Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tante Dimity und der unheimliche Sturm

Tante Dimity und der unheimliche Sturm

Titel: Tante Dimity und der unheimliche Sturm
Autoren: Nancy Atherton
Vom Netzwerk:
interessante Entwicklungen hier in Ladythorne gegeben, seit wir zuletzt telefonierten«, erzählte ich ihm. »Nichts Gefährliches, einfach nur bemerkenswert. Glaubst du, du könntest noch ein, zwei Tage davon Abstand nehmen, mich von hier zu befreien?«
    Bill lachte. »Da es mich mindestens einen Tag kosten wird, die Schneemassen in unserer Einfahrt wegzuräumen, glaube ich, dass sich eine aufgeschobene Rettungsaktion arrangieren lässt.
    Warum? Was hast du vor?«
    »Ich helfe, ein gutes Werk zu vollbringen.«
    »Kann ich auch etwas dazu beitragen?«
    Ich dachte einen Moment lang nach, ehe ich fragte: »Wenn du eine junge Frau wärst, deren Verlobter gerade gestorben ist, wo würdest du die Juwelen verstecken, die du am Tag deiner Hochzeit geerbt hättest?«
    »Hmmm …« Eine Pause entstand, während
    derer Bill seinen beachtlichen Verstand bemühte, um eine schwierige Frage zu beantworten, die ihm aus dem Blauen heraus gestellt worden war.
    »Nee«, sagte er dann, »keinen blassen Schimmer, aber ich kann es kaum erwarten, die Geschichte, die hinter dieser Frage steckt, zu erfahren.«
    »Es ist eine spannende Geschichte«, sagte ich,
    »aber ich fürchte, du musst noch ein wenig warten. Ich werde dir alles erklären, aber nicht jetzt.
    Gibst du mir kurz die Jungen, ja?«
    Es folgte eine atemlose Unterhaltung mit Will und Rob, die es nicht erwarten konnten, mir von ihrem Plan zu erzählen, einen Tunnel von unserem Cottage bis zu Emma Harris’ Stall zu graben, um sicherzugehen, dass es den Pferden gut ging. Die Tatsache, dass sie sich über mein Wohlergehen kein bisschen sorgten, war ein wenig ernüchternd, aber auf der anderen Seite zeugte es von dem großen Vertrauen, das sie in die Überlebensfähigkeit ihrer Mutter setzten, und so nahm ich es als Kompliment.
    Nach dem Telefonat mit meinen Lieben wurde meine Aufmerksamkeit zum Fenster gelenkt, durch das ein ziemlich irritierendes Geräusch aus dem Hof heraufdrang. Es war das schwache Röhren eines Motors, der erste mechanische Laut, den ich seit meiner Ankunft in Ladythorne hörte. Einen Moment blieb ich noch reglos sitzen und dachte überrascht, wie sehr ich die absolute Stille der Abtei vermissen würde. Dann ging ich zu einem der Fenster, zog die Vorhänge zurück und sah blinzelnd nach unten.
    Catchpole in seiner geflickten Segeltuchjacke und Sammlung diverser Wollschals saß auf einem Schneepflug von der Größe eines Rasenmä hers und bahnte einen Weg zur Vorderseite des Hauses. Der Weg, den er bereits von seinem Cottage in den Hof gepflügt hatte, zog sich wie ein Faden durch die mächtige Tagesdecke, die über der Landschaft lag.
    »Er wird bis Mitternacht beschäftigt sein«, murmelte ich froh. Dann drehte ich mich um, um mein Zimmer in Augenschein zu nehmen.
    Den alten Grundrissen zufolge gab es acht Schlafzimmer im zweiten Stock: vier Zimmer, die die Söhne bewohnten, welche allesamt in zwei verschiedenen Weltkriegen umgekommen waren, sowie je eine Zwei-Zimmer-Suite, die Grundy und Rose bewohnt hatten. Ich wusste, dass Tessa Gibbs mindestens drei der ehemaligen Kinderzimmer in Gästezimmer verwandelt hatte, nämlich die drei Zimmer, in denen Wendy, Jamie und ich schliefen, und ich nahm an, dass sie die restlichen Zimmer ebenfalls als Gästezimmer eingerichtet hatte. Da Wendy und Jamie ihre Zimmer bereits gründlich untersucht hatten, beschloss ich, mit meinem anzufangen, ihre beiden Zimmer auszulassen, mich stattdessen den Suiten am Ende des Flurs zuzuwenden und mich auf der anderen Seite des Flurs in Richtung Haupttreppe zurückzuarbeiten.
    Die nächsten zwei Stunden verbrachte ich auf meinem Zimmer, indem ich emsig die Wände abtastete und die Teppiche zusammenrollte, um auch die Bodendielen abzuklopfen. Ich räumte sämtliche Kleider aus dem Schrank und fuhr mit dem Fingernagel über die Nahtstellen im Holz; ich zog die Schubladen der Frisierkommode und des Schreibtischs hervor, untersuchte die Polster der beiden Sessel und kroch unters Bett, um auch dort nach lockeren Dielenbrettern zu fahnden.
    Ich stellte mich auf die Tische und fuhr mit den Fingern an den Deckenleisten entlang, untersuchte die Fenstersimse auf Hohlräume und jeden Quadratzentimeter des marmornen Kaminsimses in der Hoffnung, auf eine Sprungfeder zu stoßen, die ein Geheimfach öffnete.
    Ich fand nichts.
    »Ich habe mein Bestes gegeben, Reg«, sagte ich, nachdem ich das Zimmer wieder in seinen ursprünglichen Zustand versetzt hatte. »Wenn es hier irgendwo ein geheimes Fach gibt,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher