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Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin

Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin

Titel: Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin
Autoren: Lynn Flewelling
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ihre Gardisten die Waffen in den Scheiden lassen sollten, und Tharin hatte dem zugestimmt, aber er und Ki wirkten wachsam, während sie neben Tobin einherschritten.
    Einige der Läden waren aufgezogen worden, und schräg einfallendes Nachmittagslicht strömte durch die hohen, staubigen Fenster herein. Offene Kohlenbecken zu beiden Seiten des hohen Steinthrons warfen einen rötlichen Schimmer auf die weiße Marmortreppe. Eine Gruppe der Priesterschaft wartete dort. Tobin erkannte darunter jene, die aus Atyion mitgekommen waren, zuvorderst Kaliya ohne Maske. Von den Zauberern war nach wie vor weit und breit nichts zu sehen. Jemand hatte die Vogelnester von dem Steinsitz entfernt und ihn mit Samtkissen ausgelegt, wie es zu Zeiten von Tobins Großmüttern gewesen sein musste. Allerdings war Tobin zu unruhig, um sich zu setzen.
    Einen Augenblick stand sie da, brachte kein Wort heraus und besann sich des Argwohns, den sie in General Skonis' Augen erkannt hatte. Allerdings gab es nun kein Zurück mehr.
    »Ki, hilf mir«, sagte sie schließlich und begann, ihren Schwertgurt zu lösen. Mit seiner Hilfe schälte sie sich aus dem Wappenrock, dem Brustpanzer und dem gepolsterten Kettenhemd darunter. Sie knotete ihr Haar auf und schüttelte es um das Gesicht, dann forderte sie die Priesterschaft Eros auf, zu ihr zu kommen.
    »Seht mich an, ihr alle. Berührt mich, damit ihr für diese Menschen bezeugen könnt, dass ich eine Frau bin.«
    Ein Dalna-Priester fuhr mit den Händen über ihre Schultern und ihre Brust, dann drückte er die Handfläche auf ihr Herz. Tobin spürte, wie sie eine Empfindung gleich einer warmen, feuchten Sommerbrise durchströmte.
    »Sie ist eine Frau und vom wahren Geblüt des königlichen Hauses«, verkündete der Priester.
    »Das sagt Ihr!«, rief jemand aus der Menge, und andere stimmten darin mit ein.
    »Das sagt das Orakel von Afra!«, ertönte lautstark eine tiefe Stimme aus dem hinteren Bereich des Saals. Iya und Arkoniel standen an den Türen neben einem Mann in einem fleckigen Reisemantel.
    Die Menge teilte sich, als sie zum Fuß des Podiums schritten. Iya verneigte sich tief, und Tobin sah, dass die Zauberin lächelte.
    Der Mann warf den Mantel ab. Darunter kam eine dunkelrote Robe zum Vorschein. Er holte eine silberne Priestermaske aus dem Gewand hervor und setzte sie auf. »Ich bin Imonus, Hohepriester von Afra und Gesandter des Orakels«, stellte er sich vor.
    Die Illior-Priester verbargen die Gesichter in den Händen und sanken auf die Knie.
    »Weist Ihr das Mal und die Narbe auf?«, wollte Imonus von Tobin wissen.
    »Ja.« Tobin krempelte den Ärmel hoch. Der Hohepriester erklomm die Stufen und begutachtete ihren Arm und ihr Kinn.
    »Dies ist Tamír, die Königin des Lichtträgers, die dieser Zauberin vorhergesagt wurde«, verkündete er.
    Iya gesellte sich zu ihnen, und Imonus legte ihr eine Hand auf die Schulter. »Ich war an dem Tag dabei, als das Orakel dieser Zauberin ihren Pfad offenbarte. Ich war es, der ihre Vision in den geheiligten Schriftrollen festhielt, und nun wurde ich mit einem Geschenk für unsere neue Königin entsandt. Majestät, wir haben dies hier all die Jahre für Euch aufbewahrt.«
    Er hob die Hand, und zwei weitere Priester in roten Roben betraten den Saal. Sie trugen etwas auf einer langen Bahre. Eine Handvoll schmutziger, zerlumpter Leute folgten ihnen. »Die Zauberer von Ero«, sagte Iya.
    Die Bahrenträger brachten ihre Last zum Fuß des Throns und stellten sie dort ab. Etwas Großes und Flaches, das an eine Tischoberfläche erinnerte, lag darauf, verhüllt mit einem dunkelroten Tuch, in das ein silbriges Auge gestickt war.
    Imonus stieg hinab und schlug das Tuch zurück. Poliertes Gold erfasste das Licht der Kohlenbecken, und jene, die am nächsten standen, soge n scharf die Luft ein, als eine goldene Tafel, so hoch wie ein Mensch und mehrere Zoll dick, zum Vorschein kam. Worte prangten in einer altmodischen Schrift darauf, die Buchstaben so groß, dass man sie bis halb durch den riesigen Saal lesen konnte, als die Bahrenträger die Tafel aufstellten, auf dass alle Anwesenden sie sehen konnten.
     
    SOLANGE EINE TOCHTER
    DER LINIE DES THELÁTIMOS
    ÜBER DAS REICH HERRSCHT
    UND ES VERTEIDIGT,
    WIRD SKALA NIEMALS
    UNTERJOCHT WERDEN.
     
    Tobin berührte ehrfürchtig ihr Herz und ihren Schwertgriff. »Ghërilains Tafel!«
    Der Hohepriester nickte. »Erius befahl, dies zu zerstören, wie er alle Nachbildungen vernichten ließ, die einst auf jedem Marktplatz
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