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Tablettenfee

Tablettenfee

Titel: Tablettenfee
Autoren: Gunter K. Kubicza
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bereits sein Gehirn zermarterte?
    »Gute Frage!«, gluckste Udo mit aufkeimender Hoffnung endlich mehr zu erfahren. Dann ergänzte er: »Das würde ich auch gerne wissen. Aber woher wissen Sie von ihr?«
    »Woher ich von ihr weiß?«, mit Empörung stützte die Ettmann ihre
    dicken, aber kurzen Hände auf ihre Nilpferdhüften. »Naja, ich hatte ja keine Wahl.« Wild fuchtelten nun ihre kurzen Hände durch die Luft.
    »Als Sie mich herausgeläutet haben, haben Sie mich umarmt!
    Und mich geküsst. Und mir gesagt, dass …«
    Udo wurde leichenblass, das Blut schoss ihm in den Kopf.
    ›Abgeküsst? Stopp! Der Postflieger … ich muss ihn noch erreichen.
    Ich muss weg.‹ Blanke Panik beschlich ihn.
    »…und dass Sie so überglücklich sind und diese Bianca lieben!«, schloss aber zum Glück der Satz vom Nilpferd. Dennoch war sich Udo im Moment immer noch nicht ganz bewusst, was die dicke Ettmann ihm damit sagen wollte. »Was habe ich alles erzählt?«, fragte er nuschelnd und sah die dicke Ettmann dabei fast flehend an.
    »Dass Sie die Welt umarmen wollen, dass Sie mit mir tanzen möchten, und dass Sie diese – wer ist sie überhaupt – Bianca lieben. Aber dann kam mein Freund aus der Wohnung. Mein Gott, er ist ja so eifersüchtig.« Die dicke Ettmann klatschte die Hände vors Gesicht.
    »Der dachte wirklich, da wäre etwas zwischen uns beiden. Dieser Heißsporn! Er wollte sich eh schon mit Ihnen prügeln. Und dann haben Sie ihm zu allem Überfluss auch noch ganz überschwänglich einen Kuss gegeben. Das war ja auch der Grund, warum er zugelangt hat und Ihnen eine gewaltige Ohrfeige verpasst hat. Normal tut mein Schatz sowas nicht ...«
    So ein Glück aber auch. Udo schüttelte leicht den Kopf.
    Die Ettmann setzte eine besorgte Miene auf.
    Gut, damit war dann auch geklärt, woher die Kopfschmerzen kamen. Soweit sich Udo erinnern konnte, war der aktuelle Lover vom blonden Hippo mal Fleischer oder so gewesen. Denn es kam der Tag, da dieser lieber jeden Abend einen Kasten Bier leer trank und am kommenden Morgen – faul wie die Schweinehälfte im Kühlraum – liegen blieb und anfing die Arbeit zu vernachlässigen. Das war dann auch das Ende vom Lied und der Grund, warum sein Chef ihm schließlich kündigte. Und so kam es, dass es den bierliebenden Würstekneter direkt in die Arme von Udos Nachbartier getrieben hatte. So erzählte man es zumindest und auch Udo konnte dieser Geschichte einiges abgewinnen. Der Arme musste echt verzweifelt gewesen sein! Zumindest war das die einzige Schlussfolgerung, zu der Udo jetzt kam, während er die Ettmann so ansah. Während er noch in Gedanken schwelgte, bewegte sie ihren kleinen, runden Arm in die Richtung seines Gesichtes.
    »Ah, Sie haben ja sogar eine Beule.«
    Ein Schmerz durchfuhr Udo, als sie mit ihrem Finger gegen seine Stirn tippte. Da war er dann auch wieder, der Geruch nach Leberkäse.
    »Und wenn ich euch Heißsporne nicht mit einem Eimer kalten Wasser getrennt hätte, nicht auszudenken wie das ansonsten geendet hätte.«
    »Einen Eimer Wasser? Jetzt versteh‘ ich, warum meine Sachen so nass sind!«
    »Ja. Sollte ich denn zusehen, wie ihr euch prügelt? Sie sollten mir dankbar sein. Mein Hansi kennt da keine Grenzen – wenn er mal in Fahrt ist und denkt mich verteidigen zu müssen.«
    ›Hansi heißt der Bulle also. Na allerliebst‹, fuhr es Udo durch den Kopf. Der Ettmann gegenüber aber setzte er zu einem weiteren Versuch an mehr über Bianca zu erfahren.
    »Ja, aber habe ich sonst noch etwas gesagt? Wo ich sie getroffen habe oder wer sie ist? Oder habe ich vielleicht sogar einen Nachnamen erwähnt?« Die Ettmann schüttelte den Kopf und blickte ihn fragend an. Allem Anschein nach war sie erstaunt, dass nun sie nach Bianca gefragt wurde, wo doch Udo ihr am Vorabend all das erzählt hatte, was sie selbst von ihr wusste. Sie schüttelte abermals den Kopf. Die Frau ohne Vornamen wusste scheinbar wirklich nichts von einem Nachnamen oder einem Ort, wo man die sehnsüchtig Gesuchte finden könnte. Nachdem die Ettmann nicht weiterhelfen konnte, entstand plötzlich eine Stille. Beide standen im Flur und sahen sich an. Udo durchbrach etwas unbedarft diesen Moment der Verlegenheit.
    »Wie heißen Sie eigentlich mit Vornamen, Frau Ettmann?«
    Sie grinste, bleckte die Zähne und fuhr sich mit der dicken Hand entzückt durchs Haar. »Ich fühle mich geschmeichelt, junger Mann, dass Sie sich nach meinem Namen erkundigen.«
    Ups, war das eben falsch angekommen?
    »Leider nicht
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