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talon009

talon009

Titel: talon009
Autoren: Herr des Dschungels
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blickte Talon auf die Finger, die seinen Oberarm fest umschlossen hielten.
    „Verdammt, lasst mich mit eurem Unsinn in Ruhe!“, knurrte er den Mann an. „Ich werde mich von euch nicht aufhalten lassen.“
    In einer fließenden Bewegung spannte er seine Muskeln an, löste sich mit einem Ruck aus dem Griff und schmetterte dem Farbigen die Faust ins Gesicht. Der hünenhafte Körper wurde durch den wuchtigen Schlag zurückgeworfen und prallte heftig gegen den graugrünen Stein. Polternd fiel der lange Speer zu Boden, den er in seiner Linken gehalten hatte.
    Talon würdigte den Mann keines Blickes und verließ die Kammer. Doch sobald er den Gang betrat, der nach draußen führte, schleuderte ihn ein mächtiger Hieb in den Rücken zu Boden. Schmerzerfüllt schrie er auf und sackte auf die Knie.
    „Elender Frevler!“, rauschte es durch Talons Ohren. Als er den Kopf anhob, sah er sich von mehreren Wächtern umringt. Einer von ihnen hielt mit beiden Händen den Speer umfasst, mit dessen stumpfen Ende er den Weißen getroffen hatte.
    Die Farbigen schlossen sich um ihn und bildeten einen engen Ring.
    „Es ist längst an der Zeit, dir deine Hoffahrt heimzuzahlen“ knurrte ihn einer der Männer an. Die Wächter hoben ihre Speere an.
    [Halt!] dröhnte die grollende Stimme Shions.
    Der schwarze Körper schob sich mächtig durch den Gang und trat auf den noch immer am Boden kauernden Talon zu. Ehrfürchtig wichen die Männer zurück und lösten den Kreis. Jeder hielt seinen Blick nach unten gerichtet oder hatte die Augen fest geschlossen.
    [Lasst ihn gehen] fuhr Shion fort.
    Talon wandte den Kopf nach rechts, wo der dunkle Schatten neben ihm stand. Die Schwingungen, die von seiner Form ausgingen, erfüllten die Luft mit einer unwirklichen Lebendigkeit.
    Misstrauisch betrachtete er die Männer. Doch keiner von ihnen wagte es, gegen den Befehl aufzubegehren. Sie hinderten ihn nicht daran, aufzustehen. Schmerzen wüteten in seinem Körper. Bei jedem Schritt glaubte er, erneut in die Knie gehen zu müssen.
    Der kalte Stein unter seinen Füßen klärte sein Bewusstsein ein wenig. Wutentbrannt und mit gesenktem Kopf ging er an der schweigenden Mauer unverhohlener Ablehnung vorbei. Die Männer hatten ein schmales Spalier gebildet und ließen ihn passieren. Ihre Blicke ruhten voller düsterer Gefühle auf seinem von den zurückliegenden Kämpfen gezeichneten Körper. Sie standen absichtlich so eng beieinander, dass er sie zwangsläufig berühren musste.
    Talon hatte den Blick nur starr nach vorne gerichtet und drückte die Männer mit seinen Schultern zur Seite. Unbehelligt konnte er den Tempel verlassen. Er schritt über eine breite Steintreppe nach unten, hinab in die von der grünen Üppigkeit des Dschungels erfüllte Ebene.
    Die Wächter hatten sich am oberen Ende der Treppe platziert und sahen dem weißen Mann nach. Ihre Augen blitzten voller ungezügelter Gefühle auf. Auch N’kele, der die Männer anführte, musste sich wie schon die letzten Tage über beherrschen und tat sich schwer, nicht einfach seinem Impuls zu folgen.
    Er verneigte sich, als Shion an ihm vorbei zum Rand der Plattform weit über der Ebene schritt.
    „Herr“, richtete er seine Frage an den dunklen Löwen. „Warum habt Ihr ihn ziehen lassen?“
    Shion starrte lange nach unten und folgte Talons Schemen, bis dieses zwischen den Bäumen verschwunden war. Dann erst wandte er leicht den Kopf und sah seinen treuen Diener an.
    [Er wird zurückkommen, N’kele] , erklärte er ihm. [Ihm wird es ergehen wie mir.]

    Nchezu verzog die Lippen und tippte sich mit dem Zeigerfinger gegen die Unterlippe.
    „Aber warum ist Talon denn gegangen?“, unterbrach er den alten Erzähler. N’sage lächelte verschmitzt und war froh, dass sich wenigstens einer der Zuhörer beteiligte.
    „Nun, Talon war nicht bereit für die Verantwortung“, erklärte er dem Jungen. „ – noch wusste er um sie.“
    Er warf einen vielsagenden Blick in die Runde. Inzwischen hatte sich die Zahl der Zuhörer wieder etwas vergrößert. Bedeutungsvoll hob er den Zeigefinger der rechten Hand in die Höhe und fuhr fort.
    „Wie sollte er auch wissen, dass Tausende von Meilen entfernt das Schicksal seine Fäden enger um ihn wob …!“

    Amos Vanderbuildt drehte den schwarzen Stein, der einem Obsidian glich, zwischen seinen Fingern und betrachtete sich das Licht, das in der Oberfläche zu versinken schien.
    „Faszinierend …“ sinnierte er. Er hielt in seinen Betrachtungen inne und sah auf.
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