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Taenzer der Nacht

Taenzer der Nacht

Titel: Taenzer der Nacht
Autoren: Andrew Holleran
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der dich glücklich ma chen soll, und merke dir, daß die große Mehrzahl der Schwulen nach einem Supermann suchen und es sehr schwierig finden, jemand so Gewöhnlichen zu lieben, wie ja unglücklicherweise die meisten von uns sind. Ach Gott, laß uns tanzen!“ sagte er, denn jetzt wurde Zulema gespielt.
    Der Discjockey mischte alte Stücke mit neuen, nicht wie die mittelmäßigen in der Stadt (die neue Stücke spielen müssen, Musik, die der Mob liebt; oder, noch schlimmer, Musik, die der Mob noch nicht kennt), und die alten Stücke brachten für die Leute hier die Magie ganzer Sommer zurück. Er tanzte mit John Schaeffer in einer Ecke, und das ermöglichte ihm schließlich, sich von der Musik überwältigen zu lassen und eine Ebene zu finden, auf der sie sich ohne Worte treffen konnten. Sie tanzten zusammen, als seien sie frisch verliebt, aber John Schaeffers Liebe rief in Malone nur ein düster hilf loses Schuldgefühl hervor. Sie standen einander an den gegenüberliegenden Enden einer Illusion gegen über. Und dann setzten diese ersten unvergeßlichen Schläge der Baßgitarre ein, diese ersten wenigen Noten des Stückes, das jeden im Twelfth Floor in ein gemein sames Geheul hatte ausbrechen lassen, diese ersten, sich wiederholenden tiefen Klänge, die Sutherland in jener Nacht ausgelassen hatten sagen lassen: „Jedes tiefe E ist wie der Stoß eines steifen Schwanzes.“ Dieser eigenartige Song hatte die Kraft – obwohl es einfach ein Stück war, das ein Jahr lang in den Diskotheken gespielt wurde, und nie das populärste war oder gar ein allgemeiner Hit –, die ganze Atmosphäre hier zu verändern. Malone zog John Schaeffer näher zu sich, schloß die Augen und sang die Worte von Patty Joe mit: „Make me believe in you, show me, that love can be true“, und seine Augen waren ganz verzückt, als er sie wieder öffnete.
    Er kam schweißgetränkt zum Balkon zurück, und das Hemd klebte ihm auf der Brust. Auf seinem Gesicht lag der Ausdruck strahlender Begeisterung; dieser Ge sichtausdruck, der die Leute denken ließ, Malone habe Speed genommen, auch wenn er es gar nicht tat. Es war die Freude über so viele Männer, die andere Män ner liebten. „Na, wie ist die Party?“ fragte er Suther land und hielt ihn an seinem behandschuhten Arm fest, als er in einem Wirbel von Taft vorbeischwebte. Sutherland hielt seine Zigarettenspitze in die Luft und sagte: „Auf einer Skala von Eins bis Null? Ganz un glaublich, mein Lieber“, sagte er und umarmte Malo ne. „Wirklich alle sind gekommen. Außer Pam Tow, Gott sei Dank ... bring nicht mein Haar durcheinander“, sagte er und zog sich zurück. „Mammi ist so froh. Das Schwein im Schlafrock war ausgezeichnet, die Musik ist göttlich, und jeder scheint auf derselben Droge zu sein, was ja so wichtig ist. Die Toiletten sind natürlich überfüllt von Schwanzlutschern, ich komme nicht ein mal zur Schublade mit meiner weltberühmten Samm lung seltener und antiker Valium-Tabletten. Bist du glück lich, Liebes?“ „Ja“, sagte Malone und umarmte ihn wieder. „Selbst John amüsiert sich, und Frankie ist der Star des Sommers.“ „Ich habe nie behauptet, du habest einen schlechten Geschmack“, sagte Sutherland in seiner singenden Stimme. „Er hat sich ein Haus in Free hold, New Jersey, gekauft“, sagte Malone, wäh rend sie sich einen Moment hinsetzten, und Sutherland seine Satin-Pumps auszog. „Erzähl“, sagte er und mas sierte sich einen Fuß. „Ja, er verdient jetzt 20.000 Dollar im Jahr, und hat Anrecht auf eine Pension. Sage nie mehr, Amerika sei kein Paradies für Arbeiter!“ „Das hat mein Großvater auch schon immer behauptet“, seufzte Sutherland. „Und wir haben nicht einmal das Geld für eine Busfahrkarte nach Denver. Naja, wir haben eben für andere Dinge gelebt“, lächelte er. Malone legte einen Arm um ihn und drückte ihn an sich. „Zumindest“, flüsterte er ihm ins Ohr, „haben wir tanzen gelernt. Das mußt du doch zugeben. Wir sind gute Tänzer geworden.“ „Und was im Leben“, meinte Sutherland, „könnte wichtiger sein als das? Nichts.“
    Melancholie stieg plötzlich in ihnen hoch, als sie so ruhig dasaßen, einander in den Armen, plötzlich für einen Moment müde, oder waren es die Jahre, und die Party schien wegzugleiten; und Malone, der vor Sorge um sein Leben schlaflos geworden war, wurde jetzt plötzlich schläfrig – Zeichen der Zufriedenheit – bis Suther land, der Malone glasig über die Schulter starr te, einen großen,
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