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Tanz der Sinne

Tanz der Sinne

Titel: Tanz der Sinne
Autoren: Mary Jo Putney
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entschlossen, es zu ergründen.
    Ein Jammer, daß er keinen Spaß an Orgien hatte.
    Am nächsten Morgen erbebte die große Halle von Bourne Castle von dem Lärm, den die abreisenden Gäste und ihre Diener verursachten.
    Im Schutz des Durcheinanders sagte der Herzog zu Lucien: »Ich hab’ die Haushälterin nach diesem Zimmermädchen gefragt. Harford hat mich um eine Angestellte gebracht – das Mädchen war erst einen Tag hier, und offenbar hat er ihr einen solchen Schrecken eingejagt, daß sie mitten in der Nacht davongelaufen ist.«
    Lucien dachte daran, wie verletzlich das Mädchen gewirkt hatte. »Sie wirkte schüchtern. Ich hoffe, sie ist so schlau, sich eine Stellung in einem ruhigeren Haushalt zu suchen. Bei einem Vikar vielleicht.«
    »Eins ist merkwürdig – die Haushälterin hat gesagt, das Mädchen heißt Emmie Brown, nicht Kitty.«
    Überrascht sagte Lucien: »Vielleicht sind es zwei verschiedene Mädchen?«
    »Nein, Emmie Brown war ganz bestimmt das Zimmermädchen, mit dem du gesprochen hast, und es gibt keine andere Kitty beim Personal.«
    Lucien zuckte die Achseln. »Vielleicht ist Kitty ein Kindername, der dem Mädchen vor lauter Aufregung herausgerutscht ist.«
    Das war eine einleuchtende Erklärung. Und doch rätselte er, während er auf London zurollte, mehr als einmal über das Mädchen mit den zwei Namen. Es verlieh ihr einen Hauch von Rätselhaftigkeit, und er mochte keine Rätsel.

Kapitel 4
    Der nächste Schritt in Luciens Kampagne, von den Höllenhunden akzeptiert zu werden, fand am Abend nach seiner Rückkehr nach London statt.
    Er besuchte eine Taverne mit dem schönen Namen Krone und Geier, wo das monatliche Zechgelage der Gruppe stattfinden sollte.
    Roderick Harford hatte ihn eingeladen und gesagt, daß sein Bruder Lord Mace dasein würde.
    Ein kalter Regen fiel, und Lucien war froh, den rauchigen, warmen Raum zu betreten. Der Schankraum war voller Arbeiter in grober Kleidung. Nach einem Blick auf Luciens teure Garderobe zeigte der Wirt über die Schulter:
    »Ihre fein’ Freunde sin’ da drin.«
    Als Lucien den Durchgang zum hinteren Teil des Gebäudes betrat, scholl ihm Gelächter entgegen.
    Die Höllenhunde waren bester Laune.
    Er blieb im Gang stehen und sah sich in dem Hinterzimmer um. Er war das erstemal hier.
    Erleuchtet von einem Kaminfeuer und einer Handvoll Kerzen, bot es einen willkommenen Anblick in dieser unwirtlichen Nacht. Ungefähr zwei Dutzend Männer saßen in lässiger Haltung um den Tisch, Bierkrüge in der Hand. Die meisten waren jung, aber es gab auch ein paar ältere darunter.
    Eine dralle Kellnerin, die mit ihren Kunden scherzte, war groß und üppig, mit einem grellgeschminkten Gesicht und einer wilden, roten Lockenmähne. Ihre erstaunliche Figur wurde durch die Schürze noch mehr betont, die ihre bemerkenswert schmale Taille hervorhob.
    Was die Männer jedoch in Bann schlug, war ihre scharfe Zunge. Als ein junger Mann vorwurfsvoll fragte: »Warum hast du mich vom ersten Augenblick an nicht leiden können?« erwiderte sie trocken: »Es spart Zeit.«
    Allgemeines Gelächter erhob sich. Nachdem es verklungen war, rief ein andere Jüngling: »Du hast mein Herz erobert, liebste Sally. Komm mit mir, und wir reiten noch heute nacht nach Gretna Green.«
    »So weit, und das auf einer knochigen Mähre?«
    Sie wiegte verführerisch ihre üppigen Hüften. »Da find ich ’ne bessere Reitpartie hier in London.«
    Diese Anzüglichkeit provozierte erneutes Gelächter. Als es wieder still war, sagte ihr Verehrer mit breitem Grinsen: »Einen besseren Reiter als mich findest du nirgends, Sally.«
    »Laß gut sein, Junge«, spottete sie. »Du hast keine Ahnung vom Reiten, und ich kann’s beweisen.«
    »Wie?« fragte er beleidigt.
    Sie hob ihren Krug und goß ihm mehr Bier in seinen Krug. »Wenn die Welt ’n vernünftigerer Ort war, würden alle Männer im Damensitz reiten.
    Mehr sag’ ich nich’.«
    Dieser Kommentar riß ihr Publikum zu Begeisterungsstürmen hin. Selbst Lucien lachte laut. Nach gewonnener Schlacht schlenderte das Mädchen mit provozierendem Hüftschwenken aus dem Raum. Sie hatte eine irdische Sinnlichkeit, die die Aufmerksamkeit jedes Mannes erregt hätte.
    »Ah, Lucifer gibt sich die Ehre. Mein Bruder hat schon so etwas erwähnt«, näselte eine tiefe Stimme. »Sie dürften sich unter den Abgesandten der Hölle wie zu Hause fühlen.«
    Lucien sah sich um und entdeckte Lord Mace in einer Ecke, von der aus er alles beobachten konnte, was im Raum vor sich ging.
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