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Tanz unter Sternen

Tanz unter Sternen

Titel: Tanz unter Sternen
Autoren: Titus Mueller
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Kaisers. Daneben war er Mitglied im Aktionärsausschuss der Bank des Berliner Kassenvereins.
    Als einer der führenden preußischen Privatbankiers gehörte Ludwig Delbrück vierzehn Aufsichtsräten an. Seine Bank beteiligte sich oft an Unternehmen im industriellen Sektor. Im Aufsichtsrat der Friedrich Krupp AG war Delbrück das einzige nicht zur Familie gehörende Mitglied. Die Krupp-Werke stellten mit 80 000 Mitarbeitern unter anderem Geschütze her, auch Kriegsschiffwerften gehören zum Konzern. Krupp galt als der führende deutsche Waffenproduzent.
    Den Aktienbanken stand Delbrück – im Unterschied zu seinem Vater – kritisch gegenüber. Während sein Vater linksliberal eingestellt gewesen war, galt Ludwig Delbrück als ausgesprochen konservativ. 1911 trat er zum Beispiel aus dem liberalen Hansabund aus und brachte auch Krupp-Direktor Rötger dazu, sein Vizepräsidentenamt beim Hansabund niederzulegen, damit er es sich nicht mit den Konservativen verscherzte.
    Am 23. Mai 1912 beklagte sich der Polizeipräsident von Berlin, Jagow, beim preußischen Handelsminister über einen besonders plumpen Versuch Ludwig Delbrücks, Steuern zu hinterziehen.
    Delbrücks Verbindungen zum Kaiserhaus gingen über den fi nanziellen Bereich hinaus. Auf dem von Delbrück gepachteten Gut Madlitz fanden zahlreiche kaiserliche Jagden statt, mindestens einmal im Jahr kehrte der Kaiser dort ein und ging jagen. Im Gegenzug wurde Delbrück 1908 auf Lebenszeit zum Mitglied des preußischen Herrenhauses ernannt. Im folgenden Jahr war Delbrück Mitglied der Staatsschuldenkommission und der Kommission zur Verwaltungsreform.
    Delbrück war 1911 Gründungsmitglied und bis zu seinem Tod zweiter Vizepräsident der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft. Er war auch Mitglied des deutschen Flottenvereins.
    In seinen letzten Lebensjahren wurde ihm »hochgradige Nervosität« bescheinigt. Er erhängte sich am 12. März 1913 im eigenen Badezimmer nach der Einsegnung zweier seiner Kinder in der Dreifaltigkeitskirche. Die Hintergründe für diesen Schritt sind unklar, die Vermögensverhältnisse waren beim Tod wohlgeordnet. Delbrück wurde auf dem Friedhof hinter dem Halleschen Tor beerdigt. Sein Sohn Adelbert Delbrück (1898 – 1979) wurde, nur fünfzehnjährig, Teilhaber im Familienbankhaus.
    Übrigens wagte sich die deutsche Flotte bei Kriegsbeginn 1914 trotz des Wettrüstens nicht aus dem Hafen – die Überlegenheit der britischen Flotte war zu groß. Als 1916 die Admiralität versuchte, in einer Entscheidungsschlacht die britischen Geschwader zu vernichten, dauerte die Schlacht vor der Küste von Jütland im Skagerrak zwei Tage. Die britische Marine verlor 14, die deutsche 11 Schiffe. 9 000 Matrosen starben. Es gelang aber nicht, die Überlegenheit der Briten zu brechen. Ingesamt war die Bedeutung der Flotte für den Kriegsverlauf nur gering.
    Größeren Einfluss hatte die Entscheidung der Reichsleitung, ungedeckte Kriegsanleihen auszugeben und darauf zu spekulieren, dass das Deutsche Reich den Krieg gewann und mit der Beute seine Schulden zurückzahlen konnte.
    Die Abkehr von der Goldwährung war ebenfalls ein kritischer Schritt. Kurz vor Kriegsausbruch zog die deutsche Bevölkerung innerhalb weniger Wochen Goldmünzen im Wert von 100 Millionen Mark von den Reichsbankkassen ab, indem sie, einer bösen Ahnung folgend, ihr Papiergeld in Gold umtauschen ließ. Daraufhin verbot die Reichsbank ab dem 31. Juli 1914 das Einlösen von Banknoten in Gold und entkoppelte vier Tage später die Papierwährung vom Edelmetall.
    Da Geldscheine nicht mehr mit Gold gedeckt sein mussten und dringend Geld benötigt wurde, druckte die Reichsregierung fortan einfach nach und verfünffachte die umlaufende Geldmenge innerhalb von vier Jahren. Waren 1913 noch über die Hälfte des im Umlauf befindlichen Geldes Münzen gewesen, so waren es 1918 nur noch 0,5 Prozent. Die Silber- und Goldmünzen wurden aus dem Verkehr gezogen, um sie als harte Währung zum Kauf von kriegswichtigen Rohstoffen im Ausland einzusetzen.
    Mit dem Wertverlust des Geldes explodierten die Preise. Zusätzlich verschuldete sich der Staat durch die Ausgabe von weiteren Kriegsanleihen.
    Nachdem der Krieg verloren war, verpflichteten die Sieger mächte Deutschland zu horrenden Reparationszahlungen mit jahr zehntelanger Laufzeit. Um zu beweisen, dass diese Forderungen unerfüllbar waren, bezahlte sie der Staat, indem er sich weiter verschuldete und immer mehr Geld druckte.
    Die Inflation beschleunigte sich weiter.
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