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Tatort Oktoberfest (German Edition)

Tatort Oktoberfest (German Edition)

Titel: Tatort Oktoberfest (German Edition)
Autoren: Barbara Ludwig
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ein gutes Gericht, das auf der Zunge zergeht, und dem man nicht ansieht, dass für seine Herstellung stundenlang gewerkelt wurde. Einfach und locker und im Gaumen so, dass man süchtig wird und es wieder und wieder haben will.
    Ein Traum erfüllte sich für Claudia, als sie die Roseninsel buchen konnte. Ein perfekteres Ambiente kann es in ihren Augen nicht geben. Sie liebt dieses Eiland seit Jahren. Spätestens als sie, noch Studentin, bei einem Staatsbankett dort bediente, verguckte sie sich in dieses Paradies. An jenem Tag war es heiß, der See glitzerte in der Sonne, so dass sie meinte, in einem verwunschenen Garten gelandet zu sein. Die Insel war damals noch nicht öffentlich zugänglich. Wie im Dornröschenschlaf wartete sie nur von einem kauzigen Einsiedler bewacht, abgeschottet und wild überwuchert von allen möglichen Pflanzen auf ihre Neuentdeckung. Das Casino, das kleine Haus, schaute traurig mit zugerammelten Fenstern auf den See und vermisste seine vom Gartenarchitekten Lenné geschaffene Ordnung. In den Kronen der riesigen, exotischen Bäume spielte majestätisch der Wind und säuselte dem aufmerksamen Zuhörer Geschichten zu: über das Schicksal zweier unglücklicher Monarchen, Ludwig und Sisi, ihrem Drang, dem Zwang des Hofzeremoniells zu trotzen und ihrem Bestreben, hier, fern von allem, einfach glücklich inmitten ihrer Kunst zu leben, sei es auch nur für wenige Stunden oder Tage.
    Ein magischer Ort, auch heute noch. Schon damals träumte sie von einem Fest, bei dem Fackelschein den Weg, den Ludwig II. und Sisi viele Male entlangwanderten, in ein geheimnisvolles Licht taucht. Der Boden würde mit leuchtenden Sternen übersät dem Himmelszelt Konkurrenz machen, und ein weißer Flügel, platziert auf der Wiese, würde Mozarts Kleine Nachtmusik wie kleine Putten sanft über die Insel schweben lassen.
    Claudia ist dankbar, dass sich ihr heute die Chance bietet, ihre Träume zu verwirklichen. Fackeln leuchten das Rund um die monumentale korinthische Säule aus weißen und blauen Glasröhren und die sie umgebenden Rosenbeete aus. Die an der Spitze der Säule postierte Statuette „Mädchen mit Papagei“ blitzt golden in ihrem Schein und verrät nur Eingeweihten, dass gleiche Säulen für das Schloss Sanssouci und den Peterhof bei Sankt Petersburg angefertigt wurden. Romantisches Licht haucht allem vergangene Größe ein. Claudia bedauert, dass die Septemberabende nicht mehr warm genug sind, um das Essen draußen arrangieren zu können.
    Durch die geöffneten Türen und Fenster strömt die frühe, erdige Herbstluft herein und mischt sich mit dem lieblichen Rosenduft. Damit fremder Parfümduft die Harmonie nicht stört, hat sie verschiedene, naturbelassene Rosenparfüms an die Eingeladenen verschicken lassen. Heizstrahler vor der Veranda sorgen dafür, dass es trotz offener Türen innen nicht zu kalt wird. In ihrer Jugendzeit erschien ihr Wagner zu grob, zu bombastisch. Heute setzt sie seine kräftige Musik dosiert als Stilelement ein. Ihre größte Stärke ist natürlich das Essen. Sie hat sich etwas ganz Besonderes ausgedacht. Kleine Kunstwerke, die sich im Mund als getrüffelte Jacobsmuscheln, Gemüsepralinen oder als Wachtelessenz entpuppen. Nach dem Gourmetfeuerwerk werden die Leuchtkaskaden eines richtigen Feuerwerks den See erstrahlen lassen. So als wäre Ludwig II. noch Hausherr und sie befänden sich auf dem Empfang der Zarin. Natürlich bedient ihr Personal in historischen Gewändern.
    Claudias Blick wandert prüfend durch den Raum, während sie sich für eine nächste Aufnahme im Blitzlichtgewitter dreht. Ihr Lächeln ist echt, denn alles ist perfekt. Sogar diese Nadine als Sisi und dieser Junge, der tatsächlich aussieht wie der junge Ludwig. Wo hat Nadine den denn so schnell aufgetrieben? Kompliment. „Ich begrüße Eure Majestäten“, sagt sie einen Moment später und verbeugt sich mit einem Augenzwinkern vor Ludwig und vor Nadine. „Super, Nadine“, flüstert sie der ein wenig spitzbübisch grinsenden Sisi zu. Sie zieht die beiden kurzerhand zu sich heran und gibt damit den Fotografen zu verstehen, dass noch ein paar Fotos fällig sind. Sie mit Ludwig II. und mit Sissi. Claudia weiß, dass das gut kommt. „Ihr seid spitze“, flüstert sie ihnen durch die geschlossenen Zähne und lächelnden Lippen hindurch zu. „Nicht direkt in die Fernsehkamera schauen, dicht daneben, dann wird es besser“, fügt sie hinzu und sie gehen ein Stück weiter in den Raum, als wären keine Fotografen und
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