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Tagebuch für Nikolas

Tagebuch für Nikolas

Titel: Tagebuch für Nikolas
Autoren: James Patterson
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zurückkehrte.
    Wir erzählten uns gegenseitig unsere Lebensgeschichten. Es war unterhaltsam, lustig und unkompliziert, mit ihm zu reden. Als ich damals mit Matt gegangen war, war er achtzehn und ich sechzehn. Es war das letzte Jahr gewesen, dass meine Großeltern sich für den Sommer auf der Insel eingemietet hatten - aber offensichtlich hatte ich Martha’s Vineyard oder seine vielen Schätze nie vergessen. Ich habe immer vom Meer und den Stränden geträumt, so lange ich mich erinnern kann.
    Ich glaube, wir waren beide ein bisschen traurig, als wir sahen, wie der leuchtend gelbe Abschleppwagen von der Tankstelle hinter uns einparkte. Kurz bevor ich mich umdrehte, um zu gehen, murmelte Matt, »wie schön es mit meinem platten Reifen gewesen sei«. Dann fragte er mich, was ich Samstagabend vorhatte.
    Ich glaube, ich bin rot geworden. Nein, ich weiß es. »Du meinst, eine Verabredung?«
    »Ja, Suzanne, eine Verabredung. Jetzt, wo ich dich wiedergesehen habe, möchte ich dich wieder wiedersehen.«
    Ich sagte Matt, dass ich ihn sehr gern am Samstag treffen würde. Mein Herz klopfte ein wenig, und ich hielt das für ein sehr gutes Zeichen.
    Nick!
    Wer, zum Kuckuck, saß dort auf meiner Schwelle? Ich konnte es wirklich nicht sagen, als ich an demselben Nachmittag bei mir zu Hause vorfuhr.
    Es konnte nicht der Elektriker sein oder der Mann von der Telefongesellschaft oder der von der Fernsehkabelfirma - die waren alle am Vortag gekommen.
    Nein, es war der Maler, der Mann, der mir bei allen Arbeiten am Haus helfen sollte, bei denen man eine Leiter brauchte.
    Wir machten einen Rundgang durch das Haus, und ich wies den Mann dabei auf mehrere der Probleme hin, die ich sozusagen mitgekauft hatte: Fenster, die nicht richtig schlössen, Fußböden, die sich an den Türen aufbeulten, eine undichte Stelle im Bad, eine kaputte Pumpe, ein gerissener Abfluss und eine ganze Wand, von der die Farbe abgekratzt war und die neu gestrichen werden musste.
    Einerseits war das Haus reizend, andererseits fehlte es am Praktischen.
    Aber dieser Typ war großartig; er schrieb sich alles auf, stellte die notwendigen Fragen und sagte mir, dass er bis zur Jahrtausendwende alles reparieren könnte - offenbar ein Mann mit Sinn für Humor. Wir wurden uns sofort einig (was mir das Gefühl gab, einen recht guten Handel gemacht zu haben).
    Auf einmal erschien mir das Leben viel besser. Ich hatte eine Praxis, die ich liebte; ich hatte einen Maler, der einen guten Ruf hatte; und ich hatte ein heißes Date mit Matt.
    Als ich schließlich allein in meinem kleinen Haus am Meer war, warf ich beide Arme in die Luft und jubelte laut.
    Dann sagte ich: »Matt Wölfe. Hmmm. Man stelle sich vor. Wie fantastisch. Wie absolut cool.«
    Weißt du, Nicky,
    fast alle Menschen stellen sich einmal vor, wie es wäre, wenn jemand wieder in ihr Leben tritt, den sie in der Highschool oder vielleicht sogar schon vorher sehr gern gehabt haben.
    Für mich war Matt dieser Jemand. Wer weiß, vielleicht war er ein kleiner Teil dessen, was mich nach Martha’s Vineyard zurückzog. Wahrscheinlich nicht, aber wer kann das schon mit Sicherheit sagen?
    Dennoch kam ich fast eine Stunde zu spät zu unserer Verabredung am Samstag. Ich musste einen Patienten ins Krankenhaus einweisen, dann schnellstens nach Hause und Gustavus füttern, mich hübsch machen und meinen Pieper suchen; erst dann konnte ich gehen. Außerdem - das muss ich zugeben - bin ich manchmal ein wenig schlecht organisiert. Mein Großvater sagte immer: »Suzie, du hast den Kopf zu voll.«
    Als ich das Lola ‘s betrat, ein nettes Lokal am Strand zwischen Vineyard Haven und Oak Bluffs, wartete Matt bereits bei einer Flasche Pinot Noir. Er sah entspannt aus, und das gefiel mir. Und er sah gut aus. Das gefiel mir auch.
    »Matt, es tut mir schrecklich Leid«, entschuldigte ich mich. »Das ist einer der Nachteile, wenn man sich mit einer Ärztin verabredet.«
    Er lachte. »Nach zwanzig Jahren … was sind da schon zwanzig Minuten? Oder fünfzig? Außerdem siehst du wundervoll aus, Suzanne. Das ist das Warten wert.«
    Ich war geschmeichelt und ein wenig verlegen. Es war schon eine Weile her, seit jemand mir ein Kompliment gemacht hatte, selbst als Witz. Aber es gefiel mir. Und ich glitt so reibungslos in den Abend, wie man in Seidenpantoffeln schlüpft.
    »Du bist jetzt also ständig wieder auf Vineyard?«, fragte Matt, nachdem ich ihm einiges, aber nicht alles von den Ereignissen erzählt hatte, die mich zu meiner Entscheidung
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