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Tatort Mosel

Tatort Mosel

Titel: Tatort Mosel
Autoren: Mischa Martini
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hat, herrscht allgemeine Ratlosigkeit. Gibt es bei dir was Neues?«
    Walde, der besonders bei Uli darauf bedacht war, Berufliches von Privatem zu trennen, befand sich in einer unangenehmen Lage. Zum einen hatte er von Uli freimütig Auskunft erhalten, zum anderen wollte er ihm keine Ermittlungsergebnisse mitteilen.
    »Willst du mich an eure Pressestelle verweisen?« Uli zog Walde das Glas weg.
    »Nee, ist schon gut. Das Ganze ist wirklich merkwürdig. Bis heute Mittag habe ich gar nichts von Räumers Verschwinden gewusst. Das hätte mich wahrscheinlich auch nicht interessiert …«
    »… wenn nicht höheren Ortes Interesse gezeigt worden wäre«, beendete Uli den Satz.
    Walde nickte und leerte sein Glas.
     
    Freitag, 12. April
    Walde saß, ein mit Käse belegtes Baguette kauend, auf dem Sofa und zappte durch das Vorabendprogramm. Auf dem kleinen Tischchen neben ihm standen ein Teller mit der anderen Hälfte des Baguettes und ein Schälchen grüne Oliven. In einer halben Stunde war er mit Harry und anderen Kollegen im Muselfesch am Zurlaubener Ufer verabredet.
    Die Wetteraussichten waren glänzend. Sonnig und bis zu 20 Grad sollte es am Wochenende werden. Waldes Stimmung war bestens. Der Frühling, seine liebste Jahreszeit, kündigte sich nach einer längeren Regenperiode seit gestern wieder an. Ein arbeitsfreies Wochenende lag vor ihm.
    Vor seiner Wohnung hupte zum wiederholten Male ein Auto. So ein Dämlack, dachte Walde. Er hätte am liebsten einen Blumentopf nach dem Fahrer geworfen.
    Die Nachricht von einem Bombenattentat lenkte seine Aufmerksamkeit auf den Bildschirm. Walde griff nach dem zweiten Baguette und schob sich zwei Oliven in den Mund.
    Es klingelte Sturm. Walde sprang auf und lief zur Sprechanlage.
    »Wo bleibst du denn?«, zeterte eine genervte Stimme.
    »Wie bitte?«, fragte Walde.
    »Hast du mich nicht gehört? Mach endlich auf!«
    Gabis Pumps klapperten auf der Holztreppe.
    »Sag nur, du hast das Hupkonzert veranstaltet!« Walde sah Gabi entgegen, die auf ihren maskulin sehnigen Beinen, immer zwei Stufen auf einmal nehmend, die Treppe herauf flitzte.
    »Was kann ich dafür, dass bei dir vor der Haustür kein Parkplatz zu kriegen ist.« Sie zog ihren Rock soweit herunter, dass er wieder ein paar Zentimeter ihrer Oberschenkel bedeckte.
    »Ich dachte, wir sind im Muselfesch verabredet.«
    »Freu dich, du kannst dein Auto stehen lassen, ich hole dich ab.«
    »Ich wäre zu Fuß gegangen, sind ja nur ein paar …«
    »Um so besser, dann ist dir das erspart geblieben.« Sie schob sich an Walde vorbei in die Diele und machte die gegenüberliegende Tür auf.
    »Das Wohnzimmer ist immer noch da vorn.« Walde deutete auf die offene Tür, aus der die Stimme des Nachrichtensprechers weitere schlechte Meldungen verkündete.
    »Ich ziehe immer noch das Bett einer Couch vor, oh, ist noch ganz zerwühlt, wir sind doch allein?« Gabi senkte die Stimme und schaute sich um.
    »Nein, Herr Stiermann ist noch da, warum fragst du?«
    Gabi zögerte einen Moment: »Spaß beiseite, ist es dir noch zu hell, sollen wir erst nachher?« Sie deutete mit verschmitztem Lächeln mit dem Daumen in Richtung Bett.
    »Ich überlege es mir noch.« Walde ging ins Wohnzimmer, wo er den Fernseher ausschaltete und den Rest des Baguettes in den Mund schob.
    »Es kostet natürlich nichts«, flötete Gabi und riss ihre dick geschminkten Augen noch ein Stück weiter auf.
    Walde verschluckte sich und musste husten.
    Ihre Hand traf ihn so fest auf dem Rücken, dass er für einen Moment das Husten vergaß. Er griff nach dem Wasserglas und machte ein paar Schritte weg von Gabi in Richtung Fenster, um in Ruhe in den Hustenpausen ein paar Schlucke zu trinken.
    Als er wieder bei Atem war, sagte er: »Gewöhn dich endlich mal daran, dass du nicht mehr bei der Sitte bist.«
    »Was hat das denn damit zu tun?«
    »Viel, sieh dich doch an, wie du redest, wie du dich …« Er griff nach der zu engen Kordjacke, die eigentlich längst in die Kleidersammlung gehörte, aber manchmal trug er sie noch in der Freizeit.
    *
    Grabbe war sauer. Warum hatte er sich darauf eingelassen, auszuknobeln, wer heute Bereitschaft hatte. Wozu gab es Dienstpläne? Gelinkt hatten sie ihn! Und diesem Wasserschutzpolizisten Stadler traute er auch nicht. Heute war ein Umtrunk des Dezernats im Muselfesch. Umtrunk war das falsche Wort. Das würde sicher ein Besäufnis werden. Zuerst sollte wohl eine große Verarsche auf seine Kosten stattfinden. Ein Leichenfund auf der Moselinsel vor
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