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Tatort Mosel

Tatort Mosel

Titel: Tatort Mosel
Autoren: Mischa Martini
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blieb an einem kleinen Bäumchen stehen und zog den Pflock, mit dem der Stamm gehalten wurde, aus der Erde. Dabei ließ er die bewegungslose Gestalt nicht aus den Augen. Etwas stimmte nicht. Kaum mehr einen Meter entfernt, wurde ihm klar, dass ein großer Hund vor ihm lag. Hatte er gewartet, bis Walde keine Chance mehr zur Flucht blieb? Walde berührte ihn vorsichtig mit dem Stock. Keine Reaktion. Er stieß den Hund mit dem Stock an. Es musste eine Dogge sein. Walde fasste den warmen Hals an, fand aber keinen Puls.
    Er huschte weiter bis zur Terrassentür. Als er sie aufdrücken wollte, klingelte sein Telefon. Er griff in die Tasche und drückte wahllos auf dem Gerät herum, bis es verstummte.
    Walde lauschte. Im Haus blieb es ruhig. Er hatte die Hand am Holzrahmen der Tür, als er von drinnen ein Geräusch vernahm. Waren es Schritte, war etwas zu Boden gefallen? Die Terrassentür gab nach. Walde glitt hindurch und blieb reglos stehen. Außer seinem Herzklopfen war nichts zu hören. Er stand auf einem dicken Teppich. Der Raum war groß. Walde erkannte die Umrisse von hohen Stühlen, nebeneinander aufgereiht. Er ging darauf zu. Seine Füße stolperten über etwas Weiches. Adrenalin schoss durch seine Adern. Er sprang zurück, holte mit dem Stock aus. Nichts regte sich. Walde kniete sich auf den Teppich und bewegte sich vorsichtig nach vorn. Er griff in lange Haare, tastete daran entlang über ein Gesicht zum Hals. Die Haut war warm. Er spürte einen Puls. Es musste sich um eine Frau handeln, vermutlich Hirschners Mitarbeiterin. Er rüttelte den Körper. Keine Reaktion. Soweit es möglich war, brachte er ihn in stabile Seitenlage und schlich zum Fenster zurück. Er nahm das Telefon aus der Tasche und wählte Gabi an: »Er ist hier. Ruf einen Notarzt.«
    Walde schaltete das Telefon ab. Wieder war da dieses Geräusch. Es kam von oben. Walde ging leise zur gegenüber liegenden Wand.
    Im Flur schlich er an der Wand entlang zur Treppe. Die Stufen knarrten vernehmlich. Sicher hatte er sich längst verraten.
    Oben angelangt, entschied er sich, in die Offensive zu gehen. Er fand einen Lichtschalter. Als er ihn drückte, tat sich nichts. Er bildete mit den Händen einen Trichter vor dem Mund und brüllte: »Polizei, kommen Sie mit erhobenen Händen aus dem Zimmer!«
    Walde lauschte. Nichts. Nur seine eigenen Worte hallten in seinen Ohren.
    Mit der einen Hand tastete er sich wieder die Wand entlang, bis er einen Türrahmen erreichte. Die andere hielt den Stock umklammert. Sobald er den Türgriff gefunden hatte, drückte er ihn herunter und trat mit dem Fuß gegen die Tür, die sperrangelweit aufflog. Walde duckte sich und machte einen Schritt nach vorn. Er stand in einem Bad. So viel konnte er durch das schwache Licht, das zum Fenster hereinfiel, erkennen. Auch hier funktionierten die Lichtschalter nicht.
    Im Flur wiederholte Walde seine Aufforderung: »Polizei, kommen Sie mit erhobenen Händen heraus!«
    Er trat die nächste Tür auf und ging sofort in die Hocke. Die Gefahr sprang ihn an, wie ein Schatten. Die Luft roch ähnlich wie vorhin im Krankenzimmer. Waldes Herz hämmerte. Schweiß brach ihm aus allen Poren. Sein Atem geriet außer Kontrolle. Ein paar Sekunden verharrte er, hörte nur den eigenen schnellen Atem und sein rasendes Herzklopfen.
    Der Raum war viel größer als der in der unteren Etage. An der gegenüberliegenden Wand befand sich eine Reihe Fenster, die zwei mittleren reichten bis zum Boden. Walde erkannte ein Bett, einen Schreibtisch … Ganz langsam bewegte er sich weiter in den Raum hinein. Vor dem Bett auf dem Boden lag jemand. Walde ertastete einen nackten Fuß, er war kalt. Er war zu spät gekommen!
    Er tastete das Bein entlang. Ein tiefes Stöhnen ließ ihn die Hand zurückziehen. Es ging in ein Röcheln über. Die Person lebte noch.
    »Herr Hirschner, es ist alles vorbei. Ich bin von der Polizei«, sprach Walde beruhigend auf den Mann ein.
    Aus dem Augenwinkel sah er plötzlich eine Gestalt lautlos von rechts auf sich zukommen. Kaum hatte er sich reflexartig zur Seite gerollt, dröhnte ein harter Schlag direkt neben ihm auf den Fußboden. Der Angreifer setzte ihm nach und war blitzschnell über ihm. Walde hob mit beiden Händen den Stock. Etwas sauste pfeifend auf ihn herunter. Der Stock brach krachend entzwei. Walde schleuderte beide Teile gleichzeitig Richtung Angreifer. Er traf nicht. Die Hölzer polterten hinter dem Gegner ins Zimmer. Die Gestalt holte zum nächsten Schlag aus. Walde war
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