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Tatort Mallorca - Die Tote in der Moenchsbucht

Tatort Mallorca - Die Tote in der Moenchsbucht

Titel: Tatort Mallorca - Die Tote in der Moenchsbucht
Autoren: Barbara Ludwig
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Zweiglein von einem stachligen Mastixstrauch ab, der aber gar nicht nach dem Kleber roch, der aus ihm hergestellt werden kann. Dafür stank das Affodil, das Katzenkraut, wirklich stark nach Katzenpisse und trug seinen Namen zu Recht. Aus den langen Blütenstauden, die jetzt noch nicht zu sehen waren, werden nach Gundolfs Angaben Strohmatten hergestellt. Aber interessanter erschien uns Gundolfs Hinweis auf die Jagdgewohnheiten der Mallorquiner. „Beachten Sie in der Jagdzeit unbedingt die Markierungen des Jagdinhabers.“ Er zeigte auf ein Schild an einem der großen Bäume. „Meist werden von Mitte November bis Anfang März Karnickel und Bergziegen abgeschossen.“ Wir nickten, denn niemand von uns wollte mit Schrot vollgepumpt werden, weil er sich aus Versehen zur falschen Zeit am falschen Ort aufhält.
    „Also blöke nicht zu laut, damit du nicht mit einer Bergziege verwechselt wirst“, zog ein Mann, nicht sehr charmant, seine Frau auf. Doch sie verfügte offensichtlich über Humor und konterte trocken: „Nun ja, soll vorkommen. Da fällt mir ein Witz ein. Kennen Sie den? Eine Frau und ein Mann gehen durch den Stadtwald, plötzlich fällt ein Schuss. Sie sehen weiter vorn ihren Hund tot umfallen. Ein Jäger tritt aus dem Dickicht.
    ‚Warum haben Sie unseren Hund erschossen?‘ fragt das Ehepaar empört.
    ‚Der Hund hatte die Staupe, seine Augen trieften, er hatte kahle Stellen im Kopfbereich und sein Schwanz hing runter.‘
    Da dreht die Ehefrau sich zu ihrem Mann um und sagt: ‚Egon, renn schnell weg, sonst wirst du auch erschossen.‘“ Jetzt waren die Lacher eindeutig auf Seiten der Erzählerin, und ihr Mann schaute verlegen zu Boden.
    Wir waren bei einer Straße angelangt und mussten aufpassen, dass uns beim Überqueren die Autos nicht aufs Korn nahmen. Auf der gegenüberliegenden Seite tauchten wir wieder in einen Pinienwald ein. Gundolf wies uns auf ein faustgroßes Gebilde hin: „Schauen Sie dort oben. Ein Nest der Passionsspinner.“ Wie ein Gummiball schaukelte das Netz im Baum hin und her. „Die Passionsraupen, aus denen später die Passionsfalter entschlüpfen, fressen die Pinien an und werden daher bekämpft. Ihre Nester werden abgeschossen, oder es werden Plastiktüten mit Lockstoff in die Bäume gehängt, um sie zu abzutöten. Eine Berührung mit ihnen löst eine ähnliche Reaktion aus, wie sie beim Zusammentreffen mit Feuerquallen auftritt. Für Hunde können die Raupen sehr gefährlich werden, wenn sie sie aus Neugier fressen.“
    Unser gut einstündiger Rundgang endete in einem typisch mallorquinischen Restaurant, dem Celler Ca’n Miquel . An einem langen Tisch im Garten erwarteten uns Gerichte aus der Cocina tipica Mallorquina und natürlich ein herrlich trockener Rotwein aus dem Eichenfass. Die Sonne schien, und der Trinkspruch der Spanier kam uns leicht von den Lippen, auch wenn wir kein Spanisch konnten. Vielleicht sollten wir es bald lernen? Aber sprechen die Leute hier in Mallorca nicht mallorquín? Nun, egal: „Salud, dinero y amor. Ein Hoch auf das Essen und die Liebe.“
    Laut Gundolf ist das Affodil ein Liliengewächs, und der gelbe Wanderpunkt führt auf den Hausberg Bruta, die blauen Punkte von der Hapimaganlage aus nach Costa de la Calma.
    Peguera ist mallorquín, die Amts- und Schulsprache, während Paguera spanisch (castellano) ist und daher oft auf Landkarten benutzt wird.
    Wenn Sie wissen wollen, warum eine
Wanderung zur Mönchsbucht und zum Torre Andritxol
    nicht ganz ungefährlich sein kann, lesen Sie die nächste Geschichte sehr sorgfältig.
    „Eigentlich kein Wanderwetter“, bemerkte ein Mann, als wir die Terrasse des Hotels Cala Fornells verließen und uns auf den Weg machten. Zwar schien die Sonne, aber der Wind pfiff durch die Pinien, und sie wiegten sich bedenklich.
    „Im letzten Jahr wurde ein Mann von einem Ast erschlagen“, klärte er uns auf. Wir rätselten: Wollte er uns auf den Arm nehmen, oder wollte er sich nur wichtig machen? Ich vermutete Letzteres, weil ich merkte, dass ihm meine Begleiterin Ingrid gefiel. Wir lächelten also nur, schulterten unsere Rucksäcke und verabschiedeten uns mit den Worten: „Wenn es mit dem Sturm zu schlimm werden sollte, kehren wir um.“ Schließlich schien die Sonne und ließ die Luft klar und blau erscheinen, abgesehen von den ab und an heranwehenden Schwaden des Pinienblütenstaubes. Wir lachten, weil unsere Haare und Gesichter in kurzer Zeit von einem gelben Film bedeckt waren und es irgendwie komisch aussah.
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