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Tanz im Feuer

Tanz im Feuer

Titel: Tanz im Feuer
Autoren: Sandra Brown
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ihr Kind entbunden hatte und dann sang- und klanglos verschwunden war.
    Leigh kniff die Augen zusammen und dachte nach. »Jetzt, wo du es sagst, nein, das bin ich nicht. Er hat bloß gesagt, dass er auf demWeg nach Midland sei. Er hat nicht gesagt, dass er hier wohnt.«
    »Nun, vielleicht ist es ganz gut, dass du ihn nicht finden kannst.« Lois richtete sich zu voller Größe auf und schnaufte hörbar. »Ich werde diesem Mann immer und ewig dafür dankbar sein, dass er dir und Sarah geholfen hat«, sie warf einen liebevollen Blick auf das Baby, das am anderen Ende des Zimmers in seinerWiege schlief, »aber er scheint kein Mensch zu sein, mit dem man sich abgeben sollte.«Wie um ihreWorte zu unterstreichen, verschränkte sie die Hände vor der Brust. Leigh sah, dass ihrVater kurz die Augen verdrehte.
    Leigh verkniff sich eine Grimasse. Dass ihre Mutter Chad schlechtmachte, nachdem er so viel für sie und Sarah getan hatte, schien ihr der Gipfel der Undankbarkeit zu sein. »Ich wollte mich nicht mit ihm abgeben, Mutter. Ich wollte mich nur bei ihm bedanken. Er hat so ausgesehen, als könnte er ein bisschen Geld gebrauchen.« Sie versuchte, möglichst beherrscht und freundlich zu klingen. Sie liebte ihre Mutter, obwohl sie so gut wie nie einer Meinung mit ihr war. »Aber dazu muss ich wissen, wo er wohnt.«
    Einen Moment lang musste sie daran denken, wie Chad sich über sie gebeugt und ihr die Hand gehalten hatte, während eineWehe sie überkommen hatte.Wieder sah sie seine blauen Augen vor sich. Seltsam, so blaue Augen in einem so dunklen Gesicht. Und er war so sanft gewesen. Irgendwie hatte seine Sanftheit gar nicht zu seiner Kraft und seinen festen Muskeln gepasst. Überhaupt war er ein eigenartiger Mensch. Sie erinnerte sich daran, wie gewählt er sich ausgedrückt hatte. Ganz anders, als man es von einem Mechaniker erwarten würde. Hatte er sie nicht sogar mit einer Madonna des quattrocento verglichen?
    Auch ihr Gynäkologe hatte Chad für seine Umsicht gelobt. Leigh fiel die Zeitung wieder ein, die er ihr untergeschoben hatte. »Der junge Mann hätte ganz schön was anrichten können, wenn er weniger gewissenhaft gewesen wäre«, hatte der Arzt gemeint.
    Aber wenn sie ihn nicht fand, würde sie sich nie bei ihm bedanken können und das Rätsel Chad Dillon bliebe ewig ungelöst. Aus einem ihr unerfindlichen Grund war ihr der Gedanke unangenehm.Wenn sie sich bei ihm bedankt hätte, würde er ihr vielleicht nicht mehr ständig im Kopf herumgehen. Ihr war aufgefallen, dass sie immer öfter an diesen rätselhaften Mann dachte.
    Sie seufzte tief, und ihre Eltern deuteten ihre Enttäuschung als Müdigkeit. » R uh dich jetzt aus, Leigh.« IhrVater wandte sich an seine Frau, die inzwischen an Sarahs Bettchen stand und das schlafende Kind betrachtete. »Komm, Lois, wir sollten sie beide ein wenig schlafen lassen.«
    Ihre Mutter richtete sich auf, atmete tief durch und musterte Leigh sorgenvoll. »Vielleicht sollten wir morgen doch noch nicht heimfahren. Sarah ist schließlich erst vierWochen alt. Sollen wir nicht noch ein bisschen bleiben?« Die Frage kam halb hoffend, halb bittend.
    »Nein«, erwiderte Leigh knapp, merkte aber sofort, dass die Antwort schärfer geklungen hatte als beabsichtigt. Deshalb lächelte sie beschwichtigend und erklärte: »Mir geht es gut, wirklich. Es war mehr als großzügig von euch, so lange bei uns zu bleiben und mir mit dem Kind zu helfen. Sarah ist ein mustergültiges Mädchen. Ich bin überzeugt, dass sie in ein paarWochen nachts durchschlafen wird. Zur Arbeit kann ich sie mitnehmen, es sind ja nur ein paar Stunden.Wir kommen bestimmt zurecht.«
    Ihrer Mutter stiegen dieTränen in die Augen. Leigh ahnte, was kommen würde, und kniff unwillkürlich die Lippen zusammen. »Ich kann immer noch nicht fassen, dass dir das zugestoßen ist, Leigh.Warum musste sich Greg auch erschießen lassen?Warum musste er dich mit siebenundzwanzig Jahren zurWitwe machen – noch dazu, wo du schwanger warst? Ich habe dich angefleht, zu uns nach Hause zu kommen, nachdem Greg gestorben war. Meine Enkelin hätte nicht mitten auf der Landstraße geboren werden müssen, wenn du daheim geblieben wärst, wo du hingehörst. Du stürzt dich selbst ins Unglück.«
    Lois brach in Schluchzen aus. Leigh musste sich beherrschen, um ihr nicht zu widersprechen. Sie hatten diesesThema schon unzählige Male diskutiert. Immer wieder hatte sie ihrer Mutter erklärt, dass sie nicht mehr nach Hause gehörte und ihr eigenes Leben
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