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Tanz auf dem Regenbogen

Tanz auf dem Regenbogen

Titel: Tanz auf dem Regenbogen
Autoren: Kinky Friedman
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Regenbogen gehört, aber selbst wenn, von ihnen zu hören und sie mit eigenen Augen zu sehen, waren ungefähr so unterschiedliche Erfahrungen wie in die Kirche zu gehen oder bei einem gut durchgebratenem Steak direkt mit Gott zu sprechen. Sogar für einen charismatischen Atheisten wie mich war das hier eine Art Dreikönigsfest. Jetzt, wo das Mondlicht hinter einer kleinen Wolke nur noch heller auftauchte, blitzten buchstäblich Millionen winziger Regenbogen aus dem Himmel direkt über unseren Köpfen. Ich nahm es als gutes Omen.
    »Das muß der Wasserfall sein«, sagte ich, »wo Kiji Hazelwoods Freund die Holzstatue gefunden hat.«
    »Was macht eine Holzstatue in einem Wasserfall«, sagte Rambam.
    »Vielleicht ist sie von einem mit Holzstatuen beladenen Lastwagen gefallen«, sagte McCall.
    »Vielleicht war es Kawliga, der Holzindianer«, sagte Hoover. »Vielleicht hat er nach seinem indianischen Mädchen gesucht.«
    Ich dachte an Robert Louis Stevensons Gedicht für eine andere Prinzessin. »Und ich, in ihrem lieblichen Banyan-Schatten, suche vergebens mein kleines Mädchen.« Die hawaiianische Geschichte schien Prinzessinnen mit gebrochenem Herzen zu favorisieren. Auf meine Stimmung wirkte sich das nicht unbedingt positiv aus. Sollte dies tatsächlich der richtige Wasserfall sein, der, von dem aus man ostwärts das Meer sehen konnte, war es nur logisch, daß dies der Wasserfall war, wo Kijis Freund die Statue gefunden hatte. Die Tatsache, daß Carlines Leiche im Mondlicht den Pfad runter lag, erhärtete diese Theorie nur noch mehr. Carline, die fünf lange Jahre damit verbracht hatte, nach den vermißten heiligen Ka ‘ai zu suchen. Carline, die meiner Meinung nach sehr nah dran gewesen war, diese mysteriösen todbringenden Relikte vom Anbeginn der Zeit zu finden. Wenn sie nicht sehr nah dran gewesen wäre, sie zu finden, wäre sie jetzt nicht tot. Aber wie war die Holzstatue in den Wasserfall gelangt?
    Im hellen Mondlicht ließ ich meinen Blick entlang der Felswand schweifen, über die das Wasser rann. Sie war unverbrüchlich, steil, rein und monolithisch. Dann richtete sich meine Aufmerksamkeit auf den Stein, der früher unter dem Namen Kakalaoa bekannt war. Auch er schien aus einem Stück zu sein, riesig wie ein Mammut, vom Strom der Tränen glatt wie Seide gewaschen. Hatte die Holzstatue womöglich Brüder oder Schwestern, die sich irgendwo in der Nähe versteckten? War es möglich daß sie genau in diesem Augenblick Schulter an Schulter mit den heiligen Ka ‘ai standen?
    Dann riß mich Stephanies Stimme, die sich zum Geheule hochschraubte, aus meinen Gedanken. Sie durchbohrte das Geräusch des fallenden Wassers wie ein Messer und wurde in schrillen Echos von der weißen Felswand in die Dunkelheit der Nacht zurückgeworfen.
    »WO IST BABY?« schrie sie.

 
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    In den Augenblicken, die folgten, suchten wir alle besessen um den Fels herum und im Wasser nach einer Spur des kleinen weißen Maltesers. Es gab keine. Auch unter dem warmen durchscheinenden Wasser, das vage an John McCalls Urin erinnerte, schien es kein Lebenszeichen von Stephanies dreieinhalb Pfund schweren Liebling zu geben. Es sah so aus, als wäre Baby Savannah vom Angesicht der Erde verschwunden.
    »Sie saß gerade auf diesem kleinen Vorsprung«, weinte Stephanie. »Als ich hochschaute, war Baby weg!«
    Die Trauer selbstbestimmter, selbstbewußter, unschlagbarer Frauen wie Stephanie hatte etwas ganz besonders tragisches. Ihr beißender Spott, ihre jugendliche Arroganz und ihre einzigartige Fähigkeit, Männer klein zu kriegen, all das war so jäh verschwunden wie das Objekt ihrer Zuneigung. Alles, was übrig blieb, war ein verloren wirkendes kleines Mädchen in einem Planschbecken. Eine junge Prinzessin, die um ihre verlorene Liebe trauerte.
    »Sie saß gerade auf diesem kleinen Vorsprung«, wiederholte Stephanie, fast wie um sich selbst zu versichern, daß ihr jemand einmal so nah gestanden hatte.
    Als Freiwillige für Unterwasseraktivitäten glitten Rambam und ich in das sprudelnde Wasser des Pools. Ich schwamm zu dem Vorsprung rüber, einer kleinen Ausbuchtung nur ein wenig oberhalb der Wasseroberfläche, fast wie ein Trittstein zum großen Felsen, der früher als Kakalaoa bekannt war.
    »Sie ist nirgendwo unter der Oberfläche«, sagte Rambam, der nach seiner Unterwasseraufklärung nach Luft schnappte.
    »Sie ist nirgendwo in der Nähe des Pools«, sagte McCall, der gerade das Terrain gründlich abgesucht hatte.
    »Es war schlimm
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