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Tapas zum Abendbrot

Tapas zum Abendbrot

Titel: Tapas zum Abendbrot
Autoren: Basel Nicole Frick Marike
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Anhang findet dort schließlich keinen Mann mehr.«
    Kann man nach all diesen Erfahrungen wirklich sagen, man habe »die Liebe des Lebens« verloren? Sabine findet: ja, kann man. »Walid war für mich schon der Richtige«, sagt sie. »Nur die Umstände haben nicht gestimmt. Die unterschiedliche Denkweise in der Religion, die Regeln des täglichen Lebens, damit war ich oft überfordert.« Sie hofft, dass andere es besser machen, sich genauer informieren, bevor sie in ein Land wie Ägypten ziehen. Und ist gleichzeitig unendlich pessimistisch: »In meiner Generation kenne ich keine Verbindung zwischen einer Deutschen und einem Ägypter, die glücklich geendet hätte.« Sabines ganz persönliches Happy End sind ihre Kinder. »In meiner Familie habe ich mir einiges aus Ägypten bewahrt. Warmherzig zu sein, offen. Wie man sich umeinander kümmert und sorgt.« So ganz möchte sie das Kapitel Ägypten eben doch nicht hinter sich lassen. Trotz ihrer Erfahrungen.

Wie zwei es bis zur goldenen Hochzeit schafften
    (obwohl alles mit einer Ohrfeige begann)
    NEUSTRELITZ, 21. AUGUST
    Augen aufgemacht, Vorhang beiseitegeschoben, rausgeschaut, Luftsprung gemacht – so war mein Morgen. Wer hätte das gedacht? Die Sonne strahlt vom Himmel! Es sind bestimmt schon 25 Grad, und aus dem Blumengarten der Ziegelei zieht ein wunderbarer Duft ins Zimmer. Marike läuft draußen bereits auf der Wiese herum und stellt Biertische und Stühle für das große Mittagessen mit den Spaniern auf. Nur von Roberto ist noch nichts zu sehen.
    Â»Moinsen!«, rufe ich Marike entgegen, als ich mit einer Tasse Kaffee in der Hand barfuß über den Rasen zu ihr laufe. »Dein Göttergatte ist noch nicht da, oder?«
    Â»Nee«, antwortet Marike. »Der hat gestern Abend mit den Spaniern noch ewig gefeiert. Du weißt ja: Wenn Roberto Besuch hat, dann weicht er dem nicht mehr von der Seite. Er hat dann auch gleich mit seinen Leuten in Neustrelitz im Hotel geschlafen, so kann er mit der Sprache helfen und im Blick haben, dass es allen gut geht. Ich hoffe mal, der ist nachher fit«, sagt Marike. »Er liegt gerade bestimmt noch im Bett und schnarcht.«
    Während ich mich in die Sonne setze, überlege ich, was sich der liebe Gott dabei gedacht haben mag, als er die Nasenscheidewand und das Rachenzäpfchen erfunden hat. Ohne diese anatomischen Fehlentwicklungen, die ja zum Überleben nicht allzu wichtig sein dürften, wäre vermutlich manche Ehekrise vermeidbar gewesen. Aber an Ehekrisen wollen wir heute mal nicht denken und auch nicht auf dem lieben Gott herumhacken. Schließlich hat er phantastisches Wetter organisiert und sich ganz frech über die Meteorologen hinweggesetzt, die Dauerregen vorhergesagt hatten.
    Als ich von außen durchs Fenster ins Wohnzimmer blicke, sehe ich Marikes Kleid am Schrank hängen. Natürlich ist es noch eingepackt, damit Roberto es nachher nicht sehen kann. Das wird so ein toller Tag, denke ich: Das Wetter ist märchenhaft und der Plan für die Zeremonie heute Nachmittag auch. Der See, an dem die beiden heiraten wollen, ist einfach wunderschön und Marikes Mutter wird aus ihrem Blumengarten den Brautstrauß zusammenstellen. Außerdem wird ein Streichquartett den Pachelbel-Kanon spielen, während die Braut im Sonnenschein die lange grüne Wiese herunterkommen wird. Ich seufze in Gedanken. Das Schöne am Heiraten ist ja, dass man seinen Hang zum Kitsch hemmungslos ausleben darf.
    Ich liebe Hochzeiten. Erstens wegen des vielen Essens und Trinkens. Zweitens, weil auf Hochzeiten eigentlich immer getanzt wird. Und drittens, weil ich mich als Gast immer freue, dass nicht ich es bin, die das weiße Kleid trägt. Ich finde nämlich, dass der Job als Braut eine äußerst undankbare Aufgabe ist. Auf jeden Fall wird die Disziplin, die eine Braut an den Tag legen muss, deutlich unterschätzt. Was etwa die wenigsten bedenken: Meist ist der Tag der Hochzeit gleichzeitig der letzte Tag einer wochenlangen Diät. Eine Qual, die ja gar nicht nötig wäre, wenn nicht irgendjemand mal entschieden hätte, dass Brautkleider weiß sein müssen. Dieser jemand kann von der optischen Wirkung der Kleidungsfarbe auf die wahrgenommene Körperfülle wirklich keine Ahnung gehabt haben. Marike musste zwar nicht abnehmen, hat sich dafür aber seit Wochen jeden Morgen und jeden Abend mit Sit-Ups gequält, um ihren
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