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Tangenten

Tangenten

Titel: Tangenten
Autoren: Greg Bear
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Künstlerbüro ist bedeckt mit Zeichnungen von Raumschiffen und Aliens, fremden Landschaften und Diagrammen. »Wenn ich die habe, kann ich sie in den Computer eingeben. Wir können jeden Muskel programmieren und es so einrichten, daß sich die Haut über den Muskeln spannt. Sag dem Computer, wie sie einen Schritt taten, wie sie kämpften…«
    Und die Dinosaurier werden wieder umherstapfen und kämpfen. Der Künstler lebt in einem kindlichen Tagtraum: Er hat die Macht, tote Lebewesen zum Leben zu erwecken. Bemerkenswerter noch: Er hat die Macht – mit Hilfe einer Vielzahl von Technikern, Programmierern und Künstlerkollegen – Objekte zu filmen, die nie in materieller Form existiert haben und sie mit lebendigen Schauspielern interagieren zu lassen.
    Aber Dinosaurier sind ein Zukunftsprojekt. Die Sache, um die es hier geht, ist eine Raumschlacht. Bei Nacht, innerhalb eines Raums mit völlig weißen Wänden, sitzen der Künstler, der Direktor und der Techniker vor einem Videomonitor und untersuchen die fortschreitenden Stadien der Zerstörung eines nichtexistenten Raumschiffs. Hochdetaillierte Schiffe – komplett mit Crew – kämpfen bis zum Ende gegeneinander. Ein Raumschiff ist dazu bestimmt, zerstört zu werden: Seine Hülle ist auf der ersten der sechs Boxen demontiert. Die frühen Stadien einer sich ausbreitenden Explosion werden über die späteren Boxen gelegt.
    Der Künstler beschreibt eine Explosion im Raum. »Ich möchte, daß die ganze Szene für eine Einzelaufnahme weiß aufblitzt. Danach sehen wir einen undurchsichtigen Feuerball – an den Rändern verschwommen –, der die Trümmer umgibt.«
    Mit übertriebenen Gebärden demonstriert er eine sich ausbreitende Kugel. »Dann gehen wir nach und nach, genau wie der Feuerball wächst, zur Transparenz über. Wenn die Schockwelle vorüberzieht, fliegen alle Kleinteile – Gase und winzige Fragmente – vorbei und dann sehen wir die großen Brocken, die sich etwas langsamer bewegen.« Sein Grinsen ist jetzt fröhlich. Der Direktor nickt zustimmend; dies ist tatsächlich eine Explosion im Raum, nicht deine gewöhnliche Rauch-und-Feuerwerk-Vorstellung.
    Die Stadien der Explosion werden in einen leistungsfähigen Computer gefüttert, der hinter Glaswänden isoliert auf der gegenüberliegenden Seite des Studios steht. Künstler, Direktor und Techniker spielen Gott in einem unwirklichen Universum.
    Letztendlich handelt es sich bei allem nur um Zahlen, Punkte, die im dreidimensionalen Raum innerhalb des Computers abgebildet werden. Jede Zahl repräsentiert einen Teil der Position eines Pixels oder Bildelements. Millionen von ihnen formen zusammen eine Gestalt. Die Aufgabe des Computer ist es, den Zahlen und der Gestalt, die sie repräsentieren, auf der Spur zu bleiben. Perspektive, Farbe, Schatten, Bewegung – dies alles muß mit gewissenhafter Akkuratesse aufeinander abgestimmt werden oder die scheinbare Realität kollabiert.
    Die Zahlen werden im Folgenden in Signale umgewandelt, die auf einem Monitor sichtbar gemacht werden können. Die Pixel fügen sich zusammen, und ein Raumschiff wird zerstört, Bild für Bild. Wenn das Ergebnis auf den Film übertragen wird, ist es nicht mehr von sehr hochgradigen Spezialeffekten, die in mühevoller Arbeit mit Modellen erstellt werden, zu unterscheiden.
    Es wird genauso wirklich aussehen, wie alles andere im abgeschlossenen Spielfilm.
    Der Künstler, der Direktor und der Techniker sind natürlich fiktional und das Szenario ist eine technische Phantasie, die auf Jahre – vielleicht sogar Dekaden – hinaus noch nicht zu realisieren ist…
    Und wenn Sie das glauben, haben Sie die neuesten Entwicklungen auf dem unglaublichen Gebiet der Computergraphik nicht verfolgt.
    Es geschieht jetzt.
    Der Künstler ist der erfahrene Produktionsdesigner Ron Cobb (Alien, Conan the Barbarian); der Direktor ist Nick Castle (Tag, Skatetown U.S.A.) und der Spielfilm ist The Last Starfighter, eine gemeinsame Universal-Lorimar-Produktion. Unter der Schirmherrschaft der in Los Angeles ansässigen Digital Productions, unter der Leitung von John Whitney Jr., wurden sämtliche Spezialeffekte für The Last Starfighter mittels digitaler Szenensimulation gefertigt – Computergraphiken, die entworfen wurden, um der Realität zu entsprechen. Indem sie zwei leistungsfähige Cray-Supercomputer benutzen und eine Reihe anderer Geräte, nimmt Digital Productions die Herausforderung – einige sagen, die große Herausforderung – an, sich rückhaltlos der
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