzeugen, lieber auf Juist zu bleiben. Aber er blieb hart. »Wir müssen auch noch alle Einkäufe machen und unsere Gans besorgen.« Er stand auf und humpelte zur Tür, um ins Gästezimmer zu gehen und seine Sachen zu packen. Doch er kam zurück und schlug sich vor die Stirn. »Nein, ich kann ja gar keine Gans kaufen. Bis wir zurück sind, sind die Läden geschlossen. Und morgen ist Sonntag. Dann muss ich sie am Montag auf den letzten Drücker besorgen.« Unruhig sah er auf seine Uhr, als ob er damit etwas ändern konnte.
    Oma hatte ihn gehört und steckte den Kopf aus der Küche. »Wenn Sie eine Gans brauchen, ist das gar kein Problem!« Sie öffnete das Eisfach, das ohne Strom abtaute, und zog einen dicken Gänsebraten heraus. »Ach, dann nehmen Sie unsere Gertrud mit.« Oma warf einen prüfenden Blick darauf. »Sie taut ohnehin schon ab. Bis Sie wieder zu Hause sind, ist sie genau richtig zum Zubereiten.«
    Erst meinte Michel, er könne die Gans nicht annehmen, aber Oma bestand darauf. So verließ er schließlich mit einer schweren Tüte, in der
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