Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tanz auf dem Regenbogen

Tanz auf dem Regenbogen

Titel: Tanz auf dem Regenbogen
Autoren: Kinky Friedman
Vom Netzwerk:
Negerpuppenköpfen allein leben, dachte ich.
    Der kleine schwarze Negerpuppenkopf schenkte mir vom Kaminsims herunter ein warmes Lächeln. Ein warmes Feuer knisterte im Kamin. Die Welt drehte sich um die warme Sonne. Vielleicht war ich warm. Vielleicht war das der Grund, warum die meisten meiner Freunde Männer waren, während die Frauen nur hastig über die Kriechspur meiner Existenz trippelten. Dann dachte ich wieder an Stephanie DuPont, diese junge, heiße, scharfzüngige Grace Kelly von einer Frau, und stellte fest, daß ich nicht warm war. Ich war lediglich geisteskrank zu glauben, ich hätte Chancen bei ihr. Warum sollte sie Interesse an einem Amateurdetektiv haben, der mehr als doppelt so alt wie sie war, mit einer antisozialen Katze in einem staubigen, zugigen Loft lebte und ab und zu mal einen Fall aufklärte, wobei er gerade soviel verdiente, daß ihm das Gourmetkatzenfutter und die kubanischen Zigarren nicht ausgingen.
    »Wie oft kommt es im Leben vor«, sagte ich zu der Katze, »daß Talent sich selbst genügt?«
    Ich erwartete von der Katze auf diese rhetorische Frage keine Antwort und sie enttäuschte mich auch nicht. Warum sollte sich eine Katze mit ein bißchen Selbstachtung auch um das wirre Gerede eines ohnehin nutzlosen Individuums sorgen. Laut des 1999 Calendar and Datebook of the Animal Protection Institute, eine dünne Broschüre, in die ich mich in letzter Zeit ein paar Mal vertieft hatte, »bleiben nur zwei von zehn in den USA geborenen Kätzchen ihr ganzes Leben bei einem Besitzer.«
    »Vielleicht haben wir beide Glück«, sagte ich zu der Katze, »ist doch egal, daß wir beide manchmal ein bißchen einsam sind, vielleicht haben wir Glück, einsam zu sein.«
    Die Katze riß beide Augen auf. Sie schien mich genau unter die Lupe zu nehmen, so als ob sie mich zum ersten Mal sähe. Das war kein angenehmes Gefühl.
    Jetzt wo die kühlen Schatten des Abends über die Stadt fielen, wie ein kleiner, trauriger Mann, der in einem alten Hotel die Jalousien herunterläßt, ließ ich mich in den von McGovern geerbten, zu weich gepolsterten Sessel fallen und goß mir einen guten Schluck Jameson Irish Whiskey in das alte Stierhom. Ich warf dem lächelnden Puppenkopf einen stillen Toast zu und kippte den Inhalt des Stierhorns die Kehle hinunter. Die Katze sah mich mit leichtem Ekel an.
    »Freundschaft wird generell überbewertet«, sagte ich. »Die Village Irregulars machen meist mehr Ärger, als sie wert sind. Und Frauen sind Narren, Gott segne sie. Sieht so aus, als blieben nur wir beide übrig. Wir werden in dieser Stadt und in dieser Welt schon zurecht kommen. Heute Nacht soll’s schneien.«
    Die Augen der Katze schienen wie alte jüdische Kerzen zu schmelzen. Mit der allen Katzen eigenen Sensibilität – von der alle Leute glauben, sie sei ihnen eigen – überraschte sie mich mal wieder mit dem Unerklärlichen. Sie kam zu mir und rollte sich in meinem Schoß ein.
    »Und jetzt«, sagte ich, »müßtest du mir nur noch dabei helfen, dieses verfluchte Kinderfeuerzeug anzukriegen.«

 
    2
     
     
     
    Wann immer ein Detektiv nicht damit beschäftigt ist, ein Geheimnis zu lüften, entdeckt er häufig, wie sein eigenes Leben eines wird. Mit unermeßlich viel Zeit zur Verfügung und fehlendem Personal sie totzuschlagen, masturbierte ich mit der Energie einer in Paris an einer Überdosis Heroin gestorbenen schwarzen Jazzlegende. Die Reihe farbenfroher Abenteuer und erfolgreicher Fallaufklärungen, die meine jüngste Vergangenheit ausmachten, schien meinen gegenwärtigen mentalen Zustand zu verspotten, der von einem leeren grauen Ozean der Langeweile überflutet schien. War ich soweit gekommen, um jetzt allein zu träumen? Hatte ich im bedeutungslosen Mainstream des modernen Amerikas nur Wasser getreten? Ich hatte meine Zeit schon sinnvoller damit verbracht, in Nashville die ganze Nacht durchzumachen und keine Songs zu schreiben. Ich hatte mich während des dreimonatigen Monsuns in einem chinesischen Kedai an den Ufern eines kaffeefarbenen Flusses in Borneo besser amüsiert, Kreuzworträtsel in britischen Zeitungen aus dem Jahr 1948 zu lösen.
    »Soll das schon alles gewesen sein?« fragte ich die Katze eines Morgens.
    Die Katze war schwer damit beschäftigt, einen Teil ihrer weiblichen felinen Anatomie zu lecken, der in britischen Zeitungen aus dem Jahr 1948 eher selten erwähnt wird.
    »Es muß doch mehr im Leben geben, als Zigarren zu rauchen, Espresso zu trinken und dem anstößigen Verhalten einer
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher