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Tanz mit mir - Roman

Tanz mit mir - Roman

Titel: Tanz mit mir - Roman
Autoren: Lucy Dillon Sina Hoffmann
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länger. Wenn Sie eine Sitzung pro Woche zeitlich nicht
schaffen, können wir uns auch gerne alle vierzehn Tage treffen. Doch den schwersten Schritt haben Sie schon hinter sich gebracht, indem Sie hergekommen sind. Was meinen Sie?«
    Katie spürte, wie sich ihr Magen vor Frust zusammenzog. »Aber nach ein paar Sitzungen wissen Sie doch sicherlich, was wir tun sollen, oder?«
    »Katie, es steht mir nicht zu, über irgendetwas zu entscheiden. Es ist allein Ihre Ehe. Aber …« Wieder spielte er an seiner Brille herum. »In erster Linie sollen Sie hier lernen, einander wieder zuzuhören und ehrlich über Ihre Gefühle zu sprechen. Das ist nichts Ungewöhnliches – ich habe schon viele Paare hier gehabt, die einfach aufgehört haben, sich füreinander Zeit zu nehmen. Und wenn Sie beide den Wunsch hegen, gute Eltern zu sein, und das scheint ja offensichtlich der Fall zu sein, dann kann es nur hilfreich sein, außerhalb des Familienlebens Zeit in Ihre Beziehung zu investieren. Sie müssen ein wenig Zeit allein miteinander verbringen.«
    »Keine Chance«, schnaubte Ross. »Da müsste ich ihr schon das Mittagessen zur Arbeit bringen.«
    Peter überging seine gereizte Stichelei mit einer Gelassenheit, um die ihn Katie sehr beneidete. »Haben Sie jemals ein Hobby miteinander geteilt? Haben Sie vielleicht eine Sportart zusammen ausgeübt?«
    Katie und Ross warfen einander einen Blick zu – zum ersten Mal, seit sie sich hingesetzt hatten. Ihr fiel auf, wie müde er aussah. Bisher hatte sie Ross immer allen als »jungenhaft« beschrieben: kastanienbraunes, naturgelocktes Haar, große braune Augen mit langen Wimpern, und eine spitze Nase, die er sich immer unbewusst mit der linken Hand rieb, wenn er nervös wurde. Ross besaß eine drahtige Figur und eine olivfarbene Haut, die sich unerwartet zart anfühlte. Voller Bewunderung hatte sich Katie früher immer vorgestellt, dass er, falls er mit dreiunddreißig Jahren diese Vorzüge immer noch besaß, wohl bis zu seinem Lebensende so aussehen würde.

    Jetzt war er sechsunddreißig Jahre alt und sah längst nicht mehr so jungenhaft aus; vielmehr wirkte er ein wenig zerzaust. Offensichtlich hatte er am Morgen keine Zeit mehr gehabt, um sich zu rasieren, und die Fältchen um seinen Mund herum hatten sich während der angespannten Gespräche über ihre Ehe immer mehr vertieft. Ross war, wie sie nun wusste, ein Spezialist darin, Dinge zu bestreiten oder sie einfach zu ignorieren. Anscheinend zog er es vor, nichts zu sagen und zu hoffen, dass sie schon von selbst auf das Problem kommen würde.
    Dies entsprach so gar nicht Katies Art. Katie nannte die Dinge lieber beim Namen und diskutierte gern alles. Doch ihr fiel mittlerweile immer öfter auf, dass sie ihre Fragen einfach hinunterschluckte, weil sie wusste, dass sie niemals bis in den Sumpf seiner verschwiegenen Gefühle vordringen würde. Stattdessen versuchte sie, die ausgefahrenen Gleise zu verlassen. Dies war der Grund, warum sie hier waren.
    »Bevor Hannah zur Welt kam, haben wir gelegentlich ein wenig Badminton gespielt«, erklärte Ross. »Wir haben damit jedoch aufgehört, als Katie schwanger wurde, und …« In seinen Mundwinkeln zeigte sich der Anflug eines Lächelns. »Wir waren damals ziemlich gut, oder?«
    »Du hast mich immer gewinnen lassen«, erinnerte ihn Katie.
    Das Lächeln erlosch. »Aber nur so lange, bis du schließlich besser wurdest als ich.« Ross schaute Peter an. »Katie ist überaus ehrgeizig. Sie muss immer gewinnen.«
    »Sehr gut«, erwiderte Peter schnell. »Ich würde Ihnen empfehlen, gemeinsam etwas Neues auszuprobieren. Etwas, was keiner von Ihnen bislang gemacht hat, und sie sollten dafür mindestens eine Stunde pro Woche erübrigen, wenn möglich, mehr. Nutzen Sie diese Zeit, um etwas zusammen zu tun, sich gegenseitig zu helfen und den Alltagsstress einmal hinter sich zu lassen, okay?«

    »Okay«, wiederholte Katie zögernd.
    »Sehr gut! Beim nächsten Mal möchte ich, dass Sie beide mir – jeder für sich – erzählen, wie Sie sich kennengelernt haben und was Sie am Anfang aneinander so anziehend fanden.«
    Was soll das bringen, dachte Katie skeptisch, als sie aufstanden und sich verabschiedeten. Wir sind einfach nicht mehr dieselben wie damals.
     
    Es schien fast eine halbe Ewigkeit her zu sein, doch in Wirklichkeit waren es gerade einmal sieben Jahre, dass sich Katie Rogers und Ross Parkinson in einem überfüllten Pub in Manchester kennengelernt hatten. Sie hatte gerade ihre erste Stelle als
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