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Tag, an dem meine Schwester zur Dämonin wurde

Tag, an dem meine Schwester zur Dämonin wurde

Titel: Tag, an dem meine Schwester zur Dämonin wurde
Autoren: O Krouk
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das steinerne Gesicht. »Ist mir eine Ehre, Abgeordneter Gaius.«
    »Wir bedauern zutiefst, dass es nicht möglich ist, die Wirkung des Brandmals rückgängig zu machen und dir deine Kräfte zurückzugeben. Aber wie du eindrucksvoll bewiesen hast, kann ein richtiger Dämon seine Feinde auch ohne Zwiegestalt das Fürchten lehren.«
    Ein richtiger Dämon … Sie starrte den Dienstausweis an. Ihn anzunehmen würde bedeuten, ihre Seele zu verleugnen. Wollte sie nicht lernen, ein Mensch zu sein? Einst hatte sie sich geweigert, tatenlos zuzusehen, wie Unschuldige verhaftet, getötet oder in Überwachungslager abgeschoben wurden. Jetzt konnte sie sich nicht einmal dazu überwinden, die Dienstmarke anzufassen.
    »Sicherlich wird es dich freuen zu hören, dass auch dieser Systemadministrator aus der Sicherheitsabteilung rehabilitiert wurde. Es ist eindeutig, dass Abbas versucht hat, die Aufmerksamkeit des Ordnungsamtes auf eine Rebellengruppe zu lenken, um unbemerkt seine Pläne schmieden zu können. Dabei hat er den Techniker als Rebellenführer dargestellt, weil der Mann dir bei den Ermittlungen intensiv geholfen hat. Für seinen Beitrag bei der Aufklärung soll er in die höhere Dämonenkaste erhoben werden. Seine Abwesenheit wird als bezahlter Außeneinsatz gehandelt.«
    »Das bedeutet, Gallagher lebt? Ist er hier, in diesem Krankenhaus?« Sie war aufgesprungen, und es interessierte sie nicht, welche Maßnahmen es nach sich zog, einen Abgeordneten zu unterbrechen.
    »Setz dich.« Er legte ein Bein über das andere und glättete mit den Handflächen die entstandenen Falten.
    »Lebt er?«, flüsterte sie und flehte um ein einziges Nicken, einen zustimmenden Blick, ein kurzes Ja.
    »Also. Wie ich deiner Krankenakte entnommen habe, bist du vollkommen gesund und unversehrt. Somit erwartet man dich Anfang nächster Woche an deinem Arbeitsplatz, Ordnungsaufseherin Zarah. Bezüglich aller Ereignisse um Abbas’ Verschwörung und das Geschehen im Planetarium bist du zu höchster Geheimhaltung verpflichtet. Deinen Bericht reichst du direkt an mich. Hast du verstanden?«
    »Ja.«
    »Wunderbar. Dann bleibt mir nichts weiteres übrig, als dir noch einmal zu deiner herausragenden Ermittlungsarbeit zu gratulieren und dir mein Beileid wegen des Todes deiner Zwillingsschwester auszusprechen. Ich weiß selbst, wie schwer es ist, den Verlust des eigenen Zwillingsparts zu verkraften, aber ich bin mir sicher, dass man von dir dennoch Großes erwarten darf.«
    Gaius erhob sich, knöpfte sein Sakko zu und zupfte sich den Anzug zurecht. Einer seiner Begleiter öffnete ihm die Tür, doch bevor er hindurchtrat, wandte er sich noch einmal um. Ein Lächeln, traurig und dennoch warm, erweichte seine steinernen Züge. ›Bleib stark‹, formten seine Lippen. »Auf deinem Posten bringst du am meisten Nutzen. Denk darüber nach«, sagte er laut.
    Das Lächeln erlosch. Die Tür fiel hinter ihm ins Schloss.
    Hatte sie es tatsächlich gesehen, das Lächeln des steinernen Gaius? Anscheinend war sie in einem Paralleluniversum erwacht.
    Ihr Blick streifte die zusammengefaltete Uniform. Eine Alternative wäre, im Krankenhaushemdchen zu bleiben. Widerwillig streifte sie die Kleidung über. Sie musste endlich in Erfahrung bringen, wo Gallagher war, und die Gesprächsbereitschaft einer Uniformierten gegenüber war nun einmal erheblich größer. Die Sachen aus dem Nachtschränkchen verstaute sie in den Taschen. Anschließend steuerte sie das Schwesternzimmer an.
    Die geflügelte Frau saß über ihr Pad gebeugt und schmachtete über Succubus – folge deinem Herzen. Verflucht in Berlin, einem neuen dämonischen Telenovela-Remake. Zarah tippte den Bildschirm an und unterbrach den Film. »Ich nehme an, jetzt kannst du mir ein paar Fragen beantworten.«
    Die Schmetterlingsflügel erzitterten, das angespannte Lächeln drohte zur Fratze zu erstarren. »Aber natürlich, Schätzchen. Was gibt es?«
    »Ich will wissen, ob ihr einen Patienten namens Gallagher habt und falls ja, wie sein Zustand ist.«
    »Aber klar, Süße, du hast sicherlich einen offiziellen Bescheid, der dich dazu berechtigt, diese Informatiönchen zu erhalten. Nicht wahr?«
    Zarah kramte in ihrer Tasche und legte ihren nagelneuen Aufseherausweis auf das Pad. »Betrachte es als laufende Ermittlungen.«
    Die Krankenschwester schnippte die Karte fort, die vom Bildschirm glitt und erst irgendwo auf dem Tisch zum Liegen kam. »Ein offizielles Schriftstück, meine Liebe, ein offizielles Schriftstück. Das ist
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