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Tablettenfee

Tablettenfee

Titel: Tablettenfee
Autoren: Gunter K. Kubicza
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Bianca«, war ihre kecke Antwort. Sie zupfte mit ihren kleinen, speckigen Fingern kurz an seinem roten Leibchen. Er musste das Gespräch beenden, denn eben schien es in eine Richtung zu driften, die ihm nicht geheuer war. Ohne recht zu wissen wofür, stammelte er eine Entschuldigung. Er trat einen Schritt nach hinten, zurück in Richtung Wohnung. Die Ettmann schien das Signal zu verstehen, denn nun machte auch sie am Absatz kehrt und verschwand mit einem kurzen Gruß hinter ihrer Eingangstüre. Bizarre Situation. Zu allem Überfluss hatte das Nilpferd seine Eingangstür geschmückt wie das Portal einer Trollhöhle. Rundherum standen Pflanzen und dazwischen befand sich allerlei Plunder aus Glas und Keramik. Dieser hätte allem Anschein nach die Funktion von Schmuck übernehmen sollen. Wirklich wichtig war, dass die Ettmann nicht Bianca hieß! Auch wenn die informative Ausbeute des Gesprächs zu wünschen übrig ließ. Er war im Moment froh, dass es nicht das Nilpferd war. Seine Gedanken kehrten zurück zu dieser mysteriösen Bianca. Da dürfte es ihn ja schön erwischt haben, wenn er sich sogar dazu hinreißen ließ, sein benachbartes Untier um drei Uhr morgens aus den Armen ihres arbeitslosen Metzgers zu reißen. Aus Hansis Armen. Udo war baff. Aber es blieb ihm nicht viel Zeit um verblüfft zu sein. Plötzlich ertönten Stimmen aus dem Stiegenhaus, die eindeutig von unten kamen. Es war die Hausmeisterin und sie klang hysterisch. Udo ging in die Nähe des Geländers, streckte seinen Kopf darüber und lauschte.
    Die Hausmeisterin sprach zu einer der Mieterinnen aus dem Parterre. Größte Empörung lag in ihrer Stimme.
    »Ja! Tatsächlich. Ich schwöre es Ihnen! ALLE!«
    Ihre Stimme überschlug sich. »Wer auch immer dieser Wahnsinnige war … Er hat alle Blumen im Beet ausgerissen. ALLE! Und wissen Sie, was er damit gemacht hat? Kommen Sie. Am besten sehen Sie es, wenn Sie aus einem der oberen Stockwerke aus dem Fenster gucken.«
    Er hörte Schritte. Dann ging ein Fenster auf und wieder ertönte die aufgeregte Stimme.
    »Er hat mit den Blumen den Schriftzug ›B I A N C A‹ ins Gras gelegt. Meine schönen Blumen!« Die Stimme wurde nervöser.
    »So ein kranker Typ. Dabei wohnt hier im ganzen Haus keine Bianca. Und so viel ich weiß, hat auch noch nie jemand mit diesem Namen hier gewohnt. Ich versteh das nicht. Wenn ich den erwische!«
    Das Fenster wurde wieder geschlossen. Instinktiv zog Udo seinen Kopf langsam nach hinten. Während das Stiegenhaus immer noch von lautem Gezeter und Geschrei erfüllt war, betrachtete er die Erde unter seinen Fingernägeln. Erde? War die schon die ganze Zeit da? Still und leise schlich er sich zurück in seine Wohnung. Vor der Schwelle in sein Reich bückte er sich noch kurz nach der Sonntagszeitung, die da immer noch vor seinem Fußabstreifer lag. Dann schloss er die Tür leise hinter sich. Erst als er wieder in Sicherheit war, atmete Udo beherzt durch.
    Dort, hinter der Tür, hob er nun die Flasche Bier in seiner Hand in Kopfhöhe und trank den Rest mit einem großen Schluck aus. Anschließend deponierte er die Zeitung auf der Kommode neben der Tür. Mit eiligem Schritt ging er noch mal zum Badezimmerspiegel. Dort klebte immer noch dieser rätselhafte Zettel. Abermals versuchte er die verschwommenen Buchstaben zu entziffern. Keine Chance. Nicht mal der Kryptologe Robert Langdon aus Dan Browns Romanen hätte Udo hier helfen können. Also hatte er vermutlich eine Traumfrau getroffen. Aber er hatte weder eine Erinnerung an sie, noch eine Nummer um sie zu kontaktieren. ›Gratuliere. Gut gemacht, Udo. Spitzenleistung!‹
    ›Das kann doch wohl nur ein schlechter Scherz sein!‹, er protestierte innerlich. Ein Gedanke flammte auf. Ob sich einer seiner Freunde einen Spaß mit ihm gemacht hatte? Aber als ihm einfiel, dass er eigentlich nur einen einzigen wirklich ›guten‹ Freund hatte und wohl kaum sonst wer so tollkühn gewesen wäre und das pink geschmückte Nachbartier mit eingebunden hätte, verwarf er den Gedanken gleich wieder. Aber wenn doch …? Udo begann unsicher zu werden.
    Wieder führten ihn seine Schritte in Richtung Bett. Udo suchte sein Handy. Es lag noch unter den restlichen Klamotten, die er vorhin vom Bett gefegt hatte. Udo drückte die Kurzwahltaste drei auf seinem vorsintflutlichen Tastenhandy und dann stand auch schon ›SCHNIBBI‹ fett am Display.
    ›TÜÜÜTTT!… TÜÜÜTTT!…. TÜÜÜTTT!‹, klang es hohl aus dem blechernen Hörschlitz des
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