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Tante Inge haut ab

Tante Inge haut ab

Titel: Tante Inge haut ab
Autoren: Dora Heldt
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Kanzlei übernommen. Ich mochte ihn nie besonders, aber das konnte ich ja seinem Vater schlecht sagen.
    Und jetzt kommt mein Gefühl ins Spiel. Vor ein paar Monaten habe ich mir die Unterlagen meiner Wohnungen zum ersten Mal genauer angesehen. Und was ich da entdeckte, hat mich umgehauen. Es gab Überweisungen, von denen ich nichts wusste, und einiges mehr. Ich habe Mark Kampmann angerufen und ihn gefragt, ob diese Verwaltungsgesellschaft: seriös sei, er hat mich aber sofort beruhigt.
    Die Art, wie er das gemacht hat, hat mich jedoch davon überzeugt, dass da irgendwas nicht stimmt. Und deshalb habe ich alles Peter Sörensen übergeben. Alles Weitere wird er Dir selbst erzählen. So wie ich ihn kenne, hat er alles so ordentlich gemacht, dass Dir nichts passieren kann.
    Liebe Inge, Dir gehört nun das Haus, ich hoffe, dass Du irgendwann auch darin leben willst. Es ist ein gutes Haus, ich hatte in und mit ihm ein schönes Leben. Genau das wünsche ich Dir auch, meine Inge. Sei mutig und neugierig, Du bist noch jung genug, all die Dinge zu tun, die Du Dich bisher nicht getraut hast.
    In Liebe, Deine Anna •
     Kalli blieb am Straßenrand stehen. »Wo gehen wir eigentlich hin? Wieso fahren wir denn nicht mit dem Auto? Wir sind doch alle wieder nüchtern.«
    Walter zeigte nach vorn. »Ich habe ein Taxi bestellt«, sagte er. »Es wartet an der Bushaltestelle.«
    »Also, ich könnte wieder fahren«, erklärte Heinz. »Fünf kleine Schnäpse hauen mich nicht um.«
    Walter beschleunigte seine Schritte. »Jetzt beeilt euch mal, die Taxiuhr läuft auch, wenn der nur wartet. Und du hast noch eine Fahne. Und außerdem kann so kein Zeuge unser Auto beschreiben.«
    Kalli guckte ängstlich, Heinz schüttelte den Kopf. »Wir wollen doch nur mit ihm reden«, meinte er, »das ist ja wohl nicht verboten.«
    Das Taxi stand tatsächlich schon da. Kalli und Heinz stiegen hinten ein. Walter warf einen Blick auf das Taxameter und setzte sich beruhigt auf den Beifahrersitz.
    »Sind erst 3,50 Euro«, teilte er mit. »Fahren Sie uns bitte nach Kampen, nach ... Heinz, wo sollen wir aussteigen? Ich will nicht bis vors Haus fahren.«
    »Wieso nicht?«
    »Wegen der Überraschung.«
    Heinz überlegte kurz. »Dann also Braderuper Weg, Ecke Pück-Deel.«
    Der Taxifahrer sah die drei erstaunt an. »Sind Sie sicher? Da gibt es aber nur so ein paar alte Häuser.«
    Walter presste die Lippen zusammen und starrte nach vorn. »Fahren Sie einfach, Mann.« Er fühlte sich wie Robert de Niro. Zwanzig Minuten später hielt der Taxifahrer neben einem Feldweg.
    »Hier ist der Pück-Deel. Nach ungefähr dreihundert Metern stehen Sie mitten in der Braderuper Heide. Danach kommt das Wasser. Soll ich warten?«
    Walter öffnete seine Tür. »Ja, aber machen Sie die Uhr aus.« Dann ging er los.
    »Und wie ...« Verwirrt sah der Fahrer nach hinten.
    »Sie kriegen ein gutes Trinkgeld.« Heinz klopfte ihm jovial auf die Schulter. »Wenn wir in einer halben Stunde nicht zurück sind, rufen Sie die Polizei. Bis gleich.«
    Kalli war schon hinter Walter hergerannt. »Walter, warte mal ...«
    »Ja ?«
    Walter verlangsamte noch nicht mal sein Tempo. Endlich hatte Kalli ihn eingeholt und zog an der Jacke.
    »Walter! Jetzt lass uns doch auf Heinz warten. Hast du dir überhaupt überlegt, was du ihm sagen willst?«
    »Ja. So ungefähr.« Walter war stehen geblieben und winkte Heinz ungeduldig, sich zu beeilen. »Ich werde ihm sagen, dass er meine Frau in Ruhe lassen soll. Er hat doch eine eigene Freundin. Und ich habe nur Inge.«
    »Und du glaubst, da geht er drauf ein?«, fragte Kalli unsicher. »So wie Renate das erzählt hat, ist das mit Inge und ... ihm ... ja ganz schön ... wie soll ich sagen ... ernst?«
    »Ach, Renate.« Heinz, der den Schluss von Kallis Satz gerade noch gehört hatte, winkte ab. »Ich glaube, dass Renate auch nichts Genaues weiß. Ich hoffe nur, dass kein Nachbar sie im Garten liegen sieht. Die denken dann doch sonst was.« Er schirmte seine Augen mit der Hand ab und fixierte einen Punkt am Ende der Straße. »Da hinten muss es sein, das rechte Haus. Übrigens, Walter, falls Inge mit Kampmann durchbrennt, kannst du ja Renate nehmen. Die ist ganz begeistert von dir.« Walter sah seinen Schwager an, als wäre der nicht bei Trost. »Also bitte!«
    »Wieso ?« Kalli zuckte mit den Schultern. »Deine Tochter ist erwachsen, euer Haus bezahlt, das wird eine einfache Scheidung. Auch wenn es natürlich nicht schön ist. Aber Renate wird sich sofort um dich
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