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Tanz im Feuer

Tanz im Feuer

Titel: Tanz im Feuer
Autoren: Sandra Brown
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führen wollte. Aber obwohl Lois ihr nach diesen Auseinandersetzungen jedes Mal recht gab und versicherte, dass sie Leighs Standpunkt verstünde, begann nach kurzer Zeit das ganze Spiel von vorne, so als hätten sie nie einWort darüber gewechselt.
    IhrVater ersparte ihr eine Antwort auf dieVorwürfe ihrer Mutter. Harve Jackson legte tröstend einen Arm um seine Frau und führte sie aus dem Zimmer. An derTür warf er einen Blick über die Schulter zurück. »Schlaf jetzt, Leigh. R uh dich aus, so gut du kannst, bevor wir fahren.«
    Er zog dieTür zu, und Leigh sank erleichtert in die Kissen zurück. Manchmal vergaß sie fast, in was für einer schwierigen Lage sie sich befand. Doch unausweichlich erinnerte sie ein wohlmeinender Mensch – für gewöhnlich ihre Mutter – wieder daran.
    Manchmal glaubte sie den Schmerz, den ihr Gregs gewaltsamerTod zugefügt hatte, nicht mehr ertragen zu können. Ihre schlimmsten Befürchtungen waren damit wahr geworden. Sie konnte sich noch gut daran erinnern, wie sich die Angst um ihn mit der Zeit fast zur Gewissheit gesteigert hatte, seinTod sei vorherbestimmt. Manchmal war es ihr so vorgekommen, als würden sie nur noch darauf warten, dass sich sein Schicksal erfüllte. Und obwohl sie sich bei jedem seiner Einsätze in allen quälenden Einzelheiten ausgemalt hatte, wie es sein würde, wenn man an ihrerTür läuten und ihr die schreckliche Nachricht überbringen würde, hatte sie der Mord an ihrem Mann vollkommen unvorbereitet getroffen.
    In der Nacht, bevor er umgebracht wurde, hatten sie sich gestritten.
    »Wohin fährst du diesmal?«
    »Das kann ich dir nicht verraten, Leigh. Das weißt du doch. Bitte frag mich nicht.« Sie bemerkte, dass ihn ihre Frage ärgerte und verunsicherte.
    Trotzdem konnte sie ihn nicht einfach so gehen lassen. »An die Grenze?«
    »Leigh, um Gottes willen, mach doch nicht jedes Mal so einTheater, wenn ich wegmuss.« Er ließ den Seesack, den er gerade vollpackte, los und schaute sie ungehalten an. »Glaubst du, ich kann mich auf meine Arbeit konzentrieren, wenn du mir zum Abschied so eine Szene machst? Ich will nicht ständig daran denken müssen, wie du dich weinend von mir verabschiedest. Dir war doch klar, worauf du dich einlässt, als du mich geheiratet hast. Du hast gesagt, du kämst damit zurecht.«
    »Das habe ich auch gedacht.« Sie drehte ihm den R ücken zu, vergrub das Gesicht in den Händen und weinte lautlos. »Ich kann es aber nicht. Ich liebe dich«, flüsterte sie nach einerWeile.
    Er stieß einen halb entnervten, halb liebevollen Seufzer aus, kam zu ihr und nahm sie in die Arme. »Ich liebe dich auch. Das weißt du doch. Aber ich liebe auch meine Arbeit. Sie ist wichtig, Leigh.« Er drehte sich zu sich her, strich ihr die Haare aus dem Gesicht und wischte ihr mit dem Zeigefinger dieTränen von derWange.
    »Das weiß ich – wenigstens weiß es mein Kopf. Ich will ja auch gar nicht, dass du ganz damit aufhörst. Aber du könntest doch in den Innendienst überwechseln und die Einsätze planen und leiten. Hauptsache, du müsstest sie nicht mehr selbst ausführen.« Schaudernd sah sie auf die automatische Pistole, die auf dem Bett lag und genauso zu seiner Ausrüstung gehörte wie die Kleider, die er gerade eingepackt hatte. Mit gesenktem Kopf flüsterte sie: »Es gefällt mir nicht, dass du immer als verdeckter Ermittler arbeitest.«
    »Leigh, hinter einem Schreibtisch würde ich verrückt werden, das weißt du ganz genau.« Er legte ihr einen Zeigefinger unters Kinn, so dass sie ihm in die Augen sehen musste. »Ich kann gut schauspielern. Sie brauchen mich draußen.«
    »Ich brauche dich.«
    »Die R egierung braucht mich auch. Die Kinder, denen auf dem Schulhof Speed und Crack verkauft wird, brauchen mich. Ganz gleich, wie viele wir auch verhaften, wir schöpfen nicht mal den Schaum ab. Ich weiß, dass wir auf verlorenem Posten kämpfen, aber ich kann einfach nicht alles hinschmeißen und kapitulieren. Ich muss weiterkämpfen. Bitte hilf mir dabei.Vertrau mir. Ich passe schon auf mich auf. Glaubst du, ich weiß nicht, was du durchmachst, wenn du hier auf mich wartest?«
    Sie schüttelte seine Arme ab und versuchte zu lächeln. »Ich werde immer auf dich warten. Komm bald und gesund wieder heim.«
    Er hauchte ihr einen zärtlichen Kuss auf die Lippen. »Das werde ich.»
    Aber er tat es nicht. Als sie ihn das nächste Mal sah, lag er in einem schwarzlackierten Holzsarg, wie er Polizisten, die im Dienst ums Leben gekommen waren, von der
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