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Tante Dimity und das verborgene Grab

Tante Dimity und das verborgene Grab

Titel: Tante Dimity und das verborgene Grab
Autoren: Nancy Atherton
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Ihre Erregung wuchs zusehends.
    »Dann die Fotos, die selbstgesponnene Schafwolle, die Weine und das selbstgebraute Bier! Ganz zu schweigen von den Obsttorten und den Zitronenstangen! Wo sollen wir das alles hintun, wenn wir das Schulhaus nicht zur Verfügung haben?«
    »Vielleicht Tische im Schulhof?«, wagte ich vorzuschlagen.
    »Kein Platz!«, rief Peggy. Sie sah sich über die Schulter um, ehe sie leiser fortfuhr. »Doch nicht bei all dem Geflügel, den Kaninchen, Ziegen, Schafen und Ponys. Und den Dorfplatz kannst du auch vergessen, denn dort sind schon die Lustigen Moriskentänzer und der Gesangverein.«
    Verzweifelt warf sie die Hände hoch und sank wieder auf die Bank.
    »Ich sehe, was du meinst«, sagte ich, und ich meinte es ehrlich. Ich hatte mir das Erntedankfest als ein zwangloses Picknick im Freien vorgestellt, aber Peggy hatte ehrgeizigere Pläne. Der Pfarrer musste geistig umnachtet gewesen sein, als er ihr das Schulhaus wegnahm – wenn es tatsächlich so gewesen sein sollte. Peggy hatte die Angewohnheit, die Dinge zu dramatisieren, aber wenn sie tatsächlich nicht über das Schulhaus verfügen konnte, dann war es ihr gutes Recht, empört zu sein. Abgesehen von der Kirche war es das größte Gebäude in Finch, und das einzige, das für ein Dorffest, wie Peggy es plante, geeignet war.

    »Kann denn der Pfarrer einfach so über das Schulhaus verfügen?«, fragte ich.
    »Es gehört der Kirche«, erklärte Peggy. »Wie die meisten Dorfschulen. Es ist ja schon lange keine richtige Schule mehr, aber es gehört immer noch der Kirche. Es geht jedoch nicht darum, ob er kann «, schnaubte sie empört, »es geht darum, ob es richtig ist. Er hat kein Recht, weniger als zwei Monate vor dem Erntedankfest mein Schulhaus mit Schutt von Scrag End anzufüllen. Besonders wo …« Sie hielt inne und sah mich von der Seite an. »Ich muss dir was sagen, Lori, aber das habe ich noch nicht vielen erzählt. Sobald das Erntedankfest vorbei ist, ziehe ich aus Finch weg. Für immer.«
    Ich starrte sie ungläubig an. »Du gehst aus Finch weg?«
    »Versuche nicht, es mir auszureden«, sagte Peggy. »Mein alter Freund Mr Taxman hat das schon probiert, und ich will dir sagen, was ich ihm geantwortet habe: Hier in Finch habe ich erreicht, was ich erreichen wollte. Ich habe das Dorf belebt und den Bewohnern ein gutes Beispiel gegeben, und jetzt ist es Zeit für mich, weiterzuziehen.«
    »Wohin willst du gehen?«, fragte ich.
    »In ein Dorf in Yorkshire namens Little Stubbing. Mr Taxman und ich sind voriges Jahr im Urlaub durchgefahren. Es erinnerte mich daran, wie Finch war, ehe ich hier die Sache in die Hand nahm. Little Stubbing braucht mich, Lori.« Sie rang verzweifelt die Hände. »Aber ich lasse mich nicht von diesem Mann aus Finch vertreiben! Er muss gehen!«
    Zweifelnd schüttelte ich den Kopf. »Ich glaube, es wird schwer sein, den Pfarrer zu ver…«
    »Nicht den Pfarrer!«, rief Peggy. » Diesen Mann! Diesen schmierigen Kerl! Sagt, er kommt aus Oxford, aber mir ist’s egal, von mir aus kann er auch aus Windsor kommen. Er wird mir nicht mein Fest vermasseln.« Mit blitzenden Augen sah sie mich an. »Und du wirst dafür sorgen, dass er es nicht tut.«
    Ich schluckte.
    »Du wirst den Pfarrer überreden, dass er den Mann wieder loswird«, fuhr Peggy mit beängstigender Ruhe fort.
    »Ich nehme an, du hast noch nicht mit dem Pfarrer gesprochen«, sagte ich ohne große Hoffnung.
    Peggy schnaubte. »Der Reverend Theodore Bunting und ich sprechen momentan nicht miteinander. Und wenn er glaubt, dass ich weiter pingelige Sonderbestellungen wie Shrimps in Dosen für ihn aufgebe, nachdem er sich so rücksichtslos über eine alte Tradition wie das Erntedankfest hinwegsetzt« – sie machte eine Pause, um wieder zu Atem zu kommen –, »dann hat er sich geirrt.«
    Ich überlegte, wie ich mich aus der Affäre ziehen könnte. »Dein Vertrauen ehrt mich, Peggy, aber wirklich, ich weiß absolut nichts über das Erntedankfest. Ich war in letzter Zeit ziemlich beschäftigt mit den Kindern und überhaupt, und …«
    »Das ist genau, was ich zu Bill gesagt hab«, unterbrach mich Peggy. »›Bill‹, hab ich gesagt,
    ›Lori ist der einzige Mensch im Dorf, der mit dem Erntedankfest nichts zu tun hat.‹«
    »Du hast mit Bill gesprochen?«, fragte ich.
    Jetzt ahnte ich, wie der Hase lief.
    »Hab ich. Und er meinte, dass du genau die Person bist, die wir brauchen. Wie hat er dich noch mal genannt?« Peggy sah nach oben und kniff die Augen hinter
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