Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tante Inge haut ab

Tante Inge haut ab

Titel: Tante Inge haut ab
Autoren: Dora Heldt
Vom Netzwerk:
gefälschten Unterschriften und absurden Verträgen richtig Geld gemacht. Anna Nissen hatte zum Glück zur richtigen Zeit das richtige Gefühl und Peter Sörensen eingeschaltet. Und der hat uns informiert. Nichts destotrotz kann es sein, dass Sie, Herr Müller, eine Anzeige wegen Hausfriedensbruch und Körperverletzung bekommen. Kampmanns Lebensgefährtin Marion Fischer ist ziemlich sauer.«
    »Ich habe ihm die Beine hochgehalten«, verteidigte Kalli die Aktion, >* und Walter hat ihm ein nasses Geschirrhandtuch auf die Stirn gelegt. Das ist doch keine richtige Körperverletzung.«
    »Ich habe eine Rechtsschutzversicherung«, Walter winkte ab, » aber sag mal, Inge«, er sah seine Frau mit gerunzelter Stirn an, »das ist ein ganzer Batzen, was da an Erbschaftssteuer auf uns zukommt. Da kennen die nichts, da halten sie richtig die Hand auf.«
    »Moment!« Energisch meldete sich Pia zu Wort. »Ich komme da nicht so schnell mit. Also: Meine Mutter hat ein Haus geerbt, das richtig viel wert ist. Sie sagt weder meinem Vater noch mir ein Sterbenswörtchen davon, sondern nimmt sich eine Ferienwohnung auf Sylt, guckt sich alles an und überlegt klammheimlich, was sie mit der Erbschaft machen soll. Sie trifft sich mit kriminellen Anwälten, lässt alle in dem Glauben, sie will meinen Vater verlassen, und jetzt kommt raus, dass sie aus ihrem Erbe ein Mehrgenerationenhaus machen will. Ist das dein Ernst, Mama?«
    Bevor Inge etwas sagen konnte, fragte Charlotte: »Und was war das mit den Arztbesuchen? War dir irgendwann alles zu viel? Ging es dir nicht gut?«
    Pia schnappte nach Luft. »Arztbesuche? Mama! Denkst du denn nie an uns?«
    Renate fühlte ihre Stunde gekommen. Leicht vorgebeugt blinzelte sie Pia an. »Was heißt uns? Ihre Mutter muss sich befreien. Nicht, Inge? Wir haben in der Kur lange darüber gesprochen, dass wir uns jahrelang für die Familie aufgeopfert haben und jetzt endlich selbst dran sind. Was machst du mit den beiden anderen Wohnungen?« Kalli stupste Walter an. »Wusstest du, dass deine Frau krank ist?«
    »Bin ich nicht!« Inge verlor die Geduld. »Pia, ich denke an euch. Und Kalli, ich bin nicht krank. Also: Als ich mir überlegt habe, was mit dem Haus passieren soll, habe ich gemerkt, wie groß mein Heimweh inzwischen ist. Nach vierzig Jahren in Dortmund. Unsere Nachbarn werden immer spießiger, meine beiden besten Freundinnen sind weggezogen, wir haben keine Enkelkinder, und Walter denkt sich vor lauter Langeweile jeden Tag neue Krankheiten aus. Wir haben zu viel Zeit, und wir werden immer älter. Aber wir haben noch ein paar gute Jahre vor uns, und die will ich genießen. Jetzt habe ich dieses Haus und mir gedacht, dass es doch schön wäre, zurückzukommen. Und ich kann mir sogar die Nachbarn aussuchen. Ich habe mir überlegt, dass Walter und ich unten wohnen, daneben Anika und Till. Dadurch haben wir wieder ein Kind im Haus. Weil Walter aber dauernd was Neues hat, brauchen wir auch einen Arzt. Ich habe mir ein paar angeguckt, so richtig toll fand ich keinen. Bis zu dem Einbruch. Dadurch habe ich Dr. Keller kennengelernt. Er ist ein sehr angenehmer Mann, hat eine reizende Freundin, die übrigens Köchin ist, und er wohnt in Klanxbüll, weil er hier keine Wohnung gefunden hat. Die beide möchten auch gern einziehen. Und die letzte Wohnung bleibt Ferienwohnung. Falls Pia uns besuchen möchte, oder du, Renate, oder Kalli. Tut mir leid, Herr Martensen, aber Sie waren zu spät.«
    Martensen guckte niedergeschlagen.
    Pia sah ihre Mutter nachdenklich an. »Und du glaubst, dass Papa unser Haus in Dortmund so einfach vermietet und mit dir auf die Insel zieht? Was soll er denn hier den ganzen Tag machen?«
    »Pia!« Entrüstet schlug Walter auf seine Armlehne. »Was glaubst du eigentlich? Hältst du mich für so verknöchert?«
    Alle waren zusammengezuckt, auch Inge, und starrten  
    Walter besorgt an. Er holte tief Luft. »Das Haus in Dortmund wird verkauft. Das Dach müsste nächstes Jahr sowieso neu gemacht werden, die Fenster oben auch, da habe ich keine Lust mehr zu, und außerdem brauchen wir Geld für die Erbschaftssteuer und die Renovierungen. Da steht doch einiges an, Inge, oder? Ich will hier Premiere-Fernsehen, und sag mal, Anika, wer macht eigentlich für eure Kneipe die Steuer?« Inge sah ihn lächelnd an. Walter erwiderte ihren Blick.  Christine rollte sich langsam auf den Rücken und grub ihre Zehen in den Sand. »Herrlich«, seufzte sie, »und das noch drei Tage lang. Johann, mir geht es so
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher