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talon011

talon011

Titel: talon011
Autoren: Im Schatten des Tempels
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– Eser Kru!“
    Die Schreie der anwesenden Gäste, teils vor Angst, teils von einer unheilvollen Erinnerung an uralte Geschichten erfüllt, mischten sich mit dem Chor der Menschen, die den Hünen begleitet hatten und nun ihre Waffen empor hoben.
    Talons Wachen wurden unruhig. Doch keiner von ihnen wagte etwas zu sagen. In den Augen der Männer konnte er nur eine grimmige Entschlossenheit erkennen, die ihn beunruhigte. Diese Menschen waren bereit, für ihn zu sterben. Das konnte er niemals zulassen.
    „Ich bin der wahre Bezwinger Shions“, dröhnte Eser Krus Stimme erneut durch den Saal. „Mir allein steht dieser Platz zu!“ Er zeigte mit dem rechten Zeigerfinger auf den grob behauenen breiten Stuhl am Ende der Festtafel.
    „Ich alleine bin der Herr des Dschungels!“
    „Ein Ausgestoßener bist du“, unterbrach N’keles Stimme heiser den Hünen. „Shion hat dich für alle Zeiten aus diesem Gebiet verbannt, weil du die Grenzen überschritten hast.“
    Eser Kru lächelte, während seine Augen finster blickten.
    „Nicht für alle Zeiten, wie es aussieht, nicht wahr?“ Er musterte den Wächter gründlich. „Du nimmst dir viel heraus, seitdem du meinen Platz eingenommen hast, N’kele. Ich habe nicht vergessen, wer mich damals verraten hat“, sein Blick wanderte über die Gesichter der Männer, die ihre langen Speere abwehrend angehoben hatten. „Doch außer dir scheint von ihnen keiner mehr zu leben.“
    Die Wachen hoben ihre Speere an. Sofort hallten von hinten Befehle durch den Raum. Talon konnte das Klicken entsicherter Waffen hören und unterdrückte einen Fluch auf seinen Lippen. Doch eine barsche Handbewegung des dunklen Hünen hielt seine Truppe zurück.
    „Ich will keinen unnötigen Kampf.“ Lange wanderten seine Augen über die Wachen in ihrer altertümlichen Bekleidung. „Ich will nur, was mir zusteht.“
    „Dann stirb’, Verächter!“
    Eine der Wachen zu Talons Linken riss ihren Speer hoch und stieß auf Eser Kru zu. N’keles warnendes Rufen verhallte im Raum. Ungerührt wartete der Eindringling den Angriff ab. Noch bevor ihn die Lanzenspitze erreichen konnte, vollführte er eine Handbewegung, als wische er eine Fliege beiseite. Mitten im Lauf wurde der Mann empor gerissen und Meter weit durch die Luft geschleudert. Ein hässliches Knacksen klang wie ein Echo durch den Saal, als der Körper gegen eine Säule prallte und langsam an ihr zu Boden sackte.
    „Es ist vorbei, kleiner Mann“, richtete sich Eser Kru an Talon. „Sag’ ihnen, sie sollen sich ergeben. Oder ich werde diese Feier in eurem Blut ertränken!“

    Talons Brust hob und senkte sich hastig. Der Atem brannte schmerzhaft in seinen Lungen.
    Er hing gefesselt von der Decke, ohne den Boden zu berühren. Die Arme waren weit nach oben gerissen und mit einem groben Seil an den Handgelenken zusammengeschnürt, das um einen breiten Ring an der Decke geschlungen war.
    Er erkannte mehrere der groben Eisenringe, die in regelmäßigen Abständen in den Stein eingelassen worden waren. Offensichtlich wurde der Raum seiner alten Bestimmung zugeführt. Talon hatte kein Zeitgefühl mehr. Er konnte nicht sagen, wie viele Stunden vergangen waren, seit er N’kele befohlen hatte, sich zu ergeben. Sofort waren sie voneinander getrennt worden. Er hatte keine Ahnung, was mit seinen Männern geschehen war.
    ‚Seinen’ Männern …
    Die Worte des schwarzen Hünen ließen ihn nicht los. Er musste ihm insgeheim Recht geben. Ohne seine Hilfe hätte er Shion niemals besiegen können. Er hatte auf den letzten, tödlichen Hieb gewartet, als Eser Kru ihm neue Kraft geschenkt hatte.
    Ein heftiger Schmerz zuckte durch seinen Körper. Talon fluchte laut auf und wand sich in dem Seil, ohne jedoch wirklich eine Erleichterung zu erreichen. Die Handgelenke brannten, dort wo das Seil auf der wund gescheuerten Haut rieb. Er versuchte, die Umgebung etwas besser erkennen zu können. Auch dieser Raum leuchtete in einem schwachen Licht aus sich selbst heraus. Er durchmaß gut fünf Meter in jeder Richtung und war vollkommen leer. Die klobigen Steine der Mauern gingen fugenlos ineinander über. Und selbst die steinerne Tür hob sich nur durch einen schmalen Schatten von ihrer Umgebung ab.
    Doch in diesem Moment zeichnete sich ein Schnitt in dem Schatten ab, und die Tür schob sich mit einem leisen Rumpeln zur Seite.
    Eser Kru betrat den Raum, begleitet von zwei Männern, die in ihrer schmutzigen, einfachen Kleidung einen deutlichen Kontrast zu der Erscheinung des
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