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Tascosa (German Edition)

Tascosa (German Edition)

Titel: Tascosa (German Edition)
Autoren: Magnolia Belle
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Kind deiner
Schwester ist! Wir können es uns nicht mehr leisten, sie zu behalten."
Amanda hörte wie ihr Onkel Louis ihre Tante anknurrte. "Die ist alt genug,
um für sich selbst zu sorgen."
    "Und wie?" fragte ihre Tante mit
flehender Stimme, und war sich dabei nicht bewusst, dass Amanda sie hören
konnte.
    "Was weiß ich? Sie ist achtzehn. Alt
genug um in einer Schule zu unterrichten, Wäsche zu waschen. Alles Mögliche,
außer hier bleiben."
    "Aber Louis, wo soll sie den
hingehen?"
    "Sie hat doch das kleine bisschen Erbe
vom Tod ihrer Leute. Damit kann sie irgendwo einen Anfang machen."
    Amanda hatte ihren Onkel Louis nie gemocht.
Laut und grob, duldete er nichts und niemanden, der nicht eins mit ihm war.
Seine Ungeduld wurde nur noch von seiner Selbstherrlichkeit übertroffen. Vier
Jahre bei ihm waren Beweis genug für Amanda's Ausdauer.
    Ärgerlich und mit verletztem Stolz lief sie
die Veranda hinunter und ging ein paar Blocks weiter zur Bank.
    "Ich möchte gerne Geld abheben,
bitte", sagte sie zum Kassierer.
    "Wie viel?" fragte der platt-näsige
Mann zurück.
    "Wie viel habe ich denn?"
    Er schaute in ihr Konto.
"Einhundertundachtzehn Dollar und siebenundvierzig Cent."
    "Das nehm ich alles."
    "Du willst dein Konto auflösen?"
    "Ja." Sie sah wie der kleine Mann
ein unglückliches Gesicht machte. Nach ein paar Minuten, lief sie von der Bank
direkt zur Kutschenstation, die Taschen ihrer Schürze voller Geld.
    An der Station ging sie zum Schalter.
"Wie weit komme ich mit zwanzig Dollar?"
    "Einfach?"
    "Ja."
    "Welche Richtung?"
    "Westwärts."
    "Nach Westen. All right, damit kommst du
bis nach Taos, im Gebiet New Mexico, oder Tascosa in Texas oder Denver in Colorado."
    "Wann fährt die nächste Kutsche nach
Tascosa?"
    "Tascosa?" der Stationsvorsteher
zögerte und fragte dann, "Fährst du allein?"
    "Ja. Warum?"
    "Bist du sicher , dass du nach
Tascosa willst?" Seine Stimme klang besorgt. "Soviel ich weiß, ist
das eine trostlose Gegend. Und, sorry dass ich das offen sage, aber es ist
nicht klug, als junge Frau allein zu reisen, besonders nicht über die Grenze.
Nach Norden wär's sicherer."
    Amanda biss sich auf die Lippe und dachte über
die freundliche Warnung nach. Dann holte sie tief Luft und schob das Kinn vor.
"Nein. Texas. Da würde mein Vater mich hinschicken, also geh ich
dorthin."
    "Wenn du sicher bist."
    "Ja, bin ich. Nun, bitte, wann fährt die
nächste Kutsche?"
    "Morgen früh. Acht Uhr."
    "Dann möchte ich eine Fahrkarte."
Sie zählte sorgfältig zwanzig Dollar ab, legte sie dem Schaffner hin und
erhielt dafür eine Fahrkarte, einfache Fahrt.
    Wieder zuhause, machte sie das Abendbrot und
tat so, als ob nix gewesen wäre. Beim Essen brummte ihr Onkel sie nur einmal
an, weil er das Salz wollte. Sie schaute sich am vollen Tisch um und sah die
anderen sechs Kinder, ihre Cousins und Cousinen, alle jünger als sie. Obwohl
sie die einzigen Verwandten waren, die sie noch hatte, wunderte sie sich, wie
wenig sie sich mit ihnen verbunden fühlte. Sie mochte es nicht, jemandes
"Christenpflicht" zu sein, was ihr Onkel ihr mindestens einmal pro
Woche vorhielt.
    Amanda spülte das Geschirr vom Abendessen und
wartete. Als endlich alle schliefen, tat sie ihre wenigen Habseligkeiten in ein
Betttuch und band es mit einem Doppelknoten zu. Sie fand einen Zettel und
schrieb mit Holzkohle drauf: "Have gone to Texas. Bye. A."
    Als die andern am nächsten Morgen aufwachten,
wartete Amanda schon ungeduldig an der Station auf acht Uhr. Niemand kam um
nach ihr zu sehen, obwohl ihre Tante den ganzen Tag über heulte.
     
    * * *
     
    Die tagelange Reise nach Tascosa war eine
knochenbrecherische Fahrt in erbar-mungsloser Hitze. Da sie allein reiste,
wurde Amanda zum Ziel von unerwünschten Avancen und falschen Vermutungen. Schließlich
erzählte Amanda den Leuten, dass sie zur Ranch ihres reichen Onkels fuhr. Auf
einer Etappe der Reise, kümmerte sich ein Missionarsehepaar um sie, was ihr
enorm nützlich war, weil die anderen glaubten, dass sie mit ihnen zusammen
unterwegs wäre.
    Als Amanda endlich eines nachmittags in
Tascosa ankam, war sie staubig, durstig, wund, müde und sehr allein. Mit ihrem
Bündel in der Hand verließ sie die Station und sah ihrer Zukunft ins Auge. Sie
sah trostlos aus. Die Hitze flimmerte am Ende des Weges. Farblose Häuser
säumten rechts und links die Straße, alle Geschäfte in ausgeblichenem,
verwittertem Grau.
    Die einzigen Frauen, die Amanda sehen konnte,
gingen Arm in Arm zum Kolonialwaren Laden, den
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