Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tages-Deal: Kudamm 216 - Erbsünde (German Edition)

Tages-Deal: Kudamm 216 - Erbsünde (German Edition)

Titel: Tages-Deal: Kudamm 216 - Erbsünde (German Edition)
Autoren: Nika Lubitsch
Vom Netzwerk:
bekommen sollte, die Walter von seinem kürzlich verstorbenen Vater geerbt hatte. Dafür war die Klinik dann schuldenfrei und gehörte zu hundert Prozent Walter. Er selbst brachte die Kunstwerke außer Landes und deponierte für Braun die Echtheits-Zertifikate in New York.
    Richard und Nora machten sich auf verschlungenen Wegen auf in die USA. Sie waren im Besitz einer offiziellen Kaufurkunde für die Bilder. Es war vereinbart, dass – wenn der Naziterror in Deutschland endlich vorbei wäre – die beiden wieder zurück nach Berlin kommen wollten und die Bilder gegen den Anteil an der Klinik zurücktauschen konnten. Sie sollten nur so viele Bilder eventuell verkaufen, wie sie zum Leben brauchten. Das war aber wohl graue Theorie.
    „Mein Vater hat nie wieder etwas von Richard Braun gehört“, sagte Siggi. Wie die Recherchen von Walter Sprengler ergaben, war Richard Braun kurz nach seiner Ankunft in New York an einer Lungenentzündung gestorben. Siggis Vater Walter hatte Detektive beauftragt, aber die Suche nach Nora Braun blieb erfolglos.
    „Aber die Bilder tauchten wieder auf“, sagte ich.
    „Ja“, sagte Siggi, „das war irgendwann Anfang der 90er Jahre. Ich war bei einer Versteigerung bei Sotheby’s hier in New York. Da lernte ich den Kunsthändler Mort Eisenman kennen. Er steckte mir seine Visitenkarte zu und sagte, wir müssten uns unbedingt mal treffen, er hätte da einen wunderbaren Monet im Angebot.“
    Ich fragte: „Hattest du den Namen Eisenman schon mal gehört?“ Siggi hatte von Eisenman bereits gehört, vor allem von dessen Vater, der ein sehr respektables Kunsthaus in Los Angeles betrieb. Der war allerdings kurz vorher verstorben. Eisenman Junior hatte die New Yorker Filiale des Betriebs aufgebaut. Ein intelligenter, angenehmer Mann, den ich auch von diversen Charity-Veranstaltungen her kenne.
    Und so stand Siggi ein paar Tage später vor dem alten Monet aus Familienbesitz. Man kann sich vorstellen, wie aufgeregt er war. Er wollte alles über das Bild wissen. Die Expertise war echt, es war das Original-Zertifikat, das sein Vater für Richard Braun deponiert hatte. Und es gab eine lückenlose Kette von respektablen Besitzern. Das Bild war von Nora Braun verkauft worden. Kurz nach ihrer Ankunft in New York. Natürlich hatte Siggi sofort eine Detektei mit Nachforschungen nach Nora Braun beauftragt. Aber Nora Braun hatte die Bilder 1940 verkauft und war dann spurlos verschwunden, in den USA gibt es kein zentrales Melderegister. Zu diesem Zeitpunkt war sie angeblich hochschwanger gewesen.
    „Das heißt, es gab noch andere Bilder aus dem ehemaligen Besitz von Walter Sprengler?“, fragte ich Siggi.
    „Nicht sofort, aber nach und nach tauchten sie alle bei Eisenman auf. Wahrscheinlich, weil er angefangen hatte, sie für mich zu suchen. Ich habe Mort Eisenman für eine Unsumme den Monet abgekauft. Es war mein erster Rückkauf und von diesem Moment an hatte mich das Jagdfieber gepackt.“
    „Es muss dein ganzes Vermögen gekostet haben“, sagte ich.
    Siggi lachte. „Es ist ein Vermögen, ja. Aber schon mein Großvater war schlau genug, sein Geld in Kunst zu investieren, so dass es der Familie bis heute erhalten geblieben ist. Und der Wert der Werke hat sich natürlich inzwischen vervielfacht“, bekannte er.
    „Und wieso willst du nun plötzlich die Werke, die sich seit Generationen in deiner Familie befinden, WorldKidAid vermachen?“, fragte ich.
    „Ich dachte, du bist begeistert von meiner Idee, ich will sie morgen auf der Vorstandssitzung verkünden“, sagte Siggi.
    „Aber wieso erbt nicht deine Familie, habt ihr euch überworfen?“ Ich staunte, so hatte ich Siggi gar nicht in Erinnerung.
    „Man denkt nach, wenn man todkrank ist“, antwortete er.
    „Lindi hat sich nie für die Bilder interessiert, Carlotta malt selbst, und für Biene sind es Staubfänger. Nils mag die Bilder, aber weißt du, es ist doch so, niemand würde sich je trauen, die Bilder zu verkaufen, sie sind einfach da, verursachen Kosten für die Lagerung. Meine Familie fühlt sich durch die Bilder gestört. Genauso wie durch einen armen, alten Tattergreis, der nicht mehr operieren kann“, sagte er. „Ich will, dass meine Sammlung öffentlich versteigert wird, und der Erlös den Kindern zugutekommt, die es wirklich brauchen.“
    Das waren seine Worte. Und in diesem Moment klingelte Siggis Handy. Er entschuldigte sich, stand auf und ging in den Flur. Ich hörte, dass er sagte, er sei jetzt im San Remo, könne aber nachher
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher