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Tanz unter Sternen

Tanz unter Sternen

Titel: Tanz unter Sternen
Autoren: Titus Mueller
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mit dem Leben davon. Dr. Henry William Frauenthal, ein deutschstämmiger amerikanischer Arzt, sprang mit seinem Bruder Isaac in ein Rettungsboot, das gerade abgefiert wurde. Henry war übergewichtig, bei der Landung im Boot brach er Annie May Stengel mehrere Rippen. Henry, Isaac und die Dame überlebten.
    An Bord gab es nicht nur professionelle Glücksspieler, sondern auch Diebe. Beute existierte zur Genüge. In einer Schadensersatzklage der Hinterbliebenen von John Weir gegen die White Star Line werden seine beim Untergang verlorenen Besitztümer aufgezählt: goldene Uhr und Kette, goldener Zigarrencutter, goldene Streichholzschachtel, Ring mit Diamanten und Saphir, Ring mit Diamanten und Rubin, goldener Kragenknopf, Manschettenknöpfe mit Türkisen, goldene Manschettenknöpfe und so weiter. Die Liste ist lang. Um ihren Besitz gegen Diebe zu sichern, gaben die Passagiere besonders wertvolle Gegenstände beim Purser ihrer Klasse ab, der diese im Safe einschloss. Was die Passagiere in der Kabine behielten, bewahrten sie in einem grünen Netzbeutel auf, der am Kopfende des Betts an der Wand aufgehängt wurde.
    Die Idee zu diesem Roman kam dem Autor, als er von John Harper las. Harper wird 1872 im Dorf Houston in Renfrewshire, Schottland, geboren. Als er zweieinhalb ist, fällt er beim Spielen in einen Brunnen und ertrinkt nahezu. Die Mutter kann ihn mit Mühe wiederbeleben. Er arbeitet als Kind in einer Gärtnerei, seine Eltern sind arm, sie brauchen das Geld, um ihn und seine fünf Geschwister zu ernähren.
    Mit 18 beginnt er, öffentlich in den Straßen zu predigen, ohne eine Ausbildung dafür zu haben. Tagsüber arbeitet er in einer Papiermühle, am Abend predigt er in den Orten Bridge-of-Weir, Kilbarchan, Elderslie, Johnstone und Linwood.
    1895 »entdeckt« ein Baptistenpastor den jungen Straßenprediger und holt ihn nach Govan nahe Glasgow, wo eine Kirche gegründet wird. Zwei Jahre später zieht eine Strömung John Harper beim Baden nahe Barrow-in-Furness aufs Meer hinaus, er überlebt nur knapp.
    Er gründet eine Kirche mit 25 Mitgliedern in Gordon Halls. Vier Jahre nach der Gründung bekommt die Kirche ein neues Gebäude in moderner Eisenkonstruktion. Darin ist Platz für 600 Leu te. Innerhalb weniger Jahre wächst die Kirchengemeinde auf 500 Glie der an.
    1905 reist John Harper nach Palästina. Im Mittelmeer leckt das Schiff, auf dem er sich befindet, und die Passagiere schweben stundenlang in Lebensgefahr. Sie werden am Ende gerettet.
    Er heiratet, und seine Tochter Nana kommt auf die Welt. Bald nach der Geburt stirbt die Mutter. Der Witwer zieht mit Nana nach London, um dort die Walworth Road Church zu leiten.
    1911 wird er nach Chicago eingeladen, um in der Moody Church Vorträge zu halten. Er nimmt die Einladung an. 1912 soll er erneut nach Chicago kommen. Obwohl er erst im Januar heimgekehrt ist, fährt er im April wieder los. Er bucht eine Überfahrt auf der Lusitania, ändert aber kurzfristig die Planung und fährt mit der Titanic. Seine Tochter nimmt er mit, ebenso Jessie Leitch, die Nichte seiner verstorbenen Frau. Eigentlich arbeitet sie als Verkäuferin in einem Uhrengeschäft, er hat sie gebeten, während der Vorträge auf Nana aufzupassen.
    Als die Titanic den Eisberg rammt und die Passagiere gebeten werden, ihre Schwimmwesten anzulegen, erinnert er sich an die Havarie auf dem Mittelmeer. Er sieht die Angst in den Gesichtern der Menschen und trifft eine schwierige Entscheidung. John Harper küsst seine sechsjährige Tochter und hilft ihr hinüber ins Rettungsboot, sie geht mit Miss Leitch. Er bleibt an Bord, verschenkt seine Rettungsweste. Er tröstet die Verzweifelten, betet und singt mit ihnen. Augenzeugen berichten, dass er selbst noch im Wasser bei seinen letzten Schwimmzügen gepredigt haben soll.
    Nana überlebt. Sie erreicht mit Jessie Leitch Amerika. Dort bieten sofort mehrere Familien an, das Mädchen zu adoptieren. Da sie aber Familienangehörige in Schottland hat, kehrt sie dorthin zurück. George, der Bruder John Harpers, schreibt 1912: »Sein kleines Mädchen, Nana, begreift ihren großen Verlust noch nicht. Möge der Gott ihres Vaters seinen Mantel über sie breiten und sie vom Windstoß der kalten, sündhaften Welt bewahren.« Sie wird von ihrer Tante und ihrem Onkel aufgezogen. Später heiratet sie einen Pastor. Nana starb 1985 in Schottland.

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