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Tanz auf dem Regenbogen

Tanz auf dem Regenbogen

Titel: Tanz auf dem Regenbogen
Autoren: Kinky Friedman
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sagte Hoover. »Wenn durchsickern würde, daß sie die Ka ‘ai aus dem Bishop Museum gestohlen und hier zur letzten Ruhe gebettet hätten, würde die größte Menschenjagd in der hawaiianischen Geschichte beginnen. Das ganze Tal würde zerstört werden.«
    »McGovern war einfach zur falschen Zeit am falschen Ort«, sagte ich. »Ebenso wie er das falsche Gesicht zur falschen Zeit hatte. Damit hat das Ganze überhaupt erst angefangen. Carline muß vor einiger Zeit über die unheimliche Ähnlichkeit von Lono und McGovern gestolpert sein. Sie war bereits hier auf der Big Island, als wir noch die Handzettel in Honolulu verteilt haben, was bedeutet, daß sie sich ihren Plan schon ziemlich früh zurechtgelegt hat. Damals als Hoover ihr vielleicht etwas übertrieben von meiner absolut hundertprozentigen Verbrechensaufklärungsrate erzählt hat, muß sie ihre Chance gewittert haben. Sie hat McGovern vom Strand weggelockt, die Einheimischen dazu gebracht zu glauben, er sei Lono, und mich glauben gemacht, daß, wenn ich die Ka ‘ai fände, ich auch meinen lieben verloren geglaubten Freund McGovern finden würde.«
    »Und was ist mit Baby?« beharrte Stephanie.
    »Willst du die Wahrheit hören?« sagte Rambam. »Baby wiegt ungefähr fünf Pfund…«
    »Baby wiegt dreieinhalb Pfund«, sagte Stephanie stur.
    »O.k.«, sagte Rambam. »Baby wiegt dreieinhalb Pfund. Sie wurde vermutlich wie ein Ast in einen der Seitenkanäle gedrückt und ins Meer gespült. Es tut mir wirklich leid, aber so stehen die Dinge.«
    »Es gibt Zeiten im Leben«, sagte ich ruhig, »in denen wir Abschied von unseren kleinen Maltesern und unseren irischen Lieblingsdichtern nehmen müssen. Wir kommen nie darüber hinweg, aber wir gehen weiter…«
    »Schnauze, Arschgesicht«, sagte Stephanie. »Ich hab gerade was gehört.«
    Ich preßte die Lippen aufeinander, und wir fünf lauschten angestrengt. Soviel war klar, ein kaum wahrnehmbares Geräusch, fast wie weit entfernte Musik im Wind, schien seinen Weg in die Grabkammer zu finden. Dann mußte sich der Wind gedreht haben, denn die Musik wurde plötzlich lauter, die Worte für uns alle deutlich hörbar:
     
    Tall and tan and young and lovely
    The girl from Ipanema goes walking…
     
    »Jesus Christus«, stieß ich hervor. »Das ist McGoverns Scheißtape!«
    Wie besessen stolperten wir im Zwielicht in Richtung der Musik, ich lag etwas zurück, da Stephanie mir gerade die klatschnasse Thisbe in ihrer Louis Vuitton Tiertragetasche in die Hand gedrückt hatte. Hoover fand den Ausgang als erster, einen schmalen Spalt an der Längsseite der Höhle, so klein, daß sich immer nur einer durchquetschen konnte.
    Nach einer kleinen Ewigkeit waren wir alle auf den Boden eines engen staubigen Canyon gepurzelt. Am anderen Ende des Canyons sahen wir ein kleines Feuer, um das sich winzige Figuren scharten. Die Musik kam ganz klar vom hinteren Ende des Canyon.
    Als wir durch das trockene Flußbett rannten, während The Girl from Ipanema an den Steilwänden widerhallte, konnten wir deutlich erkennen, daß eine Gestalt viel größer als die anderen war. Während wir näher kamen, sahen wir, daß sie tanzten. Wir konnten McGovern mittlerweile ganz gut erkennen, er trug eine Art Lendenschurz, balancierte etwas Ananasartiges auf dem Kopf und tanzte, wie es aussah, mit mehreren barbusigen, gut entwickelten jungen Mädchen in sehr kurzen Grasröckchen. Wir hielten einen Moment inne, um diese reine heidnische Freude der kleinen Szene aufzunehmen.
    »An diesem Tisch habe ich schon vor zwanzig Jahren gesessen«, sagte McCall und schüttelte neidisch den Kopf.
    »Für jemanden, der eigentlich tot sein sollte«, sagte Rambam, »scheint er wirklich das Beste draus zu machen.«
    »The Man Who Would Be King«, sagte ich.
    »Seht euch doch mal die Hupen von diesen Wahine an!« sagte Hoover bewundernd. »Hoover!« sagte Stephanie. »McGovern ist am Leben und alles was du kannst, ist über halbnackte Frauen zu sprechen?«
    »Alles klar«, sagte Hoover. »Seht euch nur mal die Hupen von diesen Wahine an, die gerade um McGovern herumwirbeln!«
    »So nennt man das heutzutage also«, sagte Rambam.
    Aufgrund der lauten Musik oder weil es ihm das Gehirn rausgeblasen hatte oder vielleicht weil er es so sehr genoß, mit den großhupigen Wahine herumzuwirbeln, hatte McGovern noch nichts von unserer Ankunft bemerkt. Wir waren schon vor einiger Zeit müde geworden, das Flußbett entlang zu rennen und zu schreien »McGovern! Du bist am Leben!« Nach den
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