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Tanz unter Sternen

Tanz unter Sternen

Titel: Tanz unter Sternen
Autoren: Titus Mueller
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–, durfte die Technologie an niemanden weitergegeben werden.
    1909 stellte die Mauretania einen Geschwindigkeitsrekord auf, indem sie den Atlantik mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 26,6 Knoten überquerte. (Erst 1929 gelang es einem Schiff, diesen Rekord zu brechen.)
    Die White Star Line hingegen verfügte nicht über die Ressourcen, um einen neuen Motor zu entwickeln. Da man Cunard an Geschwindigkeit nicht überbieten konnte, entschloss man sich, den Konkurrenten mit Größe, Luxus und Service auszustechen. Die zusätzlichen Stunden, welche die Passagiere auf dem Meer verbringen mussten, sollten ihnen derart versüßt werden, dass sie kaum noch ins Gewicht fielen.
    Man plante drei Schiffe, größer als jeder andere Passagierdampfer der Welt. Das erste sollte Olympic heißen, das zweite Titanic, das dritte Gigantic. In zwei himmelstürmenden Hellingen wurden die Olympic und die Titanic parallel gebaut. Nachdem 1911 die Olympic fertiggestellt war, legte man in ihrer Helling den Kiel für die Gigantic. Sie wurde noch vor dem Stapellauf in Britannic umbenannt.
    Die Schiffe waren baugleich, mit dem Unterschied, dass die Titanic zwei private Verandas und dazugehörige Suiten besaß, außerdem zusätzliche Kabinen erster Klasse im Bootsdeck. Dies machte sie zum größten menschengebauten, beweglichen Objekt der Welt.
    Im Juni 1911, ein knappes Jahr vor der Titanic, startete die Olympic zu ihrer Jungfernfahrt nach New York, unter dem Kommando von Kapitän John Smith. Schon im September wurde sie in einen Unfall verwickelt: Der britische Kreuzer Hawke rammte sie vor der Isle of Wight.
    Obwohl das Kriegsschiff über einen Rammbug aus Stahl und Beton verfügte, der dafür konstruiert war, feind liche Schiffe zu versenken, sank die Olympic nicht. Durch den Zusammenprall wurden nur zwei ihrer wasserdichten Kammern geflutet, und sie fuhr eigenständig zurück nach Southampton.
    Das angesehene Shipbuilder Magazine nannte die Olympic und die Titanic »praktisch unsinkbar«. Die Schiffe besaßen 16 wasserdicht abschottbare Abteilungen mit Wasserschutztüren. Außerdem waren sie mit einem doppelten Boden versehen, hoch genug, dass ein Mann darin stehen konnte. Im Fall, dass ein Leck in den Schiffsboden geschlagen wurde, füllte sich nur dieser Zwischenraum, und auch das nur in einem eingeschränkten Bereich: Er war in 44 Zellen unterteilt.
    Warum ist die Titanic dennoch untergegangen, und warum hat das Unglück so viele Menschenleben gekostet?
    Dass der Präsident der Schifffahrtsgesellschaft, Bruce Ismay, Druck auf Kapitän Smith ausübte, auf der Jungfernfahrt der Titanic einen Geschwindigkeitsrekord aufzustellen, ist nichts als eine Legende. Erstens waren nicht alle Kessel unter Feuer, was gegen einen Versuch spricht, Höchstgeschwindigkeit zu fahren. Zweitens nahm die Titanic die längere südliche Route über den Atlantik, um eine Kollision mit Eisbergen zu umgehen. Drittens hätte sie selbst bei Höchstgeschwindigkeit das »Blaue Band« niemals gewinnen können, da ihre Bauweise nicht mehr als 24 Knoten gestattete, während die Konkurrenzschiffe der Cunard Line 26 Knoten fuhren. Und zuletzt: Was hätte es den Passagieren genützt, bereits am Dienstag in New York einzutreffen? Ihre Anschluss züge würden erst am Mittwoch fahren, und ihre Verabredungen mit Verwandten und Freunden zur Abholung wären obsolet gewesen.
    Auch die Behauptung, der zum Bau der Titanic verwendete Stahl sei brüchig gewesen, ist unsinnig. Es handelte sich um Stahl, der im Siemens-Martin-Verfahren erzeugt worden war – unter den Werftarbeitern galt das als »Kriegsschiffqualität«. Allerdings werfen neuere Untersuchungen die Frage auf, ob zum Teil Hohlnieten minderer Qualität verwendet wurden, um die Stahlplatten zu verbinden, oder ob die Methode des Stanzens der Nietlöcher Mikrorisse im Stahl hervorrief. Die Lecks befanden sich größtenteils entlang der Nietverbindungen zwischen den Stahlplatten. Durch den Druck des Eises verbogen sich die Stahlplatten, und die Nieten sprangen ab.
    Betrachtet man das Gesamtbild, wurde das Unglück durch eine ungünstige Verkettung von Fehlentscheidungen und Umständen hervorgerufen.
    1. Im April 1912 trieb ein großes Eisfeld ungewöhnlich weit nach Süden in die Schiffsrouten hinein.
    2. Als die Titanic Eiswarnungen von anderen Schiffen erhielt und auch selbst feststellte, dass die Wassertemperatur rapide sank, wurden sofort Matrosen in den Ausguck geschickt mit dem Befehl, aufmerksam nach Eisbergen
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