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Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin

Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin

Titel: Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin
Autoren: Lynn Flewelling
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gesäumt hatten, waren verschwunden; ihre Strünke ragten wie eine unebenmäßige Zahnreihe entlang der Straße auf, und der Hain Dalnas war durch Äxte und Flammen verwüstet worden. Der Alte Palast hatte einigen Schaden durch das Feuer erlitten, stand aber noch. Das Übungsgelände der Gefährten, das Tausende Schaukämpfe bezeugt hatte, war mit echten Toten übersät, und der spiegelglatte Teich hatte sich rot gefärbt.
    Ki schüttelte den Kopf. »Bei Bilairys Hintern! Haben wir überhaupt etwas gerettet?«
    »Lass uns einfach dankbar dafür sein, dass wir jetzt hier stehen und nicht der Feind«, meinte Tharin.
    Erschöpfung senkte sich wie Nebel auf Tobin herab, doch sie zwang sich, auf den Beinen zu bleiben. »Lasst uns nachsehen, wer noch übrig ist.«
     
    In der Nähe des Alten Palastes erkannte ein vorbeigehender General der Palatingarde Tobins Wappenrock und sank auf ein Knie.
    »General Skonis, Hoheit«, stellte er sich vor, musterte ihr Antlitz mit verwundertem Blick und salutierte. »Ich beglückwünsche Euch zu Eurem Sieg.«
    »Habt Dank, General. Es tut mir leid, dass wir zu spät gekommen sind, um all das hier zu verhindern. Gibt es Neuigkeiten über meinen Vetter?«
    Der Man neigte das Haupt. »Der König ist verschwunden, Hoheit.«
    »König?«, fragte Tharin scharf. »Hat man Zeit für eine Krönung gefunden?«
    »Nein, Herr, aber er hat das Schwert …«
    »Schon gut«, fiel Tobin ihm ins Wort. »Ihr sagt, er ist verschwunden?«
    »Geflüchtet, Hoheit. Sobald die Tore durchbrochen wurden, haben die Gefährten und Fürst Niryn ihn weggeschafft.«
    »Er ist weggerannt?«, hakte Ki ungläubig nach.
    »Er wurde in Sicherheit gebracht«, schoss der General zurück und bedachte Ki mit einem finsteren Blick, der Tobin erahnen ließ, wo die wahre Gefolgstreue des Mannes lag.
    »Wohin?«, verlangte Tharin zu erfahren.
    »Fürst Niryn sagte, er würde eine Botschaft senden.« Er sah Tobin erneut unmittelbar an. »Er hat das Schwert und die Krone. Er ist der Erbe.«
    Ki trat wütend einen Schritt auf ihn zu, aber Tharin hielt ihn am Arm zurück und sagte: »Die wahre Erbin steht offenbart vor Euch, Skonis. Geht und verbreitet die Kunde. Kein getreuer Skalaner hat Grund, sie zu fürchten.«
    Der Mann salutierte erneut und stapfte davon.
    »Mir gefällt nicht, wie sich das angehört hat«, knurrte Tharin. »Du musst dich rasch allseits zu erkennen geben.«
    »Ja.« Tobin sah sich um. »Der alte Audienzsaal steht noch. Lass bekannt geben, dass jeder, der laufen kann, sich unverzüglich dort einzufinden hat. Ich werde mich dort an das Volk wenden.«
    »Du brauchst eine größere Garde. Grannia, stell eine Streitkraft aus sechshundert Kriegern zusammen. Lass sie sich sofort auf dem Hof formieren.«
    Grannia salutierte und eilte los.
    Als sich Tobin zum Gehen wandte, erblickte sie zwei vertraute, blutverschmierte Gestalten, die sich aus dem Dunst der Palastgärten lösten. Es waren Luchs und Una.
    »Da bist du ja!«, rief Una aus. Sie lief zu Tobin, musterte sie eingehend und blickte errötend weg. »Luchs hat versucht, es mir zu sagen, aber ich konnte es mir nicht vorstellen …«
    »Es tut mir leid«, sagte Tobin und meinte es so. Der Kragen von Unas Jacke stand offen, und Tobin sah, dass sie immer noch den goldenen Schwertanhänger trug, den sie für sie angefertigt hatte. »Es gab keine Möglichkeit, dich vorher einzuweihen. Ich wollte dich nie an der Nase herumführen.«
    Una brachte ein steifes Lächeln zustande. »Ich weiß. Ich hatte bloß … Ach, schon gut.«
    »Das also ist das Mädchen, das beim König für so viel Aufhebens gesorgt hat?«, fragte Tharin und streckte ihr die Hände entgegen. »Es ist schön, Euch wiederzusehen, Fürstin Una.«
    »Mittlerweile Reiterin Una«, berichtigte sie ihn stolz. »Es ist Tobin und Ki doch noch gelungen, eine Kriegerin aus mir zu machen.« Sie verstummte und schaute zum Rauch, der vom fernen Ende des Alten Palastes aufstieg. »Du hast nicht zufällig etwas über meine Familie gehört, oder?«
    »Nein«, antwortete Tobin. »Bist du hergekommen, um nach ihr zu suchen?«
    Una nickte.
    »Dann viel Glück. Und, Una …? Ich brauche weitere Leute für meine Garde. Frag Ahra, ob sie sich ihr anschließen möchte, wenn du zu ihr zurückgehst. Falls ja, rede ich mit Jorvai.«
    »Mach ich. Und danke.« Damit eilte Una in Richtung der Rauchschwaden los.
    »Was ist dir denn widerfahren, Luchs?«, wollte Ki wissen.
    »Nichts«, erwiderte der andere Knappe niedergeschlagen.
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