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Tanz auf dem Regenbogen

Tanz auf dem Regenbogen

Titel: Tanz auf dem Regenbogen
Autoren: Kinky Friedman
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entdecken. Das einzige Feuer brannte jetzt in unseren Herzen. In meinem brannte eine traurige und einsame Flamme, weit davon entfernt, mein Gemüt zu erwärmen, erinnerte sie mich nur daran, daß das Leben an einem Speichelfaden hängt und jede große Liebe hoffnungslos ist.
    Wir waren müde, entmutigt und emotional am Ende, als wir das andere Ende des steinigen Flußbetts erreicht hatten. Uns McGovern finden zu lassen, nur um ihn sterben zu sehen, kam mir wie eines jener grausamen Spielchen Gottes vor, die Er in seiner göttlichen Perversion manchmal mit uns glücklosen Menschen spielt. Es war so ähnlich wie Moses das Gelobte Land zu zeigen, ihn aber nicht dorthin gehen zu lassen, oder Stanley Kubrick nicht bis 2001 durchhalten zu lassen. Scheiß drauf, ein kranker Sinn für Humor ist besser als gar keiner.
    Die Asche war bereits kalt, als wir McGoverns kleines Lagerfeuer endlich erreichten. Kein McGovern, natürlich, keine Mädchen, kein Spaß.
    »Lassen diese verdammten Nachtwanderer nicht zumindest die Körper ihrer Opfer zurück?« fragte Rambam, während wir den Bereich oberflächlich absuchten.
    »Du glaubst doch nicht, daß jemand versuchen würde, McGovern weiter weg zu tragen«, sagte McCall.
    Ich war kurz davor, mich umzudrehen, als ein kleiner heller Schimmer sich in meinem äußersten Blickwinkel manifestierte. Ich ging rüber, um das genauer zu untersuchen. Die Natur des Objekts versetzte mir einen kleinen Schock. Dann hüpfte ich buchstäblich vor Freude. Es war McGoverns großes weiß leuchtendes Gesäß, das sich im Mondschein spiegelte.
    »Sind sie schon weg?« sagte er.
    Ich muß zugeben, es war ein denkwürdiger Anblick, in eine kleine Senke an der Seite des Canyon zu schauen und McGoverns riesigen Körper splitterfasernackt flach auf dem Boden liegen zu sehen. Sobald jeder gesehen hatte, daß er in Ordnung war, reagierten alle gleichzeitig.
    »Auch ‘ne Möglichkeit, Gesellschaft zu bekommen«, sagte Rambam.
    »Das ist der richtige Augenblick für einen Vers zur Feier des Tages«, sagte Hoover. »Es war einst ein Limerickdichter namens Hoover / der klemmte sich den Schwanz in der Tür eines Rover…«
    »McGovern könnte etwas Training vertragen«, unterbrach McCall.
    »Ich muß dich unbedingt umarmen«, sagte Stephanie, »aber erst wenn du diesen Lendenschurz wieder angezogen hast. Das ist absolut ekelhaft.«
    »Sind sie schon weg?« sagte McGovern.
    Ziemlich schnell stand McGovern auf, kleidete sich nach aktuellstem Ethnolook und brachte sein Verlangen nach einem großen haarigen Steak in Honolulu zum Ausdruck. Da McGovern erst kürzlich ziemlich traumatische Erlebnisse gehabt hatte und auch wegen unserer eigenen gefahrvollen Abenteuer in den letzten vierundzwanzig Stunden, beschloß ich, die Berichterstattung auf später zu verschieben. Das Postmortem konnte warten. Ich war nur froh, daß es kein Postmortem für McGovern war.
    »Was ich nicht verstehe«, grübelte Rambam, »warum haben die Nachtwanderer McGovern nicht getötet?«
    »Das ist ganz einfach«, sagte ich. »Die einzigen, von denen man weiß, daß sie sie gelegentlich verschonen, sind Kinder.
    Bei McGovern haben sie mit ihren übernatürlichen Fähigkeiten zweifelsohne seine kindliche, Peter-Pan-ähnliche, absolut irritierende Unschuld gespürt.«
    »Es hat schon seine Vorteile«, sagte McGovern, »ich zu sein.«
    McGovern folgte uns wie ein kleines Hündchen zurück zu dem Ort, an dem das Lagerfeuer gewesen war, und während er seine Besitztümer zusammensammelte, stellte ich mit einer gewissen Wehmut fest, daß es nur zwei waren: sein Scheißtape und eine große geschnitzte Kokosnuß.
    »Wo hast du die Kokosnuß her?« fragte Rambam.
    »Eins der Mädchen hat sie mir geschenkt«, sagte McGovern, »unmittelbar bevor die Nachtwanderer in unsere kleine Party reingeplatzt sind.«
    McGovern betrachtete das mit vielen Verzierungen geschnitzte Objekt einen Augenblick. Dann gab er es Stephanie.
    »Das ist für dich«, sagte er. »Du siehst im Mondlicht wunderschön aus.«
    »Das ist süß, McGovern«, sagte Stephanie.
    »Mach’s auf«, sagte McGovern.
    Als Stephanie die obere Hälfte der Kokosnuß ohne zu zögern abnahm, sprang ihr Baby Savannah in die Arme. Auf Stephanies Gesicht konnte man Tränen erkennen und, wie ich zugeben muß, auf einigen anderen Gesichtern auch.
    »Oh, Liebling«, sagte sie. »Du hast McGovern gefunden!«

 
     
     
     
    Teil Zehn
     
     
     
    Auf der anderen Seite

 
    45
     
     
     
    Zwei Nächte und
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