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Tag, an dem meine Schwester zur Dämonin wurde

Tag, an dem meine Schwester zur Dämonin wurde

Titel: Tag, an dem meine Schwester zur Dämonin wurde
Autoren: O Krouk
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Magieanwendungen nicht angeschlagen?« Sie wollte schreien, aber auch sie flüsterte nur.
    »Anscheinend wissen Sie es noch nicht. Die Magie ist fort. Nicht einmal das Bleigießen funktioniert mehr. Heute am frühen Abend wurde vom Obersten Dämonenrat der Ausnahmezustand ausgerufen. Zuerst nur die Stufe Eins. Wir sind auf die guten alten Medizinkenntnisse der Menschen angewiesen, und das hier«, er deutete auf die Geräte, »ist leider unsere Grenze.«
    »Du lügst. Du willst einfach nichts machen. Was … was hat er dir getan, dass du nichts unternimmst? Er kann nicht tot sein. Er sieht so … so …«
    Lass gut sein. Du musst nicht leiden. Ein sonniger, strahlender Gedanke, getaucht in absolutes Licht.
    Sie erschrak. Ash? Aber nun war es wieder still und dunkel in ihrem Inneren.
    Ein Arm legte sich um ihre Schultern, der Arzt hatte sich zu ihr auf den Boden gesetzt. »Er sieht so friedlich aus, ich weiß. Und nach allem, was er für mich getan hat, würde ich mein eigenes Leben für ihn geben, wenn ich könnte.«
    »Ach ja?« Sie wich der Berührung aus, und sein Arm glitt schlaff herunter.
    »Ja. Er hat meine Tochter zusammen mit ein paar anderen aus einem Hochsicherheitsüberwachungslager geholt. Zwei Tage, bevor alle in der Baracke, in der sie untergebracht worden war, hingerichtet wurden. Er hat Giulia gerettet. Er hat mein kleines, tapferes Waka-Waka-Mädchen gerettet.«
    Zarah wusste nicht, warum sie jetzt die Berührung zuließ, warum sie jetzt ihren Kopf an die Schulter des Arztes lehnte und den leichten Geruch nach Medikamenten von seinem Kittel einatmete. Sie wusste auch nicht, warum der Name des Mädchens keine Gefühlsregung mehr in ihr hervorrief, warum alles in ihr so friedlich-tot war und sie auf sich selbst herabzublicken glaubte.
    »Wie lange hat er noch?«, hörte sie sich fragen.
    »Seine dämonischen Erzieher wurden informiert, in den nächsten Stunden werden sie entscheiden, ob die Geräte angelassen werden sollen oder nicht.« Etwas piepte. Der Arzt zuckte zusammen, schaute auf seine Armfessel und seufzte. »Meine Pause ist zu Ende, ich muss gehen. Sie ebenfalls. Es ist nicht gut, wenn jemand Sie hier erwischt.«
    »Ich kann ihn nicht allein lassen.«
    »Unten wartet Alessa. Sie hat schon mehrfach Aufsehen erregt, weil sie hierher wollte und nicht durchgelassen wurde. Wenn sie wegen Unruhestiftung verhaftet wird, ist es ihr Todesurteil. Sie müssen sich um das Mädchen kümmern. Verstehen Sie?«
    »Ich kann nicht weg. Er hat meine Seele davor bewahrt, in der Dunkelheit zu ertrinken, als ich noch nicht einmal wusste, dass ich eine besitze. Hast du noch eine Seele? Fühlst du, was ich fühle?«
    »Ich kann es verstehen. Es reicht nicht, eine Seele zu haben, man muss auch dem Licht erlauben, sie zu hüten.«
    »Welchem Licht?«
    »Dem Licht, das aus uns Menschen macht. Erst wenn wir es verschmähen, werden wir zu Dämonen. Jetzt müssen Sie aber gehen.« Er zog sie auf die Beine und hielt sie fest, sonst wäre sie sofort wieder zusammengesunken. »Ich verspreche Ihnen, sobald es irgendwelche Neuigkeiten gibt, werde ich Ihnen Bescheid sagen. Das heißt natürlich, wenn Sie mir mitteilen, wie ich Sie erreiche.«
    »Du kannst Ärger bekommen, wenn du Personen benachrichtigst, die keinen offiziellen Berechtigungsnachweis vorlegen, um sensible Informationen zu erhalten.«
    Er drückte leicht ihre Schulter und ließ seinen Blick über ihre Uniform wandern. »Dann kann ich nur hoffen, im Ordnungsamt einen Fürsprecher für mich zu finden.«
    Auf deinem Posten bringst du am meisten Nutzen. Denk darüber nach. Nein, das Lächeln des steinernen Gaius’ konnte unmöglich diesen Nutzen gemeint haben.
    Aus der Tasche kramte sie ihr Phon hervor und verlangte nach der Rufnummer.
    »Okay, ich habe es mir gemerkt. Und jetzt lassen Sie uns gehen.« Der Arzt geleitete sie bis zum Ausgang der Intensivstation, weiter musste sie allein.
    Den Tumult in der Eingangshalle hörte sie schon auf der Treppe, die letzten Stufen nahm sie zwei auf einmal.
    Zwischen den Betten trat Alessa nach einem der Wachmänner, der ihr die Arme auf den Rücken drehte. »Lass mich los! Ich muss zu ihm!«, schrie sie unter Tränen, während ein anderer schon mit einem Elektroschocker auf sie losging.
    Zarah zückte ihren Ausweis und lief zu den Kämpfenden. »Ab hier übernehme ich!« Sie packte Alessa am Arm und zerrte das Mädchen von dem Wachmann fort. Der Typ mit dem Elektroschocker sah sie zweifelnd an, doch sie rang sich zu einem
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