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Tatortreiniger gesucht: Die schrägsten Berufe der Welt

Tatortreiniger gesucht: Die schrägsten Berufe der Welt

Titel: Tatortreiniger gesucht: Die schrägsten Berufe der Welt
Autoren: Nick L. Brille
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halb laufend. Sie bekommen Frühstück, dann müssen ihre Käfige sauber gemacht werden. Während der Rabenhüter seinen Zweitjob als Wächter des Towers ausübt, sieht er immer wieder nach seinen Schützlingen. Die Raben bleiben draußen, bis es dunkel wird – der Tag des Rabenhüters kann also vor allem im Sommer sehr lang sein. Die Tiere sind sehr gehorsam und kommen am Abend von selbst nach Hause, wenn der Rabenhüter nach ihnen pfeift.
    Dem gefällt der Job, wie es dem bereits erwähnten BBC -Interview zu entnehmen ist: »Die Raben sind Teil meiner Familie. Jeder hat seinen eigenen Charakter. Sie sind sehr intelligent und machen gerne Unfug.« Wir gehen an dieser Stelle davon aus, dass der andere Teil von Mr. Coyles Familie keine Flügel hat.
    Um ein Wächter des Towers zu werden, muss man mindestens zweiundzwanzig Jahre in der britischen Armee gedient haben und den Rang eines »Warrant Officer« (Stabsfeldwebel) erreicht haben. Dafür darf man als solcher dann auch in einer Wohnung im Tower wohnen. Sechs Prozent des jährlichen Einkommens wird als Miete abgezogen – angesichts der prominenten Adresse ein echtes Schnäppchen.
     
Gefahr: * (Der Tower gilt als Anschlagsziel potenzieller Monarchiegegner, doch dafür tendiert die Einbruchsgefahr gegen Null.)
Langeweile: *** (Raben zu dressieren soll angeblich eine recht anspruchsvolle Aufgabe sein. Das glauben wir gerne, können uns aber nicht vorstellen, dass sich damit ein langes Arbeitsleben sinnvoll ausfüllen lässt. Obwohl … es handelt sich um Briten. Dann vielleicht doch.)
Seltenheit: **** (Bei den Raben handelt es sich um Soldaten, beim Rabenmeister also sozusagen um den Kompaniechef. Per se ist diese Konstellation recht weit verbreitet, doch die »tierische Komponente« sorgt für eine gewisse Exklusivität.)
Ekelfaktor: (Es ist ein bisschen wie bei den Enten, siehe oben. Aber wenn man nichts gegen Raben hat, muss man sich nicht ekeln.)
Neidfaktor: **** (Es ist vor allem die Wohnung, die Neid hervorruft, denn viel prominenter kann man in London kaum wohnen. Vielleicht noch im Buckingham Palace, aber da hat man so anstrengende Mitbewohner.)

Schlangenfänger
     

    D ie Schwarze Mamba, die Kapkobra, die Puffotter und die Gabunviper haben mehrere Dinge gemeinsam: Es handelt sich um Schlangen, sie sind allesamt giftig, als Haustiere eher ungeeignet und gelten als wenig anschmiegsam. In unseren Gegenden sind giftige Schlangen – immerhin rund fünfhundert Arten gibt es weltweit – eher rar, und wenn jetzt jemand die Kreuzotter in den Ring wirft, so nötigt uns das bestenfalls ein müdes Lächeln ab. Beispielsweise gegenüber der Gemeinen Sandrasselotter (Das Wort »gemein« ist nicht als Wertung gedacht, sondern gehört zum Namen) verhält es sich mit der Kreuzotter wie mit Victoria Beckham im Vergleich zu Hannibal Lecter. Beide sind irgendwie ein und derselben Gattung zuzuordnen, doch bei einem Zusammentreffen mit Herrn Lecter sollten wir uns deutlich mehr Sorgen um unsere Gesundheit machen.
    Weltweit, so meldete es die deutsche Ärztezeitung im Mai 2010, sterben jährlich etwa 100 000 Menschen an den Folgen eines Schlangenbisses, was naturgemäß nicht eben dazu beiträgt, dass unsere schuppigen Planetenmitbewohner auf der Beliebtheitsskala nachhaltig punkten können. So ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass sich vor allem jene Menschen, die in Australien, bestimmten Gegenden Asiens, in Süd- und Mittelamerika sowie natürlich auf dem afrikanischen Kontinent wohnen, gerne rückversichern. Wer will schon eine oder mehrere der todbringenden Mäusevertilger unter dem Küchenbuffet haben? Zu diesem Behufe existiert in jenen Breitengraden der Beruf des Schlangenfängers. Dieser hat in erster Linie die Aufgabe, die lästigen Viecher aufzustöbern und möglichst weit fortzuschaffen – wie er das anstellt, bleibt sein Problem.
    Es gibt Schlangenfänger, die mit Ködern arbeiten und Nachtsichtgeräte benutzen; es gibt Experten, die sich auf das Ausräuchern von Schlangengelegen spezialisiert haben, um ein Neubaugebiet langfristig schlangenfrei zu machen, und es gibt den freiberuflichen Snakecatcher, der immer dann gerufen wird, wenn sich spontan herausgestellt hat, dass es sich bei der roten Rolle in der Sofaecke nicht um den neuen Ledergürtel der Teenie-Tochter handelt. In den Vereinigten Staaten oder auch in Australien findet man die Jungs – einige Mädels gibt’s übrigens auch – in den Gelben Seiten unter der Rubrik »Notfälle«. Dort
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