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Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin

Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin

Titel: Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin
Autoren: Lynn Flewelling
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Gesichter einiger Soldaten ausmachen konnten, die um ihre Wachfeuer standen. Ein paar hundert Schritte dahinter klaffte das aufgebrochene, schwarze Maul des Nordtors, das mit behelfsmäßigen Holzbarrikaden befestigt worden war.
    Sie hatten im Voraus vereinbart, dass Iya den Zauber lenken würde, denn für diese Anwendung besaß sie die stärksten Kräfte von ihnen. Die anderen standen nur hinter ihr und drückten die Hände gegen ihren Rücken und ihre Schultern.
    »Möge Illior uns beistehen«, flüsterte sie und hob mit beiden Händen ihren Zauberstab an. Es war das erste Mal, dass sich so viele gleichzeitig für eine derart zerstörerische Magie vereinigten. Iya hoffte, ihr alter Körper würde kräftig genug sein, um die Macht zu leiten. Sie unterdrückte ihre Zweifel, senkte den Zauberstab mit der linken Hand und verengte die Augen. Die Linie der Pfähle und die Feuer der Wächter verschwammen vor ihr, als die anderen Zauberer ihre Kraft in sie strömen ließen.
    Der Zauber raste durch sie, und Iya war überzeugt davon, er würde sie in Stücke reißen. Es war, als tobten ein Lauffeuer, Wirbelwinde und Lawinen gleichzeitig in ihr. Die Gewalt der Magie versetzte ihre Knochen in Schwingungen.
    Dennoch überlebte sie irgendwie und beobachtete, wie ein hellgrünes Feuer die Pfahllinie und die Barrikaden dahinter erfasste. Es sah weniger wie Flammen aus als vielmehr wie eine Masse sich windender Gestalten – Schlangen oder Drachen. Das Gebilde wurde greller, dann explodierte es. Die Erde erbebte, und ein gewaltiger Stoß heißen Windes erschütterte sie. Eine rollende Dampfwolke blieb zurück.
    Dann erzitterte der Boden erneut, und diesmal kam es von hinten. Jemand packte sie, und sie stürzten zusammen in das eisige Wasser eines Grabens. Reiter wuselten rings um sie und über ihnen hinweg, preschten auf die neu geschaffene Öffnung zu. Iya beobachtete die vorbeirasenden Schemen, als weilte sie in einem Traum. Vielleicht war es auch ein Traum, denn sie konnte ihren Körper nicht spüren.
    »Wir haben es geschafft! Wir haben es geschafft!«, rief Saruel aus, die Iya dicht an sich presste, um sie abzuschirmen. »Iya, siehst du es? Iya?«
    Iya wollte ihr antworten, doch Dunkelheit setzte ein und übermannte sie.
     
    Der Blitz des Angriffs der Zauberer ließ schwarze Punkte vor Tobins Augen tanzen, doch das verlangsamte sie nicht, als sie den Ansturm durch die Lücke anführte. Wie Kyman vorhergesagt hatte, überraschten sie den Feind völlig unvorbereitet.
    Kyman und Jorvai griffen die Mauern an, während Tobin und die Garnison von Atyion zum Palatin hinaufstürmten.
    Roter Feuerschein erhellte ihren Weg. Die Hitze des brennenden Palastes schien den Regen zu vertreiben, und die Flammen erhellten das umliegende Gebiet wie ein Leuchtfeuer.
    Die Schlacht tobte immer noch, und sie stürzten sich sogleich auf die überraschten Plenimarer. Es war unmöglich abzuschätzen, gegen wie viele sie kämpften. Mit ihrer Garde im Rücken und Tharin, Ki und Luchs dicht an ihrer Seite pflügte Tobin mitten hinein in das Getümmel.
    Danach herrschte blankes Chaos. Das aufgerissene Straßenpflaster behinderte sie, und vertraute Anblicke tauchten zu merkwürdigen Zeitpunkten oder an den falschen Orten auf. Der Säulenvorbau der Königlichen Gruft erwies sich als verwaist, als hätten sich die Steinbildnisse irgendwie in das Gefecht gemischt. Sie kämpften am Palast vorbei, dessen Säulen und Dach fehlten.
    Kleine Gruppen der skalanischen Verteidiger schlossen sich ihnen an, dennoch waren sie zahlenmäßig unterlegen. Die geschwärzten Mauern rings um sie warfen den Lärm des Kampfes verstärkt zurück.
    Immer weiter fochten sie, scheinbar stundenlang, und Raserei trieb Tobin weit über ihre Erschöpfung hinaus an. Ihre Arme strotzten bis zu den Ellbogen vor Blut, ihr Wappenrock war schwarz davon.
    Schließlich schien sich die Masse des Feindes zu lichten, und Tobin hörte, wie sich einen Ruf unter den Plenimarern erhob.
    »Rufen sie zum Rückzug auf?«, fragte sie Tharin, als sie im Schutz der Gruft kurz innehielten.
    Der lauschte einen Augenblick, dann stieß er ein grimmiges Lachen aus. »Sie sagen: Dyr'awai. Wenn ich mich nicht irre, bedeutet das ›Dämonenkönigin‹.«
    Ki kicherte, als er seine Klinge am Saum seines triefnassen Wappenrocks abwischte. »Anscheinend hat sich die Kunde über dich verbreitet.«
    Hauptmännin Grannia erklomm die Stufen und kam zu ihnen. »Seid Ihr verletzt, Hoheit?«
    »Nein, ich verschaffe mir nur
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