Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Täuscher

Täuscher

Titel: Täuscher
Autoren: Andrea Maria Schenkel
Vom Netzwerk:
Anliegen in München, Herr Dr. Klar.«

Landshuter Zeitung

Lokales: Doppelraubmord
    Landshut, 29 . August 1922
    Das Todesurteil bestätigt hat nunmehr der Ministerrat gegen den wegen Doppelraubmords zweimal zum Tode verurteilten Hubert Täuscher von hier. Die Vollstreckung des Urteils fand heute früh ¾ 6  Uhr im Hofe des Landgerichtsgefängnisses durch Erschießen statt. Kaltblütig, aufrechten Schrittes, ging er den letzten Gang. Das Urteil wurde durch zehn Mann der Landespolizei vollstreckt. Die Leiche wurde von den tiefbedauernswerten Eltern übernommen und wird hier beerdigt.

Mittwoch, 13 . Dezember 1922 ,
Polizeipräsidium Landshut,
Kriminaloberwachtmeister Huther,
10 . 10  Uhr vormittags
    Kriminaloberwachtmeister Huther räusperte sich, strich mit der Linken über sein Sakko und holte mit der Rechten seine Uhr aus der Jackentasche. Zehn Minuten nach zehn. Er räusperte sich erneut, diesmal etwas lauter.
    Ihm gegenüber saß eine junge Dame, Bubikopf, für seinen Geschmack etwas zu auffällig und stark geschminkt. Auch die Kleidung von jener Sorte, wie man sie in Landshut eher selten fand. Alles eine Spur zu grell, zu großstädtisch, fand er.
    »Was führt Sie zu mir?«
    »Ich will eine Aussage machen. Ich war jetzt ein Dreivierteljahr verreist und habe gestern erst durch einen Bekannten erfahren, dass Sie Zeugen suchen, die eventuell etwas sagen können zu dem Doppelmord in Landshut in der Neustadt.«
    »Gnädiges Fräulein, das ist aber jetzt schon eine Weile her, und der Fall ist abgeschlossen. Eigentlich gibt es da nichts mehr zu ermitteln, aber ich höre Ihnen natürlich trotzdem gerne zu. Wie war Ihr Name?«
    »Maria Sußbauer, ich wohne in München, war aber jetzt wie gesagt ein Dreivierteljahr verreist und bin erst letzte Woche aus Berlin zurückgekommen.«
    »Und nun sind Sie hierher zu uns und wollen eine Aussage machen?«
    »Ja, das ist richtig, Herr Oberwachtmeister.«
    »Warum sind Sie denn nicht eher gekommen, wenn ich fragen darf? Haben Sie nicht eher davon erfahren? Sie hätten die Aussage auch gerne in Berlin machen können. Die Kollegen hätten es an uns weitergeleitet.«
    »Ich habe von dem Vorfall erst erfahren. Ich hatte keine Ahnung. Erst letzte Woche habe ich davon gehört. Und auch das nur durch Zufall. Ich bin eine Bekannte vom Herrn Schinder, Luck Schinder. Ich kenne ihn schon so lange, das ist schon gar nicht mehr wahr. Hin und wieder hab ich was von ihm gekauft. Immer nur kleinere Sachen, mal einen Ring, eine Brosche oder ein Ketterl. Ich war darum nicht überrascht, wie er mich im April in meiner Wohnung in München aufgesucht hat. Er hätte wieder was für mich, hat er gesagt.«
    »Und was hat er ihnen dann angeboten?«
    »Er hat ein silbernes Lorgnon aus der Tasche gezogen und auf den Tisch gelegt. Die Kette dazu, die würde ich in den nächsten Tagen auch noch bekommen, hat er mir versprochen.«
    »War das alles?«
    »Nein, er hat gemeint, wir könnten uns am selben Abend treffen, damit ich mir noch ein paar andere Sachen anschauen kann. Und wenn ich eine Freundin hätte, von der ich wüsste, dass sie auch was kaufen will, könnte sie auch gleich mitkommen.
    Ich bin dann in Begleitung einer Freundin in das Gasthaus zum Filmhof in München, dort habe ich mich mit Schinder getroffen.«
    »Können Sie mir den Namen Ihrer Bekannten nennen?«
    »Freilich, das war das Fräulein Laura Kronberger. Die Anschrift kann ich Ihnen auch jederzeit gerne geben, wenn Sie sie brauchen.«
    »Das machen wir dann später. Erzählen Sie mir erst einmal, was ist dann passiert im Filmhof?«
    »Dort haben sie uns dann noch weitere Schmucksachen gezeigt.«
    »Sie sagen: ›
Sie
haben uns noch weitere Gegenstände gezeigt.‹ War der Schinder nicht alleine?«
    »Nein. Er war dort in Begleitung eines anderen Herrn. Ich hab den Schinder gefragt, wo er das alles herhat. Es hat mich schon neugierig gemacht. Angeblich hat er es in Holland, wie er das letzte Mal drüben war, für achtzehntausend Mark gekauft. So hat er es mir und dem Fräulein Kronberger erzählt.«
    »Haben Sie ihm das geglaubt?«
    »Ich wollte es nicht wissen, und darum habe ich nicht weiter nachgefragt. Das geht mich nichts an. Es war auch die Rede von Besteck und weiterem Silberzeug. Ich war daran weniger interessiert. Wie er das gemerkt hat, hat er gemeint, er hätte noch eine kostbare Perltasche mit Pfau. ›Die ist so schön, selbst der Kaiser hat noch keine solche gesehen.‹ Er hätte alles in einem Schließfach. Ich könnte es
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher