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talon011

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Titel: talon011
Autoren: Im Schatten des Tempels
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Decke und lösten unter den Anwesenden eine Panik aus. Die mächtigen Säulen, die die Konstruktion stützten, vibrierten unter den schweren Stößen.
    Durch die wenigen Schlitze in den Mauern, die einen Blick auf die neumondschwarze Nacht freigaben, zuckten helle Blitze, deren Widerschein von einem bedrohlichen Glutrot erfüllt war.
    Befehle hallten durch den Saal. N’kele rief seine Männer zusammen und versuchte Ordnung in die Unruhe zu bringen, die die Menschen erfüllte. Die Wache des Tempels umfasste gut dreißig Männer, von denen die meisten im Inneren des Tempels postiert worden waren. Nur wenige von ihnen verrichteten im Freien ihren Dienst.
    Plötzlich erklangen von draußen Schüsse durch die Nacht. Kurz darauf verhallten die überraschten Schreie, die ihnen folgten. Talon war längst von dem Podest herunter gesprungen und eilte auf N’kele zu. Seine Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. Umgehend befahl er den Männern, sich zurückzuziehen. Eine weitere Explosion erschütterte die Mauern. Mehrere der Anwesenden, die nahe beim Portal gestanden hatten, wurden von der Druckwelle durch die Luft gewirbelt. Durch den Eingang drang eine meterhohe Wolke aus Staub und Geröll, die sich nur langsam senkte und den weiten Raum in ein kaum zu durchdringendes Dämmerlicht warf.
    Mehrere Schemen schoben sich im Schutz der Wolke durch die hohe Pforte und verteilten sich links und rechts der weiten Türflügel. Sie flankierten eine weitere Gestalt, die sich nun im Eingang abzeichnete. Ihre breite, wuchtige Silhouette überragte die anderen um mehr als einen Kopf.
    Talon hörte mehrere überraschte Ausrufe von Menschen, die nahe an der Tür gelegen hatten und hilflos versuchten zu entkommen. Neben ihm zerstieß N’kele einen Fluch auf den Lippen. Der Farbige packte Talon an der Schulter und schob ihn kommentarlos zurück.
    „Wa – …?“, entfuhr es dem Weißen unwillkürlich.
    „Er ist zurück“, erwiderte der Wächter nur knapp. Sein ganzer Körper bebte, von einer inneren Unruhe erfüllt.
    Gut zwanzig Meter trennten sie noch von dem Hünen, der sich mehr und mehr aus dem Dunstschleier schob. Er war mit kaum mehr bekleidet als einer zerschlissenen, fleckigen Jeanshose. Wuchtige Muskeln tanzten bei jeder Bewegung unter der dunklen Haut. Sein Kopf war völlig kahlgeschoren, bis auf einen kleinen Schopf über dem linken Ohr, der in dünnen geflochtenen Zöpfen bis zur Schulter ging.
    Mit jedem weiteren Schritt wichen die Menschen vor dem Mann tiefer zurück, als ob er den Raum zerteilte wie der Kiel eines Schiffes das Wasser. Sein Blick ging manchmal von links nach rechts. Dunkle Augen, die von einem verborgenen Feuer erfüllt glühten, brannten sich in den Gesichtern der Menschen fest. In manchen Augen konnte der Eindringling etwas wie Erkenntnis aufleuchten sehen, und er verzog die Lippen zu einem kalten Lächeln. Während er in maßvollen Schritten den Raum durchquerte, drangen von draußen weitere Schemen nach. Binnen weniger Minuten mochten es weit über hundert Männer und Frauen sein, die den Tempel besetzten, alle bewaffnet mit automatischen Waffen.
    Talon ließ zu, dass sich seine Garde schützend um ihn versammelte und ihn gleichzeitig nach hinten zurückdrängte, in den Schutz des Gebäudes. Doch der Hüne schien nun durch die Männer, die ihm an Körpergröße kaum nachstanden, einfach hindurch zu sehen. Seine Augen richteten sich auf den Mann mit den rotbraunen Haaren. Er wartete einige Augenblicke, bis sich die Unruhe etwas gelegt hatte und die letzten panischen Schreie verstummten.
    „N’kele, ich bin froh, dass du mich noch erkennst“, richtete er seine Worte an den Wächter ohne ihn wirklich zu beachten. Die tiefe Stimme erfüllte den Raum wie ein dumpfer Donner, der von den Wänden gebrochen wurde.
    „Doch du dienst dem falschen Herrn“, fuhr er fort.
    Talons Herzschlag beschleunigte sich. Er kannte diese Stimme, auch wenn er den Mann noch nie gesehen hatte. Schweiß bedeckte seinen Rücken und legte sich kühl auf die erhitzte Haut.
    In einer archaisch anmutenden Pose schlug sich der Hüne mit der rechten Faust auf die Brust und sah sich um, ein wütendes Feuer in den Augen.
    „Nicht dieser Weiße da hat Shion besiegt! Ich war es, der ihm die Kraft gab, gegen die schwarze Bestie bestehen zu können. Mein Arm führte die Schläge, mit denen er den Schatten aus der Tiefe der Hölle niederringen konnte. Mein Atem war es, der dem Mann Leben einhauchte, als er dabei war zu verlieren. Ich
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