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Tagebuch eines Vampirs - Jagd im Morgengrauen

Tagebuch eines Vampirs - Jagd im Morgengrauen

Titel: Tagebuch eines Vampirs - Jagd im Morgengrauen
Autoren: Lisa J. Smith
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vernichten wollte. Nicht Rachsucht, nicht Leidenschaft, sondern eine kühle drängende Anweisung: Er muss eliminiert werden.
    So fühlte sich also eine unerledigte Aufgabe an. Es wäre so leicht, diesem kalten Drängen nachzugeben, zu tun, was von ihr erwartet wurde. Was sie tun wollte.
    Nein. Sie konnte es nicht tun. Oder zumindest würde sie es nicht tun.
    Es kostete sie körperliche Anstrengung, ihre Aufmerksamkeit wieder auf Andrés zu richten. Die Türen in ihrem Geist waren weit geöffnet, und sie konnte seine ausgedehnte Aura sehen, die grün um ihn herum schimmerte und die Hälfte des Zimmers ausfüllte. Hochkonzentriert versuchte sie, ihre eigene Aura zu bewegen, versuchte, ihr Gold mit Andrés’ Grün zu verschmelzen. Langsam glitten die Farben ineinander und vermischten sich und erfüllten den Raum. Macht sang in Elenas Adern, und alles, was sie sehen konnte, war in Licht getaucht. Sie sah in Andrés’ erstauntes Gesicht. So waren sie viel stärker, mehr als doppelt so stark, und sie spürte, wie die Beschwörung wie ein kraftvoller Schrei nach außen drang.
    »O berwächterin«, sagte Elena, die Andrés’ Hand fest umklammert hielt. »M ylea. Ich rufe dich. Meine Aufgabe ist vollendet.«
    Nichts geschah.
    Lange Zeit standen sie einfach so da, Hand in Hand, Auge in Auge, die Auren ausgedehnt, um den Raum mit Macht zu füllen. Aber nichts geschah.
    Endlich nahm Elena eine fast unmerkliche Bewegung wahr. Nichts Körperliches, aber Elena wusste, dass endlich jemand zuhörte, als hingen sie in der Warteschleife am Telefon.
    »M ylea«, sagte sie. »I ch habe Damon Salvatore getötet. Jetzt da meine Aufgabe erledigt ist, komm her und erlöse mich von meinem Zwang.«
    Immer noch keine Antwort. Doch dann versteifte Andrés sich langsam. Seine Augen rollten in ihren Höhlen und seine Aura verblasste und verwandelte sich von Grün zu einem klaren reinen Weiß. Seine Finger zitterten in Elenas Hand.
    »A ndrés!«, rief sie erschrocken.
    Seine blicklosen Augen richteten sich auf ihre. Die unheimliche weiße Aura um ihn herum pulsierte.
    »I ch komme, Elena«, ertönte Myleas Stimme aus Andrés’ Mund, und sie klang kalt und geschäftsmäßig. Elena stellte sich vor, wie die Oberwächterin Elenas Namen auf einem Klemmbrett durchstrich, bevor sie eine Art interdimensionalen Aufzug betrat.
    Als Elena seine Hand losließ, keuchte Andrés und taumelte. Er machte ein Gesicht, als hätte er einen merkwürdigen Geschmack im Mund, dann stellte er verblüfft fest: »D as war… unheimlich.«
    Elena sah immer wieder zu Damon hin. Seine Wangenknochen standen deutlich hervor, als sei seine bleiche Haut straff darüber gespannt, und sein glattes schwarzes Haar war zerzaust. Ich könnte ihm jetzt mit meiner bloßen Geisteskraft das Genick brechen, dachte Elena und biss sich kräftig in die Innenseite ihrer Wange, bevor sie sich zitternd abwandte.
    Mylea stand plötzlich wie aus dem Nichts im Zimmer. Ihr Blick wanderte sofort zu Damon. »E r ist noch nicht tot«, sagte sie kühl.
    »N ein.« Elena holte tief Luft. »U nd ich werde Damon auch nicht töten«, erklärte sie. »S ie müssen diese Aufgabe widerrufen.«
    Die Oberwächterin seufzte kurz, aber ihr Gesicht zeigte einen leicht mitfühlenden Ausdruck, und als sie sprach, war ihre Stimme ruhig. »I ch hatte mir von Beginn an Sorgen gemacht, dass eine Aufgabe, die so eng mit deinem eigenen Leben verknüpft ist, zu schwierig für dich sein würde, noch dazu als deine erste Pflicht«, stellte sie fest. »I ch entschuldige mich, und ich verstehe, dass du mich hierher gerufen hast, um die Sache zu Ende zu bringen. Du wirst nicht für deine törichte Zuneigung zu diesem Vampir bestraft werden. Aber Damon Salvatore muss sterben.« Sie streckte die Hand nach Damon aus, und Elena und Andrés bewegten sich schnell durch den Raum, um den bewusstlosen Vampir abzuschirmen.
    »W arum?«, platzte Elena heraus. Es war so ungerecht. »E s gibt schlimmere Vampire als Damon«, sagte sie entrüstet. »B is vor Kurzem hatte er niemanden mehr getötet, seit…« Sie war sich nicht ganz sicher und begriff, dass das nicht gerade ihr stärkstes Argument war. »S eit einer langen Zeit«, beendete sie ihren Satz lahm. »W arum mich auf Damon hetzen, wenn doch wahrhaft böse Vampire wie Nicolaus und seine Geschöpfe ihr Unwesen getrieben haben?« Er ist nur manchmal ein bösartiger Killer, war das, was Elena dachte, aber natürlich nicht aussprach .
    »E s ist nicht deine Aufgabe, die Entscheidungen
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