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Tanz der Sinne

Tanz der Sinne

Titel: Tanz der Sinne
Autoren: Mary Jo Putney
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und starrte in die Flammen, während seine Gedanken sich mit einem zufälligen Sortiment von Tatsachen beschäftigten und ein Muster in ihnen zu entdecken versuchten. Er hatte keinen Erfolg, und das Klopfen an seiner Tür war eine Erleichterung.
    Er rief: »Herein.«
    Er war nicht überrascht, als sein Besucher sich als der Herzog von Candover herausstellte. Er und sein Gastgeber hatten bisher keine Gelegenheit zu einem persönlichen Gespräch gehabt. Der Herzog trug zwei Gläser und eine Karaffe im Arm. »Du warst vorhin so damit beschäftigt, die anderen Gäste zu analysieren, daß du deinen Port kaum angerührt hast. Ich dachte, du magst vor dem Schlafengehen vielleicht einen Brandy.«
    Lucien schmunzelte. »Sehr aufmerksam, Rafe. Ich nehme an, du möchtest auch gerne wissen, warum ich dich darum gebeten habe, so eine bunte Mischung von Leuten hierher einzuladen, und das noch dazu so plötzlich.«
    »Ich bin jederzeit glücklich, dir meinen herzoglichen Prunk zur Verfügung zu stellen, Luce, aber ich muß zugeben, daß ich neugierig bin, was du diesmal im Schilde führst.« Der Herzog goß ein, reichte Lucien ein Glas und setzte sich dann in den zweiten Sessel vor dem Kamin.
    »Kann ich dir bei deinen Nachforschungen irgendwie behilflich sein?«

    Lucien zögerte, während er überlegte, wieviel er sagen sollte. Er hatte schon öfter alte Freunde, Rafe eingeschlossen, für seine Spionagetätigkeit eingesetzt, aber nie ohne guten Grund. »Diesmal nicht – du bist ein bißchen zu respektabel. Es würde eigenartig aussehen, wenn du mehr tätest, als die Männer, für die ich mich interessiere, zu einer Jagdpartie einzuladen. Apropos, vielen Dank. Die Einladung in das berühmte Bourne Castle hat mein Prestige bei den Höllenhunden ungemein gefördert.«
    Rafe stieß einen leisen Pfiff aus. »Natürlich. Ich habe mich gefragt, warum du ausgerechnet diese Männer einladen wolltest. Sie sind alle im selben Club. Warum beobachtest du sie? Ich dachte, sie wären bloß eine beliebige Mischung von Wüstlingen, die sich für die geistigen Erben des alten Höllenfeuerclubs halten, abzüglich der kriminellen Praktiken.«
    »Für die meisten trifft das auch zu«, bestätigte Lucien. »Die überwiegende Mehrheit der Mitglieder besteht aus jungen Männern, die sich gerne für gefährliche Draufgänger halten. Nach einem oder zwei Jahren sind die meisten den infantilen Scherzen des Clubs entwachsen und wandern ab. Aber es gibt einen inneren Zirkel, die Satansjünger, und die benutzen die Sauf- und Hurenabende womöglich als Tarnung für andere, weniger akzeptable Umtriebe.« Er verzog das Gesicht. »Und das heißt, daß ich für die absehbare Zukunft viel Zeit mit Männern von sehr beschränktem Interesse verbringen muß.«
    »Sind alle meine Gäste Satansjünger?«
    »Die meisten, glaube ich, aber das ist schwer zu sagen.« Lucien runzelte die Stirn. »Ein Jammer, daß Roderick Harfords Bruder, Lord Mace, nicht kommen konnte. Ich glaube, die beiden, plus ihrem Cousin Lord Nunfield, sind das Rückgrat der Organisation. Ich muß Maces Wohlwollen gewinnen, um in die Gruppe aufgenommen zu werden.«
    »Aber du kennst Mace doch sicherlich schon? Ich dachte, du kennst aus Prinzip jeden in London.«
    »Nicht ganz, obwohl ich mir Mühe gebe. Mace und ich sind nur flüchtig bekannt – er ist nicht gerade jemand, den ich mir zum Freund wünschen würde. Er beargwöhnt alles und jeden, und mich anscheinend ganz besonders.«
    »Recht hat er«, sagte Rafe trocken. »Ich vermute, das Ganze hat einen politischen Hintergrund, sonst würdest du die Gruppe nicht beobachten.«
    »Stimmt. Wenigstens ein Mitglied der Regierung ist wegen eines Vorfalls erpreßt worden, der sich bei einer der Orgien der Höllenhunde ereignet hat.
    Zum Glück war er klug genug, damit zu mir zu kommen, aber vielleicht gibt es noch andere Opfer.« Lucien starrte in sein Glas. »Außerdem habe ich Grund zu der Annahme, daß ein Mitglied des Clubs Informationen an die Franzosen verkauft.«
    Rafes dunkle Brauen schoben sich zusammen.
    »Unerfreulich, wenn es stimmt, aber jetzt, wo Napoleon weg ist, sollte ein Spion keine besondere Bedrohung mehr darstellen.«
    »Während des Krieges ist einer meiner Agenten in Frankreich ums Leben gekommen, weil ein Mann in London ihn an Napoleons Geheimpolizei verraten hat. Und er hat noch mehr Schaden angerichtet.« Luciens Augen wurden schmal. »Der Krieg mag vorbei sein, aber ich bin noch nicht bereit, zu vergeben und
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