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Tag, an dem meine Schwester zur Dämonin wurde

Tag, an dem meine Schwester zur Dämonin wurde

Titel: Tag, an dem meine Schwester zur Dämonin wurde
Autoren: O Krouk
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anderes.
    Sie fuhr hoch. Aber es war nicht Ashs Stimme, die sie aus dem Schlaf gerissen hatte, sondern das Phon. Die Melodie schallte durch die beängstigende Stille. Zarah lag auf dem Sofa in dem kalten, muffigen Haus, das noch ihr Heim war, bis das Ordnungsamt ihr in ein paar Tagen eine angemessene Wohnung zuteilen würde. Aber vielleicht würde sie trotzdem hierbleiben. Und an Enya denken.
    Sie zog die Beine an, machte sich klein, unerreichbar für den Klingelton. Sie wusste, was er bedeutete. Etwas in ihr wusste es bereits.
    Sie drückte ihr Kinn gegen die Knie, umklammerte ihre Beine. Noch ein paar Augenblicke würde sie glauben, dass er am Leben war. Noch ein paar kostbare Augenblicke vor dem Schmerz und der Leere. Vor dem Alleinsein.
    Die Melodie verklang. Dann fing sie von Neuem an.
    Vielleicht gab es doch noch Hoffnung. Vielleicht …
    Aber etwas in ihr wusste es besser.
    Zarah nahm ab, ohne es zu merken, schaffte es nicht, auch nur ein einziges ›Ja?‹ hervorzubringen.
    Das Phon zeigte keine Videoübertragung, brachte nur den Ton zu ihr: »Ich habe nur wenige Gesprächseinheiten. Kommen Sie ins Krankenhaus. So schnell wie möglich.« Es knackte, und die Verbindung brach ab.
    Die Minuten verstrichen.
    Und sie lag zusammengekrümmt auf dem Sofa mit dem Phon in der Hand, die langsam taub wurde. Die Welt drehte sich weiter. Ohne ihn. Bis in alle Ewigkeiten ohne ihn.
    Sie wusste nicht, wie sie das Motorrad unfallfrei durch die Straßen manövrierte. Als säße ein Schutzengel auf ihrer Schulter. Sie raste ohne Helm durch die Stadt, und der Wind schnitt in ihre Augen, bis sie tränten, sodass sie kaum noch etwas sah. Am Zielort ließ sie die Maschine fallen und lief den Hügel zum Eingang empor. Sie merkte nichts von den Kranken oder vom Personal, und niemand versuchte, sie aufzuhalten.
    Dann stand sie da.
    Ein leeres Zimmer. Ein leeres Bett. Abgeschaltete Geräte mit erschlafften herabhängenden Schläuchen und Kabeln.
    Sie war zu spät gekommen.
    »Zarah?«
    Sie hatte ihn allein gelassen, und jetzt war sie zu spät, um ein letztes Mal seine Hand zu halten und das erste Mal zu sagen, dass sie ihn liebte.
    »Zarah?«
    Sie fuhr herum und lief fort. Genau vier Schritte weit, bis sie sich in einer Umarmung wiederfand. Sie kniff die Lider zusammen, vergrub ihr Gesicht an der Brust und hörte dem Schlag des Herzens zu, der in ihr nachklang.
    Das kann nicht sein.
    »Zarah, du stehst auf meinem Fuß.« Seine Finger verirrten sich in ihr Haar, fuhren über die Ohrmuschel und die Wange entlang. Sie atmete seinen Duft ein und ihren Schmerz aus.
    Nein! Er kann unmöglich leben. Das kann nicht sein! Du musst ihn vergessen. Ich werde dir helfen …
    Sie schob alle Gedanken beiseite. Alle fremden Gedanken, die sie so sehr irritierten, verschloss sie im entferntesten Winkel ihrer Seele.
    Es war nicht real, das wusste sie selbst.
    »Gallagher.«
    Er würde verschwinden, wenn sie die Augen öffnete, sich in tausend Veilchen auflösen und … sie küssen, küssen, küssen.
    Er küsste sie tatsächlich.
    Bis sie sich aufzulösen glaubte, bis ihr schwindelte und sie nichts mehr wusste, außer, dass er bei ihr war.
    »Wie?«, flüsterte sie, die Lider immer noch fest geschlossen, während warme Tränen ihre Wangen herabliefen. »Wie lange darf ich dich noch bei mir haben? Wie lange dich fühlen, dich halten, dich lieben?«
    »Für immer.« Er legte etwas in ihre Hand. Ein Stück Papier.
    »Ich habe Angst, die Augen aufzumachen.«
    »Ich auch.«
    »Geht es dir gut?«
    »Du stehst immer noch auf meinem Fuß. Aber davon abgesehen, ging es mir noch nie besser.«
    Mit geschlossenen Lidern faltete sie den Zettel auseinander, atmete tief durch, drückte Gallagher noch fester an sich und schaute auf das Papier zwischen ihren Fingern.
    Dir zuliebe, Schwesterherz , stand dort in Enyas krakeliger Kinderschrift. Weil ›Ash‹ nur eine Abkürzung von ›Arsch‹ ist.

Danksagung
    Hier möchte ich die Möglichkeit nutzen, den Menschen zu danken, die mir während der Arbeit an diesem Roman so unglaublich geholfen haben.
    An erster Stelle danke ich meinem großartigen Mann, der mich immer unterstützt und versucht, für mich jede Minute freizuschaufeln, damit ich in Ruhe schreiben kann.
    Meinen Testlesern: Simone Kühlewind, Fabian Greuel, Smila und Kristin Manger. Euren kritischen Blick möchte ich nie missen! Danke, dass ihr mich während der Arbeit an diesem Buch begleitet habt.
    Christian Handel gebührt mein Dank für Tipps und Tricks im
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