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Tanz auf dem Regenbogen

Tanz auf dem Regenbogen

Titel: Tanz auf dem Regenbogen
Autoren: Kinky Friedman
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suchen habe«, sagte ich, als ich annähernd die Fassung wieder gewonnen hatte, »würde ich dich fragen, was du hier zu tun hast.«
    »Ich hab mir überlegt, wenn du durchgeknallt genug bist, um durch das kleine Loch zu schwimmen, bin ich es auch. Außerdem mußte ich von dort weg. Ich kann es nicht mit ansehen, wenn eine Frau weint.«
    »Du hast fast mit angesehen, wie sich ein Mann in die Bermudas scheißt«, sagte ich. »Man sollte sich nie an einen Veteranen ranpirschen.«
    »Schön, du bist also ein Veteran«, sagte Rambam. »Ein Veteran der Carnegie Delicatessen. Und wenn wir schon davon sprechen, wann gibt’s was zu essen? Wenn das nicht verdammt bald ist, müssen wir womöglich in einem dieser Kanus Platz nehmen.«
    »Wir können uns ein paar Fische angeln«, sagte ich und deutete auf eine Reihe von etwas, was offensichtlich Angelhaken aus menschlichen Kiefern waren, perfekte Gebisse, kein Zahn fehlte.
    »So sieht das aus, wenn man regelmäßig Zahnseide benutzt«, sagte Hoover, der durch die Finsternis auf uns zu schlenderte.
    Dicht hinter ihm tauchten McCall und eine immer noch sehr niedergeschlagene Stephanie auf.
    »Ich freue mich sehr«, sagte ich, »über die zahlreiche Teilnahme am jährlichen Treffen des Jagdvereins.«
    »Irgendeine Spur von Baby?« fragte Stephanie teilnahmslos.
    »Ich fürchte, nein«, sagte ich. »Wenn du deine Aufmerksamkeit mal auf den Punkt direkt hinter den beiden Kalebassen aus menschlichen Schädeln dort drüben lenken möchtest, siehst du die beiden Gründe, warum Baby Savannah, Carline Ravel und auch Mike McGovern sterben mußten. Zwei mit einem Fluch belegte, schicksalsträchtige geflochtene Körbe mit den Gebeinen von Lono und Liloa, zwei Stammeshäuptlingen, die seit über sechshundert Jahren tot waren, die aber die ganze Zeit über all jene Tod und Verderben gebracht haben, die bewußt oder unbewußt ihren Weg gekreuzt hatten. Meine Damen und Herren, ich übergebe Ihnen die nicht länger vermißten heiligen Ka ‘ai.«

 
     
     
     
    Teil Neun
     
     
     
    Auf dem Marsch

 
    43
     
     
     
    Die Art, wie uns das linke Auge des zweiten Ka ‘ai, das von einer Muschelschale dargestellt wurde, durch die feuchte Dunkelheit anstarrte, hatte etwas definitiv Böses. Nach sechs Jahrhunderten, in denen sie herumgeschoben, angeglotzt und von Wissenschaftlern, Sammlern, religiösen Fanatikern, Journalisten, Politikern, Kriminellen, Touristen und anderen neugierigen, habgierigen, analfixierten menschlichen Individuen gesucht worden waren, waren die beiden Körbe mit den Gebeinen müde geworden. Der Heilige Gral und die Bundeslade waren unbelebte Objekte. Aber die heiligen Ka ‘ai hatten mindestens ebensoviel DNA wie O. J. Simpson. So eine Art DNA-Gedächtnis. Nicht sie waren böse, realisierte ich plötzlich. Nicht sie hatten Tod und Zerstörung verursacht. Es war der dunkle Faden der Perversion, der durch das Herz eines jeden menschlichen Wesen läuft und es dazu veranlaßt, den Elefantenmensch oder den Wilden Mann aus Borneo anzustarren. Nach sechs Jahrhunderten waren die Knochenbündel endlich angekommen und zur Ruhe gebettet worden. Wir waren diejenigen, die hier nicht hingehörten. Das Böse in der Muschelschale war lediglich eine Reflektion unserer selbst, der Funken Dunkelheit im unkartierten Gebiet einer jeden menschlichen Seele.
    »Das erste, was wir machen, wenn wir hier lebend wieder raus sind, ist«, sagte ich, »wir vergessen, daß wir jemals hier waren.«
    »Dem stimme ich bei«, sagte Hoover. »Der Marktwert dessen, was sich in dieser Höhle befindet, ist unkalkulierbar. Der Nettowert jedes Ka ‘ai beispielsweise, ist über fünfmal so schwer wie John McCall.«
    »Das mag stimmen«, sagte McCall, »aber wie können sie nur so leben?«
    »Das war’s dann?« sagte Stephanie. »Wir schreiben Baby einfach ab? Wir schreiben McGovern einfach ab?«
    »Für uns ist die Zeit gekommen«, sagte Rambam nicht ohne Mitgefühl, »unsere Toten zu beklagen. Was McGovern anbelangt, die Tatsache, daß die heiligen Ka ‘ai wirklich hier sind, dürfte sein Schicksal wohl besiegeln. Zwei Wochen sind lang genug, um herauszufinden, daß jemand kein Gott ist. Aber für wen auch immer sie McGovern gehalten haben mögen, es gibt keine Chance, daß er noch am Leben ist. Sie hätten dieses Risiko nicht eingehen können. Sie mußten McGovern töten, aus demselben Grund, aus dem sie auch Carline getötet haben. Um sich selbst und ihre wertvollen Ka ‘ai zu schützen.«
    »Er hat Recht«,
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