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Taenzer der Nacht

Taenzer der Nacht

Titel: Taenzer der Nacht
Autoren: Andrew Holleran
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letztere ist natürlich unmöglich. Hier gibt es keinen Notruf für Selbst mor d kandidaten.
    Wenn hier jemand mit allem Schluß machen will, fährt er früh morgens auf den See hinaus, wenn alles noch schläft, und jagt sich eine Kugel in den Kopf, wo nur die Enten ihn hören können! Das spart ‘ne Menge Telefoneinheiten, fin dest Du nicht?
    Schreib mir doch mal. Wir holen unsere Post einmal die Woche in Atlanta, wenn Ramon in die Stadt fährt, um Dün ger, Pumpen oder ähnliches zu kaufen – Spielzeug für große Mädchen.
    Agathe-H é l è ne de Rothschild
     

The Lower East Side
    New York, N.Y.
     
    Vision,
    auch hier war letzte Woche Frühling, – Sonntag nach mit tag spazierte ich die Treppen vom Columbus Circle hinunter zum Central Park, der Geruch von Pisse stieg von den Klap pen auf, und ich wußte, wieder ein Jahr vorbei. Und in Deiner alten Nachbarschaft, Liebling, schliefen die Penne rin nen wieder auf den Stufen der St. Marks-Ambulanz, und die Nutten hatten Hot pants an, und die Polen vor Deinem Haus trugen wieder diese dunklen Hüte und Mäntel, als warteten sie auf den Beginn eines Begräbnisses. Jeder dachte, der Frühling sei gekommen. Und dann fiel das Thermometer an einem einzigen Nachmittag um 20 Grad, und es schneite am nächsten Morgen, Bob wurde an der Ninth Street über fallen, und jetzt sind wir wieder im richtigen New Yorker Winter.
    Im Flamingo gab es letzte Nacht ein „Weißes Fest“: zwei Muskelmänner traten in Windeln auf, der Baron Ambert war da, und zwei Ägypterinnen, die mit Sutherland herum liefen, fragten mich, ob sie sich ihre Mösen weiß malen soll ten! Ich erklärte ihnen, daß man unappetitliche Dinge nicht auch noch betonen solle. Sutherland behauptete, er sei nur gekommen, um die Abendzeitungen nicht zu enttäuschen; Hobbs erklärte ihm, daß eine Frau aus gutem Hause nur dreimal in der Zeitung stehen darf: bei ihrer Geburt, ihrer Hochzeit und ihrem Tod. „Ja, Liebes“, sagte Sutherland, „aber so wohlerzogen bin ich nun auch wieder nicht.“ Die Musik war schrecklich: diese Rollschuhbahn-Musik, die sie jetzt hervorholen, wo Discos das große Geschäft sind. Es war schon sechs und die meisten schon gegangen, als er endlich gute Sachen zu spielen begann. Gene Harris saß den ganzen Abend auf einer Bank mit einem göttlichen Puertoricaner, der ihn jedesmal, wenn ich hinsah, am Arm leckte, – ich war bald reif für die Klapsmühle.
    Soviel zum geistigen Leben hier – ich bin zur Zeit tatsäch lich so deprimiert, daß ich letzte Nacht, als mir Bob Cjaneo vic auf dem Gesicht saß, anfing darüber nachzudenken, wie flüchtig das menschliche Leben doch ist, egal was Du machst, – es endet immer mit dem Tod, uns ist nur so kurze Zeit gegeben, und alles ist, wie die Kirche zu Recht sagt, nur eitel und hohl. (Dadurch habe ich mich natürlich nur noch tiefer hineingewühlt, aber immerhin – auch nur solche Ge danken zu haben!)
    Vielleicht habe ich deshalb letzten Monat Cadwalader, Wicks ham & Taft im Stich gelassen. Es stimmt wirklich. Ich könnte nicht noch ein einziges Testament, eine Bürgschaft oder eine Aktennotiz schreiben. Deshalb habe ich angefan gen, auf den Strich zu gehen. Ich bin wirklich gut. Ich kann es wirklich mit jedem treiben: auch mit alten Männern oder Hasenscharten. Ich gebe auch Einl ä ufe, und ein Typ, der am Sutton Place wohnt, will nur mein nasses Haar riechen. Das ist wirklich ein leicht verdienter Hunderter! Ich habe auch einen wunderbaren alten Typen, der Drehbuchschreiber war, und wirklich jeden im Hollywood der Dreißiger kann te, und beim Ficken klingelt das Telefon, und es ist immer Joan Fontaine!!
    Ich mache auch eine Menge mit Jockstraps, fünfzig Dollar pro Mal (abzüglich dem Preis für den Jockstrap, den sie als Erinnerung behalten dürfen). Ich habe einen Kunden in der Sixty-forth Street, der mir Likör und Schlagsahne in den Jock strap gießt, ich stehe nur einfach da, und er holt sich dabei einen herunter!!
    (Es gibt einen großen Markt für schmutzige Unterwäsche und stinkige Jockstraps, wie man mir sagt, Liebling, – könn ten wir da nicht ins Geschäft kommen?)
    S u therland übrigens verbrachte gestern den ganzen Tag bei Bergdorfs voll im Fummel – in einem Halston George, den man für ihn aus dem Geschäft geschmuggelt hatte. Er wies die Verkäuferinnen an, die Rechnung für seine Ein käufe an eine Adresse in East Hampton zu schicken! Wen die Götter zerstören wollen, den machen sie erst größen wahn sinnig.
    Dein
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