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Taberna Libraria

Taberna Libraria

Titel: Taberna Libraria
Autoren: Sandra Dageroth
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kurzen Worten verblasste das Buch wieder.
    "Klingt immer noch ziemlich kryptisch." Silvana nagte an ihrer Unterlippe.
    Corrie stieß sie tadelnd an. "Kommt ganz auf die Sichtweise an - und darauf, was du erwartest. Ich für meinen Teil das Zweite Buch von Angwil. Und ich platze gleich vor Neugierde, wenn wir jetzt nicht endlich die Tür aufmachen!"
    Yazeem trat daraufhin wieder vor und hakte kurzerhand die Schlösser los, reichte sie an die beiden Freundinnen weiter und schob dann die Riegel zurück.
    Seine Finger legten sich behutsam um den geschmiedeten Ring.
    Doch er zog nicht daran.
    Abschätzend sah er über die Schulter zu den beiden Freundinnen.
    Beunruhigt erwiderte Corrie den Blick. "Glaubst du doch, dass es gefährlich ist?"
    Darauf grinste der Werwolf. "Ich musste nur gerade an die Schafe denken." Und mit einem Ruck öffnete er die Tür.
    Silvana, die bereits fluchtbereit gewesen war, entspannte sich wieder. "Unglaublich."
    Corrie hüpfte freudig auf der Stelle. "Ich habe es dir ja gesagt! Von wegen Troll!"
    "Nein, definitiv nicht."
    Hinter der Tür befand sich kein weiteres Zimmer oder ein Gang, aus dem wilde Monster auf sie zugestürmt kamen. Lediglich ein grob in den Fels getriebener Alkoven, nicht besonders tief, in dem ein schlichtes Steinpodest stand.
    Und auf diesem Podest lag ein dünnes Buch. Sein Einband war aus hellem, beinahe weißem Leder, die Seiten silbrig schimmernd und eine dicke, silberne Kordel hielt es geschlossen.
    "Endlich", flüsterte Yazeem und streckte vorsichtig die Hände aus.
    Doch gerade, als er unter den erwartungsvollen Blicken von Corrie und Silvana das Buch von seinem Platz nahm und den Staub herunter blies, geschah es.
    Der Staub verharrte kurz in der Luft und wirbelte dann empor zu Höhlendecke, anstatt zu Boden zu sinken, wie es
normal
gewesen wäre.
    Ungläubig folgten sie der Bewegung mit den Augen.
    Hatten sie doch eines der Rätsel falsch gelöst? Gab es noch eine raffinierte Hürde zu meistern, die nur Eingeweihte oder nur der Erbauer dieser Tür selbst kannte? Den er nicht mit in das Ätherische Buch aufgenommen hatte?
    Dort, wo der Staub hing, verdichtete sich sie Luft unterdessen immer weiter, begann eine seltsame Hitze auszustrahlen.
    Leises Knistern, wie bei einer statischen Aufladung, erfüllte die Stille.
    Der Werwolf war langsam zurückgewichen, bis er die beiden Freundinnen erreicht hatte und zog, von einem metallischen Schaben begleitet, sein Falchion.
    Dann explodierte der Staubcluster vor ihnen plötzlich und aus seiner Mitte löste sich eine Druckwelle, die durch das Gewölbe rauschte wie ein kleiner Komet.
    Ein seltsamer, süßlich-warmer Geruch breitete sich aus.
    Corrie fühlte sich undeutlich an etwas erinnert, das sie damit verband. Brennendes Sandelholz? Vanille?
Räucherstäbchen

    Langsam senkte sie den Arm wieder, den sie bei der Eruption schützend vor ihr Gesicht gehalten hatte, ebenso wie Silvana und Yazeem.
    Was sie vor sich erblickten, ließ ihnen den Atem stocken.
    Vor ihnen schwebte eine Gestalt.
    Zuerst war sie nur undeutlich zu erkennen, nicht mehr als ein bläuliches Flirren, doch dann wurden ihre Konturen schärfer.
    Und humanoider.
    Ein pechfarbener Zopf schaukelte an einem sonst kahlen Hinterkopf und spitze rote Ohren standen wie Hörner zu beiden Seiten des Schädels ab. Über einer Boxernase starrten ihnen tote, tiefschwarze Augenschlitze entgegen.
    Getragen wurde dieser Kopf von einem muskulösen Rumpf, der jedoch nicht in Beinen endete, sondern sich keilförmig in weißen, wabernden Rauch auflöste.
    Am schrecklichsten war jedoch an dieser Erscheinung das völlige Fehlen jeglicher Haut. Rohe, blaue Muskeln pulsten vor ihren Augen, als das Wesen sich reckte.
    Gefangen in einer Mischung aus Panik und Abscheu, vernahm Silvana Yazeems Stimme nur wie durch eine dicke Wand. "Ein Dschinn!"
    Corrie wich angsterfüllt hinter ihn zurück. "Erfüllen die nicht eigentlich Wünsche?"
    "Das hängt zumeist vom Meister ab …"
    Eine Stimme unterbrach ihn, die das Alter selbst zu sein schien. "Gebt mir das Buch!" Die Worte dröhnten in ihren Köpfen und schickten ihnen eine Gänsehaut über den gesamten Körper. "Vielleicht bin ich dann gnädig und lasse euch eure kleinen Leben."
    Corrie bemerkte atemlos, dass der Dschinn die wulstigen Lippen beim sprechen nicht bewegte und dass auch der Nachhall seiner Stimme fehlte, wie es ihre eigenen hier unten erzeugten. Seine Stimme war also nur in ihren Köpfen!
    Yazeem wirbelte herum und drückte ihr
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