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Tante Inge haut ab

Tante Inge haut ab

Titel: Tante Inge haut ab
Autoren: Dora Heldt
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mit uns unterhalten. Wir wollten nur nicht so lange bei der Polizei in Westerland auf ihn warten. Er kann ja mitgrillen, wir haben genug Fleisch gekauft. Hat Renate eigentlich Kartoffelsalat gemacht?«
    Charlottes Schweigen konnte Renate im Moment nicht deuten. Es war egal. Entschlossen schminkte sie ihre Lippen und presste sie anschließend fest zusammen. Nach einem zufriedenen Blick in den Spiegel öffnete sie schwungvoll die Tür, traf Charlotte an der Hüfte, drehte sich elegant zu den Männern und rief fröhlich: »Da sind Sie ja wieder. Dann kann das Grillfest endlich losgehen. Ich hoffe nur, wir haben genug zu essen, ich habe ja nicht gewusst, dass so viel Damenbesuch hier einfällt.«
    »Hallo!« Die Stimme von Christine unterbrach den beginnenden Tumult auf dem Flur. »Wir sind wieder da.« Gefolgt von Johann und einer bestens gelaunten Inge kam sie zur Haustür herein. »Was ist denn hier los?«
    Inge lächelte in die Runde. »Es gibt Neuigkeiten. Oh, hallo, Renate, das ist ja nett, dass du auch da bist. Johann, hast du den Sekt aus dem Auto genommen? Sind Anika und Jörn schon da?«
    In diesem Moment fuhr ein roter VW Käfer in die Auffahrt. Inge winkte und drehte sich wieder um.
    »Da sind sie schon. Heinz, hol Gläser, wir haben was zu feiern. Wo ist eigentlich meine Tochter? Charlotte, du guckst so starr, komm, lass uns in den Garten gehen.« Es dauerte eine gute halbe Stunde, bis alle an zwei  langen Gartentischen saßen und jeder etwas zu trinken hatte. Inge wartete, bis es ruhig war, dann setzte sie sich gerade hin und räusperte sich.
    »Ich weiß nicht genau, wo ich anfangen soll«, sagte sie und wurde vor Aufregung ein bisschen rot. »Es ist ja so viel passiert.«
    »Am Anfang«, schlug Heinz vor und legte lässig seine Beine übereinander. »So dramatisch wird es ja auch nicht werden. Ich meine, im Gegensatz zu dem, was wir erlebt haben.« Er warf Kalli und Walter einen triumphierenden Blick zu und wippte aufgeregt mit seinem Fuß. »Immerhin haben wir heute ...«
    »Jetzt lass Inge erst mal erzählen«, unterbrach ihn Johann bestimmt. »Es fing alles mit einem Brief an, den sie vor ein paar Wochen bekommen hat. Im Auftrag von Anna Nissen.«
    Heinz runzelte die Stirn. »Das kann nicht sein, die ist gestorben. Ende März.«
    »Papa.« Christine sah ihn ungeduldig an. »Hör doch mal zu.«
    »Es war ihr Testament«, platzte es aus Inge heraus, »Anna Nissen hat mir ihr Haus vererbt. In Wenningstedt. Sie hat da nämlich nicht zur Miete gewohnt, sondern es gehörte ihr. Das ganze Haus, also ihre Wohnung und noch drei andere.«
    »Da kriegen wir ja eine Menge Schotter!« Walter guckte elektrisiert hoch. »Wie groß ist das Grundstück? Und wie viel Wohnfläche hat das Haus?«
    Inge legte ihm die Hand auf den Arm. »Genau deshalb habe ich dir erst noch nichts erzählt. Ich wollte mir alles in Ruhe überlegen. Ob ich es verkaufe oder vermiete oder vielleicht selbst einziehe. Und dann habe ich Anika und Til 1 getroffen, die eine Wohnung suchten. Da kam mir eine grandiose Idee ...«
    Als sie geendet hatte, sah Inge Walter an.
    »Und?«, fragte sie, »was sagst du?«
    Walter blies die Backen auf und wiegte den Kopf. » Lass mich mal zusammenfassen: Du hast ein Haus geerbt. Ein großes Haus. Mit vier Wohnungen und großem Grundstück drumrum. Für das du viel Geld kriegen würdest. Du bist überfallen worden, weil irgendwelche Kriminelle das Testament gesucht haben. Man hat versucht, dich um das Erbe zu bringen. Und nun willst du mit Leuten dort einziehen, die du dir selbst aussuchst. Stimmt das so weit?«
    »Ja«, Inge nickte, »genau so ist es.«
    Er sah sie verwirrt an. »Und Kampmann ist nicht dein Verehrer? Und du warst nicht beim Scheidungsanwalt?«
    »Nein!«
    Walter kratzte sich am Kopf und wandte sich an Heinz und Kalli. »Dann hätte ich ihn gar nicht niederschlagen müssen?«
    »Nicht unbedingt, aber es hat geholfen.« Keiner hatte bemerkt, dass Martensen näher gekommen war und nun hinter ihnen stand. »Guten Abend, das Gartentor stand auf, und ich habe Stimmen gehört. Darf ich ?« Er sah Inge an, die auf einen Stuhl neben sich zeigte. »Danke. Also, um auf Kampmann zurückzukommen: Es geht natürlich nicht, dass Sie einfach in sein Haus marschieren und ihn umhauen. Aber wir haben ihn seit drei Tagen polizeilich gesucht. Wegen Urkundenfälschung, Betrug und noch einigen anderen Dingen. Er sitzt jetzt mit Guido Schneider in Untersuchungshaft. Sie haben über Jahre mit Blankovollmachten,
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