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Tatort Mosel

Tatort Mosel

Titel: Tatort Mosel
Autoren: Mischa Martini
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vollkommen schutzlos. Für einen Moment blendete ihn ein Licht, das ihn mitten ins Gesicht traf. Dann wanderte der Kegel einer Taschenlampe hoch und ein gelblicher Blitz flammte im Türrahmen auf. Der ohrenbetäubende Knall eines Schusses ließ Walde erstarren. Ein Körper stürzte schwer auf ihn und nahm ihm den Atem.
    »Walde?«, rief eine weibliche Stimme.
    Walde drehte mit Mühe sein Gesicht zur Seite: »Ja.«
    »Alles okay?«
    »Weiß nicht«, er versuchte, sich von dem Mensch, der auf ihm lag, zu befreien. Es gelang ihm nicht. Beim zweiten Versuch bekam er einen Arm frei.
    Von unten hörte er das Trampeln von schweren Stiefeln.
    »Alles okay, wir haben ihn«, brüllte Gabi zur Tür, wo kurz darauf mit Helmen und schweren Westen ausgerüstete Polizisten ins Zimmer stürmten.
    *
    Auf sein Klopfen hin öffnete Uli die Tür. Nur ein Monitor mit dem Foto eines skandinavischen Fischerdorfes warf sein schwaches Licht in das Redaktionsstübchen des Käsblatts.
    Walde lud den Rucksack auf dem kleinen Tisch ab. Er schnürte die Kordel auf und zog den Laptop heraus. Bisher hatte keiner von beiden ein Wort gesprochen. Walde klappte den Rechner auf, schaltete ihn an und schob ihn wortlos zu Uli hinüber. Unter Aktivkreis fanden sich in Ströbeles Rechner Dossiers von sieben der zwölf Mitglieder. Uli öffnete nach und nach die Dateien, überflog den Inhalt und wandte sich dann seinem Freund mit fragender Miene zu.
    Walde stützte den Kopf in die Hände: »Die einen wollte Ströbele mit diesem Material fertigmachen, bei den anderen hat er selber Hand angelegt. Sogar ein Dossier über mich ist dabei.«
    »Nicht zu fassen, das hätte ich dem Mann nicht zugetraut.«
    »Vor einer Stunde ist Kurz gefunden worden. Wie Fellrich wurde er samt Wagen in der Mosel versenkt.«
    Uli schüttelte den Kopf: »Wie kam Ströbele an das Material?«
    »Wahrscheinlich über die Kanzlei von Haupenberg, in der er früher gejobbt hat. Es kann Wochen dauern, bis wir ihn vernehmen können. Hirschner ist ebenfalls schwer verletzt. Diesen Rucksack hier hatte Ströbele dabei«, Walde erzählte stockend, was sich abgespielt hatte. Nach und nach packte er den Inhalt des Rucksacks auf den Tisch. Ein Seil mit einem dreizackigen Enterhaken und eine Tüte mit Fleischbällchen kamen zum Vorschein.
    »Damit hat er wahrscheinlich Hirschners Dogge vergiftet.«
    »Ich kann nicht glauben, dass Ströbele die Typen umgebracht haben soll«, sagte Uli.
    »Der Mann war eine tickende Zeitbombe. Ich habe in seinem Rechner eine aufschlussreiche Notiz gefunden. Da spricht er davon, mit einem spektakulären Attentat auf einen Spitzenpolitiker aus seiner Heimatstadt Stuttgart das.deutsche Dallas’ zu machen. Offen bleibt, wer Ziel des geplanten Anschlags war.«
    »Nicht zu fassen«, bemerkte Uli.
    In der Vortasche des Rucksacks fanden sich darüber hinaus etwa zwanzig Briefe. Sie waren an verschiedene Zeitungen, Radiostationen, Aufsichts- und Justizbehörden, Institutionen adressiert.
    »Seinem Onkel, dem Haupenberg, hat es wahrscheinlich das Leben gerettet, dass er so viel Dreck am Stecken hatte.«
    Walde schob die Briefe seinem Freund zu. »Mach damit, was du willst. Ich denke, das bin ich dir schuldig.«
    »Wofür?«
    »Du hast mich auf Ströbele gebracht.«
    Walde packte die übrigen Gegenstände zusammen mit dem Laptop wieder in den Rucksack zurück.
     
    Auf dem Hauptmarkt blieb Walde stehen und blickte zur angestrahlten Turmuhr der Gangolfskirche hoch. Für einen Moment war er so in Gedanken versunken, dass er nicht bemerkte, wie Uli quer über den Platz zum Briefkasten ging und gleich darauf wieder in seinem Lokal verschwand. Waldes Augen waren zu müde, um die Zeiger an der Uhr zu erkennen.
    War es ein Orkan, der sich auf dem Foto, das Doris ihm gezeigt hatte, zusammenbraute oder war es das Zentrum eines Schönwettergebietes? Er wollte es herausfinden.
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