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Tante Dimity und der unbekannte Moerder

Tante Dimity und der unbekannte Moerder

Titel: Tante Dimity und der unbekannte Moerder
Autoren: Nancy Atherton
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mir gewesen wärst, hätte ich mit meiner Faust vielleicht wieder ein paar Wände eingeschlagen.«

    Ich ergriff seine Hand und starrte auf die vernarbten, verkrümmten Knöchel hinab, die stummen Zeugen all dessen, was seine Seele erlitten hatte. »Ich wünschte mir fast, du hättest das getan«, sagte ich.
    Er sah mich fragend an.
    »Ich wünschte, du hättest deine Gefühle nicht weggesperrt. Ich wünschte, du hättest geschrien, gebrüllt und alle der Feigheit bezichtigt.« Ich schloss meine Hände um die seinen. »Mich eingeschlossen. Mrs Hoopers Tod hat mich doch genauso kaltgelassen wie die anderen.«
    »Nein«, widersprach Nicholas mit fester Stimme. »Sie hätten den Mörder unbehelligt laufen lassen. Du hattest als Einzige den Wunsch, den Schuldigen zu verfolgen. Du wolltest ihn vor Gericht bringen, auch wenn es dir in erster Linie darum ging, Kits Unschuld zu beweisen.«
    »Wird nicht leicht sein, einen mörderischen Blumentopf anzuklagen«, meinte ich mit einem schiefen Grinsen.
    Ein mattes Lächeln huschte über Nicholas’
    Gesicht und brachte eine Ahnung des alten Leuchtens in seine müden Augen zurück. »Ich würde ihn für einen Orden vorschlagen.«
    Ich erwiderte sein Lächeln. »Ich auch. Mrs Hooper war eine wahrhaft widerwärtige Frau.«

    »Stimmt, ich bin selten auf ein Opfer gesto ßen, das nichts anderes verdient hat.« Nicholas’
    Hand entkrampfte sich, und die Anspannung schien aus seinem Körper zu weichen. Er lehnte sich vorsichtig zurück. »Die Spurenfahnder haben den Blumentopf überhaupt nicht beachtet.
    Die Spuren, die sie gebraucht hätten, haben sie erst gefunden, nachdem Mr Barlow ihnen gesagt hatte, worauf sie achten müssten.«
    »Warum hast du uns das mit dem Blumentopf bei der Versammlung vorhin verschwiegen?«
    »Tante Lilian wollte es so. Sie meinte, die Dorfbewohner sollten ruhig mal aufeinander losgehen. Wie sie das sah, war das die einzige Möglichkeit, die Lügen und Geheimnisse, die das Klima im Dorf vergifteten, aus der Welt zu schaffen. Und sie hatte Recht. Es genügte nicht, dass du und ich die Wahrheit aufdeckten. Die Leute mussten sie voreinander zugeben.«
    Ich schmiegte mich neben Nicholas an die Lehne und hakte meinen Arm unter seinen Arm.
    In der Ferne grollte noch ein letzter Donner, aber das Gewitter hatte sich verzogen. Regentropfen plätscherten sanft auf die Steinstufen draußen, und das behagliche Prasseln und Knistern des Feuers erfüllte das Zimmer.
    »Nicholas«, fragte ich, »was ist eigentlich bei der medizinischen Untersuchung rausgekommen?«
    Er starrte mit leerem Blick zur Decke. »Ich bin für unbestimmte Zeit beurlaubt. Meinen Dienst kann ich erst wieder antreten, wenn ich das alles überwunden habe.«
    »Was willst du in der Zeit machen?«
    »Nach London zurückgehen«, sagte er apathisch. »Mit noch mehr Psychologen reden. Warten, bis die Amtsärzte mich wieder diensttauglich schreiben.«
    Mein ganzes Wesen sperrte sich gegen die Vorstellung, dass Nicholas in sein leeres Apartment zurückkehren sollte. Bisher schienen ihm die Psychotherapeuten nicht sonderlich über das Trauma des Mordes an seinem Partner hinweggeholfen zu haben. Was er brauchte, war die heilende Kraft eines Freundeskreises, von Leuten, die ihn liebten.
    Ich presste meine Wange an seine Schulter, drückte seinen Arm fester, spürte seinen festen Bizeps, und plötzlich streifte mich ein Geistesblitz.
    »Wie gut kannst du Gräben ausheben?«, fragte ich, und ohne ihm die Chance zu einer Erwiderung zu geben, setzte ich mich auf die Fersen und legte los. Ich erzählte alles über die neue Entwässerungsanlage, die Kit auf Anscombe Manor bauen wollte.

    »Er könnte deine Hilfe gut brauchen«, schloss ich aufgeregt. »Und meine Freundin Emma hat tausend freie Zimmer, für die sie keine Verwendung hat. Du kannst bei ihr und Derek wohnen.
    Und mit Kit zusammenarbeiten. Ich komme dich mit den Zwillingen besuchen, und ich weiß schon jetzt aus erster Hand, dass du ein Kätzchen haben kannst.«
    Nicholas war fast geblendet von diesem Feuerwerk, das ich in meiner Begeisterung zündete, aber nach kurzem Zögern gewannen die Zweifel die Oberhand. »Es würde mir vielleicht ganz gut tun, für eine Weile aus London wegzukommen«, räumte er ein, »aber …«
    »Kein Aber!«, beharrte ich.
    »Aber ich bezweifle, dass dein Mann mich als Nachbarn akzeptieren wird.«
    »Warum fragen Sie Loris Mann nicht einfach?«
    Beim Klang von Bills Stimme begann mein Herz wild zu pochen. Ich hatte mich so
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