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Tal ohne Sonne

Tal ohne Sonne

Titel: Tal ohne Sonne
Autoren: Heinz G. Konsalik
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sie.
    »Sie müssen es sehen. Die Raketen sind hoch genug gestiegen.« Er blickte auf seine Armbanduhr. »In frühestens vier Stunden können sie hier sein. Während dieser vier Stunden müssen wir uns verteidigen, müssen wir durchhalten, was auch Hano Sepikula vorhat.«
    »Und du glaubst wirklich, daß mein Vater uns helfen kann?«
    »Er ist in unserer Situation die einzige Hoffnung.« Vier Stunden … Vier Augenblicke, weggeflogen, ehe man es richtig begreift, das können sie sein. Aber sie können sich auch hindehnen, endlos werden, qualvoll, das Herz erdrückend, den Atem abwürgend, wenn man wartet und wartet und die Zeiger der Uhr stillzustehen scheinen. Vier Ewigkeiten, wenn an jedem Zeigerzucken das Leben hängt.
    Nach zwei Stunden entstand draußen ein Lärm, ein Trampeln von Füßen, ein Gewirr von Stimmen. Pater Lucius, Kreijsman, Zynaker und Leonora sahen sich an. Sie dachten jeder das Gleiche: Wir schaffen es nicht. Die Hoffnung wird nicht vier Stunden alt.
    Zynaker riß seine Pistole aus dem Gürtel und reichte sie Pater Lucius hin. Kreijsman drückte er die Signalpistole in die Hand und sagte: »In der Kiste liegen noch zehn Raketen. Drei rote und sieben weiße. Wenn die Uma kommen, schieß in die Menge hinein. Du brauchst nicht zu zielen, du triffst immer.«
    Kreijsman nahm die Pistole und nickte. Er bekam kein Wort heraus, die Kehle war ihm wie abgewürgt. Samuel hockte neben dem Altar auf der Erde und betete leise vor sich hin. Er stotterte alle Gebete herunter, die er auf der Missionsstation gelernt hatte. Zynaker hängte sich die MPi vor die Brust und stieß die Tür auf.
    Schild an Schild standen die Uma, zum Angriff formiert, ein bunter, mit Paradiesvogelfedern geschmückter Tod.
    Als Zynaker in der Tür erschien, trat auch Hano Sepikula drei Schritte vor, legte als Zeichen seiner Friedfertigkeit Schild und Speer auf die Erde und hob die Hand.
    »Samuel«, sagte Zynaker über die Schulter, »komm her.«
    »Nein, Masta.«
    »Verdammt noch mal, du sollst kommen! Hano Sepikula will etwas sagen.«
    »Ich kann nicht mehr sprechen, Masta.« Samuels Stimme erstarb in einem Röcheln.
    »Wenn du jetzt nicht sofort hier bist, werfe ich dich aus der Hütte!«
    »Masta!« Samuel kam auf den Knien angekrochen und lehnte sich an Zynakers Bein. Wie ein Hund, der sich an seinen Herrn drückt, nachdem man ihn ausgeschimpft hat.
    Hano Sepikula rief ihnen ein paar Satze zu, die Samuel noch mehr zusammenkriechen ließen.
    »Was sagt er?« fragte Zynaker.
    »O Masta, wir sind verloren …«
    »Übersetze!«
    »Hano Sepikula sagt: Massa hat neun Krieger gerettet, das hat er nicht vergessen.«
    »Das ist schon was wert!« knurrte Zynaker.
    »Er will uns das Leben lassen, wenn einer von uns gegen Duka Hamana kämpft. Duka Hamana ist unsterblich, das wissen sie jetzt.«
    »Das ist ein gutes Angebot. Sag ihm, Samuel, wir werden es uns überlegen. Einer von uns wird gegen Duka Hamana kämpfen.«
    »Wir werden verlieren, Masta.«
    »Möglich, aber wir gewinnen Zeit damit. In zwei Stunden kann Patrik hier sein. Das ist unsere einzige Chance.«
    »Wir kämpfen gegen Duka Hamana!« rief Samuel hinüber.
    Hano Sepikula nickte und ging zufrieden zu seinem Flugzeugsessel zurück. Duka Hamana begann zu tanzen, immer im Kreis herum, mit stampfenden Füßen. Dabei stieß er spitze Schreie aus; ehrfürchtig sahen ihm die Krieger zu.
    »Jetzt bist du wieder dran, Pater«, sagte Zynaker, als er die Hütte betreten hatte. »Duka Hamana fordert uns zum Zweikampf heraus. Und diesmal geht es nicht um die Ehre , sondern um unsere Köpfe. Er fühlt sich sehr sicher, weil er bewiesen hat, daß er unsterblich ist.«
    »Das kann man mit einem Pistolenschuß leicht widerlegen.«
    »So etwas sagt ein Priester?«
    »Auch ein Priester hat nur ein Leben, und das will er so lange wie möglich behalten.« Pater Lucius ging in der Kirche unruhig hin und her. Mit Zauberkunststückchen und Feuerwerkskörpern war nicht mehr zu imponieren, und was Duka Hamana noch in der Hinterhand hatte, wußte man nicht. Was gab es, das stärker war als Duka Hamanas sichtbare Unsterblichkeit? Mit einem Ruck blieb der Pater vor Zynaker stehen und hob hilflos beide Arme. »Ich weiß nicht mehr weiter.«
    »Tu irgend etwas! Wir müssen die zwei Stunden gewinnen!«
    »Zwei Stunden sind eine lange Zeit, wenn man verloren hat und den Kopf hinhalten muß.«
    »Bist du so sicher, daß du verlierst?«
    »Ja. Jetzt ja. Der ganze Feuerzauber dort in der Kiste ist sinnlos
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